Wenn die Zahlen da sind und so sind, dass wir handeln müssen. Falls wir haushalterisch etwas tun müssen, werde ich umgehend den Stadtrat informieren. Im Moment ist es noch nicht so weit. Aber das kann sich ändern.
Die Möglichkeiten der Stadt, Betrieben mit Coronaproblemen zu helfen, sind übersichtlich. Wo können Sie sich Unterstützung vorstellen?
Wir haben kürzlich mit Pro Bad Kissingen das Siegel "sicher einkaufen" vorgestellt und mit den Stadtwerken Anreize zum kostengünstigen Parken gesetzt. Demnächst erörtert der Stadtrat auch die Sondernutzungsgebühren für die Bewirtschaftung von öffentlichen Flächen. Das könnte schon ein bisschen helfen. Auch im Zusammenhang mit einem Hygienekonzept für Hotellerie und Gastronomie wollen wir etwas tun. Es wäre aber eine Illusion zu glauben, wir könnten als Stadt alles ausgleichen. Entscheidend ist ohnehin: Auf Dauer helfen uns nur Gäste und Kunden, die herkommen. Deshalb ist am Ende die einzige sinnvolle Geschichte, sich im Wettbewerb zu behaupten. Darauf müssen wir uns konzentrieren.
Die Konstellationen im Stadtrat haben sich anders entwickelt als von vielen gedacht. Erwarten Sie sich Auswirkungen durch die Wanderungen von der CSU zur DBK? Eigentlich könnten Sie ja eher unbelastet von alten Streitigkeiten an die Stadtratsarbeit gehen.
Ich war von der Entwicklung genauso überrascht wie viele andere. Ich habe aber angekündigt, dass ich zum Wohle der Stadt erst einmal mit allen zusammenarbeite, egal in welcher Fraktion sie sind. Der Stadtrat finde ich, hat einen sehr guten Start hingekriegt. Da ist parteiübergreifend gewählt worden, die Gewählten haben dadurch große Legitimation.
Werten Sie das Ergebnis der Wahl Ihrer Stellvertreter als Hinweis auf den Willen zur Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg?
Ja eindeutig. Ich interpretiere das als Bad-Kissingen-Koalition, die parteiübergreifend und gemeinwohlorientiert im Interesse der Stadt zusammenarbeitet.
Eine Personalfrage: Was sagen Sie zur Zusammenarbeit mit Gerhard Schneider, der ja Ihr Konkurrent bei der OB-Wahl war?
Ich habe schon vorher gesagt, dass ich ohne Verletzungen aus dem Wahlkampf gekommen bin. Das hat sich fortgesetzt, wie sich schon in den ersten Sitzungen gezeigt hat. Die Zusammenarbeit verläuft derzeit reibungslos.
Planen Sie neue Weichenstellungen in Personalfragen bei der Stadt?
Im Moment bin ich kritischer Beobachter und bilde mir eine Meinung. Ich weiß aber jetzt schon, dass wir perspektivisch stärker an Projekten arbeiten und manches noch ergebnisorientierter organisieren müssen.
Setzen Sie im Stadtrat auf Koalitionsbildung für längere Zeit oder suchen Sie sich von Fall zu Fall Mehrheiten?
Ich gehe erst einmal mit meinen Inhalten zum Stadtrat und suche mir für die Inhalte Verbündete. Ich hoffe sehr, dass wir breite Mehrheiten bekommen. Von daher würde ich sagen, dass ich eher auf den Stadtrat in seiner Mehrheit setze. Ich will aber Fortschritt und bin deshalb nicht auf Einstimmigkeit aus.
Was wären ohne Corona Ihre wichtigsten Ziele für das erste Jahr als OB gewesen?
Das Alumni-Management, das Thema Eishalle mit dem Ziel, die Basis für eine Bürgerhalle zu installieren und dann natürlich die Geburtenstation. Beim Alumni Management können wir schon etwas erreichen. Beim Thema Eishalle sage ich deutlich, die Voraussetzungen, mein Konzept umzusetzen, haben sich dramatisch verschlechtert. Die Zielsetzung war, Wirtschaft, Vereine, Landkreis und Stadt zusammenzubringen. Die Wirtschaft brauche ich im Moment aber nicht nach einer Beteiligung zu fragen. Die Verwaltungen haben zurzeit auch wichtigeres zu tun. Da wird man so ein Thema erst einmal hintanstellen müssen. Was aber nicht heißt, dass es vergessen wird. Bei der Geburtenstation ist es genauso. Damit kann ich in Zeiten von Corona schlecht zum Eli gehen. Aber wenigstens hat sich die Diskussion über die regionale Gesundheitsversorgung verändert. Die Zentralisierung steht nicht mehr im Vordergrund. Aus Risikogesichtspunkten wird man die Gesundheitsversorgung regionaler aufstellen müssen.
Wird die Stadt Dinge verschieben müssen?
Die Gefahr ist da. Das hängt davon ab, was der Staat tut und was es an Fördermaßnahmen gibt und was das angekündigte Konjunkturpaket bringt. Wir fahren auf Sicht und müssen bei allen Projekten, die im Haushalt stehen, sehen, was geht.
Ist die Neue Altstadt ein Kandidat für Verschiebung?
Was will ich da verschieben? Es gibt ja keine Finanzierung für das Projekt und es gibt auch keinen konkreten Projektplan. Ich muss das Vorhaben von Grund auf neu anschauen mit der Verwaltung und auf dieser Basis eine Finanzierung hinbekommen. Dafür brauche ich ein bisschen Zeit. Ich gebe mir selber erst mal ein Jahr, bis ich einen soliden Standpunkt dazu habe.
Das Gespräch führte
Siegfried Farkas.