Der Zweigverein der Motorflieger hat seine Maschinen zurzeit wegen der Auseinandersetzung in Bad Neustadt.
Die Nachricht, dass es im Kissinger Fliegerclub Streit gibt, hätte wenig Neuigkeitswert. Selbst Mitglieder kommen im Gespräch über die Lage am Flugplatz in der Au spätestens im zweiten Satz auf die Meinungsverschiedenheiten, die das Vereinsleben seit Jahren begleiten. Die Heftigkeit, mit der aktuell eine Auseinandersetzung zwischen den Motorfliegern auf der einen Seite und Segelfliegern, Motorseglern sowie Gesamtverein auf der anderen geführt wird, ist aber doch eine
Nachricht wert. Denn diesmal geht der Streit um eine Halle so weit, dass die Motorflieger ihre Maschinen schon eine Weile in Bad Neustadt stehen haben.
Die Wurzeln des aktuellen Streits reichen zwei Jahre zurück. Damals übereignete die Stadt dem Fliegerclub und seinen Zweigvereinen das Flugplatzgelände, die betreffende Halle, Vorfeld, und Flugfeld zur Nutzung.
Damit, erklärte das Rathaus damals, sollte der für die Stadt wichtige Flugverkehr auf Dauer gewährleistet werden. Die Vereine, die Gelände und Einrichtungen dort nutzen, bekämen Planungssicherheit. Und die Stadt selbst werde frei von Unterhaltslasten. Lediglich der Unterhalt für den Tower, das Turniergebäude und das Turniergelände blieb bei der Stadt.
Die neuen Möglichkeiten und die mit dem Eigentum verbundenen Pflichten entwickelten sich
für den Verein intern aber Schritt für Schritt zum Streitfall. Rudolf Schikora, der Präsident des Gesamtvereins, berichtet, unter anderem sei der Verpflichtung zu Reparaturen an der Halle lange nicht nachgekommen worden. Deshalb habe der Gesamtverein beschlossen, die Verantwortung und damit auch das Sagen für die Halle auf die Segelflieger zu übertragen.
Gleichzeitig, so Schikora, sei festgeschrieben worden, dass Motorflieger und Motorsegler ihre Plätze darin zu günstigen Preisen mieten könnten.
Abstimmung zwei gegen einen Besagten Beschluss fassten die Vertreter der Segelflieger und der Motorsegler gegen das Votum der Motorflieger. Und das ist wohl der Kern des Problems.
Die Motorflieger sagten, berichtet Präsident Schikora, der selbst aus den Reihen der Segelflieger kommt, die Frage hätte nur einstimmig entschieden werden dürfen. Die anderen sähen das aber anders.
Grundsätzlich spiele zudem Psychologie eine große Rolle. Die Motorflieger müssten nun darauf hören, was die anderen sagen. Früher hätten die Motorsegler immer mit den Motorfliegern gestimmt.
Diesmal hätten diese sich eben auf die Seite der Segelflieger geschlagen.
Wer in den Teilverein der Motorflieger hinein horcht, der vernimmt große Aufregung über den Vorgang. Und auch Hubert Schultheiss, der Vorsitzende der Motorflieger, sagt: "Wir sind der Meinung, das ist nicht richtig, dass die die Halle übernehmen." Trotzdem gehört Schultheiss nicht zu den Falken unter den Motorfliegern.
Natürlich liege es nahe, die Sache auszufechten, wenn es nicht zu einer gütlichen Einigung kommt. Ganz ausschließen lasse sich ein Gerichtsverfahren deshalb nicht. Durch einen Prozess werde das Tuch zwischen den Zweigvereinen aber letztlich "ganz durchschnitten". Da findet Schultheiss es dann doch besser, sich vorher zu einigen.
Es gebe innerhalb des Vereins eine Art Ältestenrat, einen Schiedsausschuss, der müsse sich mit der Frage beschäftigen.
Zudem spricht Schultheiss vom Vorsitzenden eines Nachbarvereins, der als Mediator tätig sei. Vielleicht helfe ja auch ein Gütetermin vor Gericht. Er sei jedenfalls der Meinung, "dass wir es schaffen müssen, zu einer Einigung zu kommen".
Als günstigen Umstand wertet Schultheiss, dass die Flugsaison in Bad Kissingen praktisch vorbei sei. Wegen der im Winterhalbjahr zu weichen Wiese könne in der Au oft bis ins Frühjahr kaum geflogen werden.
"Dadurch gewinnen wir Zeit, noch einmal darüber zu reden."
Wenn die streitenden Parteien sich doch noch einigen, wäre das auch im Sinne der Stadt. "So wie es ist, gefällt uns das nicht", erklärte Pressesprecher Thomas Hack auf Anfrage. Das Rathaus werde sich in die Sache einschalten, kündigte er an.