Das St.-Elisabeth- Krankenhaus erzeugt seit Dezember die Hälfte des benötigten Stromes selbst. Ob im Sommer Abwärme für das benachbarte Terrassenbad übrig bleibt, soll erst noch geprüft werden.
Im Keller des St.-Elisabeth-Krankenhauses steht neuerdings ein Lkw - nur die Räder fehlen und das Führerhaus und die Ladung: Dafür brummt ein Sechs-Zylinder-Motor, gut eingehaust, damit es nicht so laut ist. "Der läuft in 900 Stunden so rund 100 000 Kilometer", zieht Stefan Herterich, stellvertretender Technischer Leiter, einen Vergleich zum Straßenverkehr.
Allerdings bewegt sich der Motor dabei keinen Meter, sondern erzeugt elektrische Energie und Wärme für die Einrichtung.
Im Sommer Verbrauch höher Am 19. Dezember ging das neue Blockheizkraftwerk (BHKW) des Bad Kissinger Krankenhauses in Betrieb. 140 Kilowatt elektrische und 207 Kilowatt thermische Leistung liefert es.
Wenn der Motor ständig am Limit laufen würde, würde er im Jahr also rund 1,2 Millionen Kilowattstunden oder 1,2 Giga-Wattstunden liefern. "Wir decken mit dem Kraftwerk etwa die Hälfte unseres Strombedarfs", rechnet Herterich vor. Im Winter sei der Anteil sogar etwas höher, denn: Das Krankenhaus braucht im Winter weniger Strom als im Sommer.
"Das liegt vor allem an den Kühlungen: Im Winter können wir Serverräume und Geräte mit Außenluft kühlen, ab etwa 10 Grad geht das nicht mehr."
Ob das BHKW auch die Klimaanlagen im Sommer durchgehend mit Strom versorgt, hängt davon ab, ob dann genügend Wärme abgenommen wird: "Im Sommer erhitzen wir nur unser Brauchwasser damit", sagt Elektromeister Georg Schmitt, der mit Herterich und drei weiteren Kollegen die Haustechnik des Bad Kissinger und
des Hammelburger Krankenhauses betreut. Das Brauchwasser im Krankenhaus müsse besonders hoch erhitzt werden, um Keinbildung zu vermeiden. Zudem stehen noch zwei 3000-Liter-Kessel als Pufferspeicher zur Verfügung. Wenn das allerdings alles heiß ist, würde das Blockheizkraftwerk abschalten.
Kosten: Rund 350 000 Euro Betrieben wird das Blockheizkraftwerk - wie auch die Heizung nebenan - mit Erdgas.
Große Umbauten waren für die 3,40 Meter lange, 90 Zentimeter breite und 1,70 Meter hohe Anlage nicht nötig: "Wir nutzen den Kamin von einem ehemaligen Dampfheizkessel, es mussten nur wenige Anpassungen vorgenommen werden", berichtet Herterich. 350 000 Euro hat das Kraftwerk gekostet. "Das rechnet sich innerhalb von drei Jahren", ist sich Georg Schmitt sicher, auch wenn natürlich regelmäßige Wartungen nötig seien und bis dahin der ein oder andere Kolben
gewechselt und etliche Liter Getriebeöl nachgefüllt werden müssen.
Mit der Notstrom-Versorgung des Krankenhauses hat das BHKW nichts zu tun: "Wir haben nach wie vor unsere beiden Diesel-Aggregate", sagt Georg Schmitt. Diese laufen nur eine Stunde im Monat zur Probe: "Damit sie auch anspringen, wenn sie benötigt werden." Und zwar sofort: Spätestens zehn Sekunden nach einem Netz-Ausfall übernehmen sie die Versorgung der beiden Netze: das M-Netz für die
medizinischen Geräte und das allgemeine G-Hausnetz. "Viele Geräte sind zusätzlich noch batteriegepuffert", berichtet Schmitt. OP-Lampen und Beatmungsgeräte gehen also nie aus: "Da flackert es nicht einmal."
Theoretisch könnte das Krankenhaus auch Strom ins öffentliche Netz einspeisen. "In den ersten vier Wochen ist es aber noch nie vorgekommen, dass Strom übrig war", sagt Herterich.
Und Wärme? Grünen-Stadtrat Richard Fix hatte beantragt, dass die Stadt beim Krankenhaus wegen Abwärme für das Terrassenbad anfragt. "Das wird noch geprüft", weiß Schmitt. Pressesprecherin Kristin Brunner macht allerdings wenig Hoffnung: "Da das Blockheizkraftwerk jedoch rein für die Eigenversorgung des St. Elisabeth Krankenhauses konzipiert und komplett ausgelastet ist, wird es uns voraussichtlich nicht möglich sein, hier Unterstützung zu
leisten."
Eigentümer Die "St. Elisabeth-Krankenhaus GmbH Bad Kissingen" und "OrthoCliniC Hammelburg" befinden sich noch im Eigentum der Rhön-Klinikum AG und der Carl von Heß`sche Sozialstiftung. Die AG kaufte das "Eli" 2004, im Jahr 2007 kam das Hammelburger Krankenhaus dazu. 2008 wurde dort eine Portal-Klinik errichtet. Nach dem Verkauf im Herbst steht voraussichtlich für Ende Februar der Eigentümerwechsel zu Fresenius/Helios an.
Wirtschaftsdaten
Die Häuser haben zusammen 310 Krankenbetten und betreuten 2013 rund 14 000 stationäre Patienten. Insgesamt erwirtschafteten die 553 Mitarbeiter im vergangenen Jahr einen Gesamterlös von 43,4 Millionen Euro.