Nach Fußballvereins-Pleite: Sponsor Knauf soll für 11 Millionen Euro Schulden geradestehen - alles Betrug?

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Carlo Knauf (rechts) und der Präsident von Wacker Nordhausen, Nico Kleofas .
Carlo Knauf (rechts) und der Präsident von Wacker Nordhausen, Nico Kleofas .
Archivfoto: Dirk Pille
Die Ermittlungen um den Fußballverein Wacker Nordhausen gehen weiter.
Fußballrasen
StockSnap / Pixabay.com

Die Ermittlungen um möglicherweise vorgetäuschte Finanzhilfe für Wacker Nordhausen laufen weiter. Noch immer steht die Frage im Raum: ist eine Unterschrift des Sponsors Knauf echt - oder wurde sie gefälscht? Immerhin geht es um elf Millionen Euro Schulden, die bezahlt werden sollen.

Die lange Ungewissheit zehrt an den Nerven wie das Warten auf den Videobeweis beim Fußball. Vor über einem Jahr durchsuchte das Landeskriminalamt (LKA) Thüringen die Geschäftsstelle des Fußball-Viertligisten Wacker Nordhausen. Nach der Pleite sprach der Insolvenzverwalter von Forderungen über elf Millionen Euro. Aber bis heute ist unklar: Muss der unterfränkische Sponsor Carlo Knauf aus der Familie des Gips-Imperiums für Millionenschulden des Vereins geradestehen? Oder wurde seine Unterschrift unter eine Millionenbürgschaft gefälscht?

Der Verein nutzte jahrelang einen guten Namen aus der Wirtschaft, um Geldgeber zu gewinnen: Der Knauf-Konzern aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) betreibt in der Nähe von Nordhausen ein Zweigwerk. Und ein gutes Dutzend Zeitungsartikel belegen, wie seit etwa 2016 Carlo Knauf, Sohn des langjährigen Firmenchefs Nikolaus Knauf, bei Wacker Nordhausen als Gönner des heimischen Fußballs hofiert wurde. Medienvertretern gegenüber scheute Vereinschef Nico Kleofas demnach nicht einmal den Vergleich zwischen Knauf und Dietmar Hopp, dem Mäzen des Bundesligisten 1899 Hoffenheim.

Stille nach Turbulenzen: Alles Betrug?

Bei Kreditgesprächen mit dem Nordhäuser Sparkassen-Direktor soll der Verein versichert haben: Knauf sei es ein persönliches Anliegen, beim Aufstieg in die dritte und dann sogar zweite Liga dabei zu sein. So steht es im Bericht des Insolvenzverwalters. Kleofas sei es "immer nur darum gegangen, das Geld für die Verwirklichung dieser Zielsetzung zu bekommen".

Investoren liehen Wacker zuletzt noch rund eine Million Euro. Als 2019 Rückzahlungen ausblieben, gingen sie davon aus, Knauf würde für die Schulden geradestehen. Denn mit einer Bürgschaft mit Knaufs Unterschrift als Sicherheit hatte Präsident Kleofas sie erst zu dem Geschäft bewegt, sagt der Frankfurter Anwalt eines Investors, Matthias Schröder.

Ermittler durchsuchten die Geschäftsstelle des Vereins und bei Beteiligten. 2020 folgte der Rücktritt des langjährigen Präsidenten Kleofas - und dann die große Stille. Das nun schon 15-monatige Warten auf ein Ergebnis der Ermittlungen des LKA ist Gift - für den Verein wie für den guten Ruf des Weltmarkt-Unternehmens aus Iphofen, das sich für private Aktivitäten eines Knauf-Sohnes zu Unrecht an den Pranger gestellt fühlte.

Ergebnisse im September

Dessen Anwälte präsentierten ein eigenes Schriftgutachten, das beweisen soll: Die Gutmütigkeit des Förderers, der dem Verein und seinem ehrgeizigen Präsidenten lange öffentlichkeitswirksam zur Seite stand, soll eiskalt ausgenutzt worden sein. Seine Unterschrift unter einer Bürgschaft, die einen Teil der Millionen-Schulden abdecken soll, sei gefälscht.

"Zu meiner Person äußere ich mich in aller Öffentlichkeit und Deutlichkeit, dass ich in den angesprochenen Vorgängen niemals eine Unterschrift und irgendeine Urkunde gefälscht habe", sagte Kleofas der "Thüringer Allgemeinen" 2020. Gewiss ist das im Herbst 2021 immer noch nicht. Die Ermittlungen treten auf der Stelle. Auf Anfrage erklärt jetzt der zuständige Sprecher der Staatsanwaltschaft Mühlhausen, Dirk Germeroth: Die Ermittlungen des Landeskriminalamts wegen Urkundenfälschung, Insolvenzverschleppung und Betruges seien noch nicht abgeschlossen, die Akten weiter bei der Polizei. Er, so Germeroth, rechne erst im September damit, etwas Konkretes zum Ergebnis der Ermittlungen sagen zu können.

Manfred Schweidler