Klaus Werner (Grüne) kritisierte, dass die Ausrichtung sich von einem hochwertigen Seniorenwohnen wegbewege und sich stärker Richtung Pflege zuwende. Martina Greubel (DBK) äußerte sich skeptisch, welche Handhabe die Stadt hat, wenn der Investor nur die Wohnungen baut und das Hotel nicht realisiert.
2. Bürgermeister Toni Schick (DBK) verteidigte das Betreute Wohnen, weil der Investor die Wohnungen brauche, um das Hotel zu finanzieren. Die Entwicklung zu kleineren Wohnungen sah er aber ebenfalls kritisch: 40 größere Wohnungen, in denen fitte Senioren leben, wären besser aus Sicht des Einzelhandels und der Gastronomie, als stärker pflegebedürftige Menschen. "Das müssen wir mit einer Träne im Knopfloch feststellen", sagte Schick.
"In einigen Jahren wird das keinen mehr interessieren, wenn wir es schaffen, ein Symbol der Modernisierung Bad Kissingens an dieser Stelle zu errichten", erwiderte Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) auf Hörtlers Kritik. Die Stadt könne froh sein, dass an der Realisierung des Hotelprojekts gearbeitet wird. Wie das Betreute Wohnen ausgestaltet wird, ist eine freie unternehmerische Entscheidung, auf die der Eigentümer besteht. "Ein Hotelneubau ist keine triviale Sache. Die Einstellung von Banken zu Hotels ist in der Nach-Corona-Phase nicht gut", betonte Vogel. Wie schwer es der Branche fällt, Vorhaben zu finanzieren, habe Bad Kissingen beim Rückzug des Thermenhotel-Investors vor kurzem erst zu spüren bekommen.
Emotionale Entgegnung vom Alt-OB
Alt-Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) reagierte mit einem emotionalen Ausbruch. "Ich bin fast entstetzt", rief er den Kritikern zu. Seit 2010 werde eine Hotelnachfolge am Kurgarten gefordert. Kurz vor dem Baustart dürfe das Vorhaben nicht vom Stadtrat schlechtgeredet werden. "Wir haben hier einen Investor, der in einer Zeit, in der durch Corona der Tourismus am Boden liegt, Millionen nach Bad Kissingen bringt; der sich unseren Regularien unterwirft und der sich einen Fassadenwettbewerb leistet", sagte Blankenburg.
In Bezug auf die Zimmeranzahl werde das neue Hotel sogar noch größer als das vorherige Kurhaushotel. Der Investor habe beim Kauf des Grundstücks einen Vertrag mit dem Freistaat geschlossen, in der das Hotelvorhaben festgehalten ist. Zudem muss der Investor auch einen Durchführungsvertrag mit der Stadt abschließen. Blankenburg sieht Bad Kissingen gut abgesichert. "Ich glaube, dass wir dort ein sehr gutes Hotel bekommen, wenn wir es nicht in letzter Sekunde versemmeln", sagte Blankenburg. Der Stadtrat stimmte den Änderungswünschen letztlich mit großer Mehrheit, bei 22:4 Stimmen zu. Die Gegenstimmen kamen von der Fraktionsgemeinschaft CSU und Zukunft Bad Kissingen.
Laut Bauamtsleiterin Christine Schwind wird die erneute Öffentlichkeitsbeteiligung bis Mitte November laufen, der Durchführungsvertrag soll bis Dezember unter Dach und Fach sein. Das Bauamt rechnet mit einer zeitnahen Vorlage des Bauantrages, ein Baubeginn Anfang 2022 ist damit formell möglich.