Der kleine Friedrich hatte es eilig, zur Welt zu kommen - und hielt seine Eltern gehörig in Atem. Warum sein Geburtsort nun Niederwerrn ist, obwohl er in Wittershausen wohnt.
Die Geburt eines Kindes ist für Eltern immer eine spannende Sache. Wenn der Bub dann auch noch auf dem Weg zur Klinik unbedingt das Licht der Welt erblicken möchte, ist das für Mama und Papa ein besonders aufregendes Erlebnis. So geschehen am 29. Mai, als Luisa und Joachim Hein sich gegen vier Uhr morgens mit ihrem Passat auf den Weg zur Entbindung nach Würzburg machten und unterwegs auf einem Pendlerparkplatz anhalten mussten.
"Ich war am Abend vorher mit einer Freundin noch spazieren, nichts deutete darauf hin, dass die Geburt bevorsteht", erzählt Luisa Hein im Gespräch mit dieser Redaktion. Sie und ihr Mann gingen später schlafen. Gegen drei Uhr morgens sei sie dann aufgewacht und habe ein starkes Ziehen im Unterleib verspürt.
"Das hat dann plötzlich Fahrt aufgenommen und es kamen regelmäßige Wehen". Als dann die Fruchtblase platzte, sei klar gewesen: "Wir müssen los."
Stopp auf dem Pendlerparkplatz
Joachim Hein meldete sich schnell telefonisch bei der Würzburger Klinik. Dann half er seiner Frau ins Auto. Die dreijährige Tochter Lieselotte übernachtete unterdes glücklicherweise bei der Oma, erzählt Joachim Hein. Eigentlich sei er schon versucht gewesen, den Notarzt zu rufen. Aber seine Frau habe abgewunken. Und dann ging´s los Richtung Würzburg.
"Ich bin dann schon sehr schnell gefahren", erzählt der Vater und man merkt, dass er noch immer etwas aufgeregt ist, wenn er das Geschehen am vergangenen Samstagmorgen Revue passieren lässt. Doch sehr weit kamen die Eltern nicht. "Kaum waren wir bei Oberthulba auf die Autobahn gefahren, kam die erste Presswehe", sagt Luisa Hein. Beiden sei sofort klar gewesen: "Es geht los."
Zwölf lange Minuten des Wartens
Er habe die Abfahrt Wasserlosen genommen und das Auto auf dem Pendlerparkplatz bei Rütschenhausen angehalten, erzählt der Vater. Derweil hatte er schon auf dem Handy die Notfallnummer gewählt und dem Rettungsdienst beschrieben, wo er und seine Frau sich befinden.
Es dauerte nur zwölf Minuten, bis die Hammelburger BRK-Rettungskräfte samt Notarzt da waren, sagt Joachim Hein und lacht: "Aber zwölf Minuten können in so einer Situation ganz schön lang werden. Da hab ich einige Stoßgebete nach oben geschickt". Ein bisschen Muffensausen hatten beide, wie sie erzählen, auch, weil die Ärztin ihnen zuvor bei den Ultraschall-Terminen gesagt hatte, dass ihr Kind recht groß ist.
Doch als dann Notfallsanitäterin Rebecca Peters mit dem Notarzt kam und alles Weitere zur Geburt im Passat vorbereitete, waren die Heins schon etwas ruhiger. "Ich konnte da den Kopf schon spüren", erklärt Luisa Hein die Brisanz der Situation. Die Notfallsanitäterin habe sehr besonnen und menschlich gearbeitet, sagt die Mutter. Alles lief sehr gut. "Als Friedrich zur Welt kam, war er total fit", sagt die Mutter stolz. Natürlich bekam sie den Kleinen gleich auf ihre Brust gelegt. Und der Papa schnitt die Nabelschnur durch.
"Auch für uns im Rettungsdienst ist eine Geburt ein ganz besonderes Ereignis, das ich persönlich in meiner Karriere schon zweimal erleben durfte, allerdings nur einmal im Privatauto", sagt Rebecca Peters im Gespräch mit dieser Redaktion. Natürlich habe der Einsatz auch bei ihr mit Aufregung begonnen, sagt die hauptamtliche Notfallsanitäterin. "Aber gleichzeitig weiß man, dass man sich auf sein Team verlassen kann."
Nach Würzburg gefahren
Dann ging´s weiter Richtung Würzburg, wo Mutter und Kind in der Missio Kinderklinik versorgt wurden. Am nächsten Tag durfte der stolze Vater, zusammen mit Tochter Lieselotte, die beiden schon nach Hause holen.
Und dann hat er noch eine nette Anekdote parat: Denn offensichtlich war es zunächst nicht ganz klar, welchen Geburtsort man ins Familienstammbuch eintragen sollte. "Im Missio ist Friedrich ja nicht zur Welt gekommen. Ich fragte dann bei der Stadt Würzburg nach, ob wir ihn eintragen lassen sollen", erzählt Joachim Hein. Dort habe man ihm geraten, sich an die Gemeinde Niederwerrn zu wenden, zu der Wasserlosen, beziehungsweise der Parkplatz bei Rütschenhausen, gehört. In Niederwerrn ist Friedrichs Geburt nun auch registriert.
Inzwischen kann Joachim Hein ja schon wieder witzeln: "Ich hab mir als Gag ausgedacht, dass ich bei Google den Pendlerparkplatz Rütschenhausen als hervorragende Location zur Geburt eines Kindes empfehlen werde."