Mit Mut zum Unternehmertum

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Unternehmerinnen in Bad Kissingen (von links): Johanna Nemeth, Lidia Poppe, Stefanie Hippler und Katharina Horn Fotos: Julia Back
Unternehmerinnen in Bad Kissingen (von links): Johanna Nemeth, Lidia Poppe, Stefanie Hippler und Katharina Horn  Fotos: Julia Back

Bei einem Treffen in Bad Kissingen haben sich Frauen aus ganz Deutschland ausgetauscht. Vier Bad Kissingerinnen sprechen darüber, warum gerade Frauen gut an der Spitze von Firmen sind.

Bei einem Netzwerk-Event in Bad Kissingen sind mehr als 100 Unternehmerinnen aus ganz Deutschland zusammengekommen. Sie tauschten sich über ihre Projekte, Ziele, aber auch Probleme miteinander aus. Unternehmerinnen aus Bad Kissingen erklären, warum gerade auch Frauen Unternehmen führen und mehr Mut zum Unternehmertum haben sollten.

Johanna Nemeth (42): Betreibt mit ihrem Mann das Unternehmen Faber Feinkost

"Ich finde es total wichtig, dass Frauen Unternehmerinnen werden. Sie haben eine Feinfühligkeit und können toll mit Personal umgehen. Das sind einfach Qualitäten, die vielleicht ein Mann in der Art und Weise nicht hat. Ich habe selber mit meinem Mann zusammen ein Unternehmen und merke einfach, dass wir uns wunderbar ergänzen. Jeder bringt seine unterschiedlichen Qualitäten mit ein. Wir befinden uns gerade in einer recht schwierigen und herausfordernden Zeit, aber ich denke, gerade hier ist Mut einfach wichtig. Man muss die Zuversicht haben, dass es immer irgendwie weitergeht und dass man in jeder Krise auch eine Chance sieht. Hierbei können wir Frauen uns untereinander auch gut bestärken."

Dr. Lidia Poppe (41): Hautfachärztin, die mit ihrem Mann eine eigene Praxis führt

"Ich finde es extrem wichtig, dass Frauen sich in den unternehmerischen Bereich einbringen, weil sie einen anderen Blick haben - auch darauf, was für Frauen wichtig ist. Auch in traditionellen Branchen wie der Medizin haben sie einen anderen Blick für die neuen Herausforderungen, die es jeden Tag gibt. Als Frauen können wir uns gegenseitig stärken und gegenseitig Mut zusprechen, Dinge anzugehen. Ich habe beispielsweise kurz vor der Pandemie überlegt, eine Online-Sprechstunde anzubieten. Was heute ganz normal ist, darüber wurde damals gesagt, dass das Schwachsinn sei. Tatsächlich habe ich mich durchgesetzt und 2020 mit meiner Online-Sprechstunde begonnen. Mittlerweile gewinne ich 30 Prozent meiner Patienten der Laser-Ästhetik aus ganz Deutschland dadurch. Das hat mir beispielsweise wiederum mehr Raum gegeben, als Expertin für verschiedene Firmen zu arbeiten. Gerade diese Situationen sind es, in denen wir uns starkmachen müssen und kein Blatt vor den Mund nehmen dürfen, nur weil wir Frauen sind."

Stefanie Hippler (45): Leitet mit ihrem Mann Schuberts Wein & Wirtschaft und das Bratwurstglöckle

"Frauen braucht es als Unternehmerinnen, weil sie sich in ganz vielen Situationen ein bisschen besser einfühlen können. Zum Beispiel beim Thema Personal - denn manchmal ist ein Gefühl besser als alles, was man vorher gelernt hat. Das Bauchgefühl bei Einstellungsgesprächen zum Beispiel. Es gibt Momente, in denen man dasitzt und jemanden mit dem tollsten Lebenslauf und dem besten Leumund vor sich hat, aber irgendetwas in einem sagt ,Nein‘. Und dieses Gefühl bewahrheitet sich ganz oft. Dazu kommt, dass Frauen auch mehreres vereinen können, wie zum Beispiel Familie und Beruf. Wenn man das selbst hinbekommt, kann man sich auch auf Mitarbeiter besser einlassen. Man hat mehr Verständnis, schafft andere Zeiten oder Tätigkeiten, um Mitarbeiter zu halten. Damit auch diese die Möglichkeit haben, beides zu vereinen."

Katharina Horn (38): Inhaberin von Katharina Horn Kosmetik

"Ich finde es ganz besonders wichtig, als Frau eine Vision und Ziele zu haben. Wenn man sich dann auch einmal in schweren Situationen, wie zum Beispiel der Corona-Pandemie, befindet, ist man dann einfach standhaft und gefestigt. Weil man immer seine Ziele im Blick hat. Mut ist mir in diesem Kontext zu negativ behaftet. Ich mag es lieber, wenn man sagt, ,Ich habe meine Vision‘. Ich habe vier Kinder und mein Unternehmen bereits seit meinem ersten Kind. Was aus meiner Erfahrung daher ganz wichtig ist, ist Herzblut und die Liebe zum Beruf zu haben. Das braucht man, um dabeizubleiben. Es ist möglich, es im Beruf zu schaffen, auch mit Familie und kleinen Kindern. Mut ist hierfür aber zu wenig. Mit ,Du schaffst das schon!‘ ist es im Unternehmertum nicht getan - man muss klare Ziele haben."Julia Back