Ross und Reiter legen alljährlich den steilen Weg zur St. Georgs-Kapelle auf dem Senftenberg zurück. Das Wallfahrtskirchlein ist in Franken einzigartig.
Seit jeher beweisen Pilger, die zur St. Georgs-Kapelle auf den Senftenberg bei Gunzendorf wallen, Mut wie der heilige Drachentöter: Der Weg auf den Berg ist steil. Da gilt es, sein Pferd gut im Zaum zu halten, um nicht abzugleiten.
Zerstörung im Bauernkrieg
Bereits im 16. Jahrhundert ritten einzelne Bauern und Soldaten zum Senftenberg, um ihren Schutzpatron, den heiligen Georg, um Hilfe für Mensch und Tier anzuflehen. Nothelfer Georg hatte dort schon in der einstigen Veste Niedersenftenberg seit 1295 seine erste Kapelle. Im Bauernkrieg 1525 wurden Burg und Kirchlein zerstört. Während die Veste nicht wieder aufgebaut wurde, hat Georg seinen Ansitz behauptet: Er bekam eine neue Kapelle, 1668/69 wegen des großen Zulaufs an Wallfahrern eine dritte, die jetzige auf dem Senftenberg.
Die Wallfahrt ging über die Jahrhunderte und endete erst einmal 1848, als zwei Männer bei einer Rauferei beim Georgiritt ums Leben kamen. Doch seit 1951 darf sich der heilige Georg darüber freuen, dass um seinen Namenstag am 23. April wieder Reiter mit ihren Pferden zum Senftenberg heraufgeritten kommen, um seinen Schutz und Segen zu erbitten - so wie es eben einst der Brauch war.
Der Pfarrer auf dem Ross
Mutig auf dem Ross dabei ist der jeweils amtierende Pfarrer, ungeachtet ob erfahrener Reitersmann oder erstmals im Sattel. Der Pfarrer zelebriert den Wallfahrtsgottesdienst und segnet anschließend die zumeist aufwändig geschmückten Pferde.
Besonderen Mut ganz ohne Pferde bewies in der NS-Zeit der damalige Bamberger Diözesanjugendseelsorger Jupp Schneider. Die katholischen Jugendverbände waren verboten, Schneider stand unter Überwachung durch die Gestapo. Dennoch organisierte der Priester für die Jugend an den Pfingstmontagen der Jahre 1942, 1943 und 1944 Senftenbergtreffen. Gemeinsam mit ihm wallten die jungen Leute hinauf zur St. Georgs-Kapelle, feierten Gottesdienst und erlebten danach auf der Wiese vor der Kapelle Tanz, Singen und Spiel bis in den Nachmittag hinein.
Infos
Die Wallfahrtskapelle ist vom Frühjahr bis zum Herbst an den Wochenenden geöffnet. Ansonsten Schlüssel bei Familie Meusel im "Felsenkeller Senftenberg", Telefon 09545 / 70693.
Weitere Einkehrmöglichkeiten in Gunzendorf und
Buttenheim.
Regelmäßige Gottesdienste am "Georgiritt" (jedes Jahr am Sonntag vor oder nach dem Georgitag, dem 23. April). Ferner an drei weiteren Festtagen im Jahr. Die Kapelle wird außerdem auch für Hochzeiten genutzt.
Serie Im Rahmen unserer Sommerserie "Pilgern in Franken" stellen wir insgesamt sechs Pilgerorte aus dem Bereich des Erzbistums Bamberg vor: Vierzehnheiligen, Marienweiher, Gößweinstein, Senftenberg sowie Schlüsselau und Glosberg.