Wenngleich vor Ort bis jetzt noch nichts von einem Boom der Elektroautos zu spüren ist, macht der Landkreis Bad Kissingen in Sachen Stromer jetzt mobil.
In den vergangenen zehn Jahren ist das Thema Elektromobilität, vor allem durch die neuen E-Bikes, mitten in der Gesellschaft angekommen. Auch der Landkreis Bad Kissingen will vorn dabei sein und setzt auf den Aufbau einer Infrastruktur. 2018 gab der Kreistag bei der EcoLibro GmbH (Troisdorf) ein Interkommunales Elektromobilitätskonzept in Auftrag, das vom Freistaat zu 85 Prozent gefördert wurde. Die Expertise ist da und wurde im Kreistag vorgestellt.
Michael Schramek, Geschäftsführer der Beraterfirma, zeigte auf, wie die kommunalen Bauhöfe sich auf Elektro-Fahrzeuge einstellen können und wo künftig im Landkreis öffentliche Ladestellen wichtig sind. Darüber hinaus machte Schramek Vorschläge, wie zum Beispiel den, dass man Pedelec-Touristen künftig an den Ladestationen, beispielsweise der Kurorte, Schränke für ihr Radgepäck anbieten sollte, damit sie unbeschwert die Sehenswürdigkeiten vor Ort besichtigen können.
36 E-Ladepunkte bis 2022
EcoLibro lässt in der Machbarkeitsstudie weitgehend offen, bis wann all diese Vorschläge greifen könnten. Lediglich in Bezug auf die Einrichtung notwendiger Ladepunkte im Landkreis werden die Berater konkret. Sie gehen davon aus, dass 2022 im Landkreis 36 E-Ladepunkte an öffentlichen Plätzen wünschenswert sind und vier Jahre später bereits 82 Ladepunkte gebraucht werden. Sollte der Boom bezüglich der Stromer tatsächlich einsetzen, müsste man laut Schramek 2030 schon 331 Ladepunkte im Landkreis vorhalten.
Das Jahr 2030 scheint in der Gesamtdiskussion zur Elektromobilität weltweit eine Art Stichdatum zu sein. Auf ein Verbot der Neuzulassung von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen bis 2030 setzen inzwischen nicht nur Norwegen, Dänemark und Schweden, sondern auch die Niederlande, Großbritannien, Irland, Frankreich, Island, Israel und China. In Deutschland hatte der Bundesrat bereits 2016 strikt gefordert, ab 2030 überhaupt keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr auf deutschen Straßen zuzulassen. Basis dafür war das Klimaschutzabkommen von Paris (Dezember 2015), bei dem sich 195 Staaten darauf verständigten, dass die Welt ab 2050 CO2-neutral sein soll.
Will man dieses Ziel erreichen, müsse man jedoch, so behaupten Fachleute, ein Verbot von Benzinern und Dieselfahrzeugen schon 20 Jahre früher starten. Aber ob sich das einfach so umsetzen lässt?
Frühzeitig planen
Der Landkreis Bad Kissingen will jedenfalls mit der Zeit gehen und frühzeitig planen. Brandneu ist das Thema E-Mobilität im Landkreis nicht. In den vergangenen Jahren hat sich diesbezüglich etliches getan. 2011 waren beispielsweise in Bad Kissingen bereits 22 E-Fahrzeuge angemeldet, im gesamten Landkreis insgesamt 54. Das Geschäft mit den Pedelecs boomte auch im Landkreis, so dass man hie und da bereits Ladestellen für die E-Bikes einrichtete.
2012 wurde die erste Elektrotankstelle für Pkw auf dem Bad Kissinger Salinenparkplatz in Betrieb genommen. Zwei Jahre später gab es dann schon zehn solcher öffentlicher E-Zapfstellen im gesamten Landkreis. Waren Ende 2017 im Landkreis erst 81 E-Fahrzeuge zugelassen, hatte sich diese Zahl Ende 2018 bereits mehr als verdoppelt.