Es sollte nicht sein: Michael Wehner wollte wieder einen Filmpreis, doch er hat es nicht unter die 99 Besten geschafft.
Vor gut zehn Jahren hat Mediengestalter Michael ("Micky") Wehner aus
Morlesau zusammen mit Andrea Mohr bei einem bundesweiten Kurzfilmwettbewerb des Familienministeriums den Hauptpreis abgeräumt (wir berichteten). Der Sieg brachte neben einiger Aufmerksamkeit 5000 Euro Preisgeld.
Zeit für Wehner, in seiner professionellen Medienwerkstatt daheim samt Film- und Musikstudio an einem neuen Coup zu feilen. Der 52-Jährige beteiligte sich am aktuellen Kurzfilmwettbewerb "99 Sekunden". Dabei geht es um 9999 Euro.
Botschaft knackig verpackt
Bundesweit waren Filmemacher 99 Stunden lang aufgerufen, eine beliebige Botschaft knackig zu verpacken. Einzige Vorgabe war es, sich als "Zwilling" doppelt ins Bild zu bringen.
Die Resonanz war riesig. "3500 Sendungen gingen ein", sagt Marco Metternich von der Agentur 99-Fire-Films in Berlin. Die letzten Tage haben sich Jury-Mitglieder schier die Augen eckig geschaut, um ihre potenziellen 99 Favoriten für den Sieg ins Internet zu stellen. Seit gestern, Donnerstag, 8. Februar, kann nun das Publikum per Mausklick abstimmen, wer am Ende den Siegertitel einfährt. Doch auch schon der engere 99er-Kreis der Filmkünstler gewinnt. Diese Auserwählten werden am Donnerstag, 16. Februar, zur großen Präsentationsgala nach Berlin eingeladen.
Wehner hat es allerdings nicht unter die 99 Auserwählten geschafft. "Ich habe wahrscheinlich wenig Chancen", hatte er aber schon selbstkritisch im Vorfeld eingeräumt. Andere Teams könnten auf Schauspieler, professionelle Kameras und Beleuchtung zurückgreifen. Beim Dreh in Morlesau ging es spartanischer zu. "Ich habe eine spontane Idee umgesetzt", umreißt der kreative Kameramann seine Inspiration.
Er zeigt in seinem Filmchen ein Missgeschick beim Stillen der Nikotinsucht. Seine Zigarettenschachtel fällt in den Putzeimer. Für dringend benötigten Ersatz am dörflichen Zigarettenautomaten braucht er Münzen. Dafür untersucht er alle Geldquellen im Haus. Vergeblich! Mit einem Geldschein macht er sich auf den Weg. Am Automaten trifft er seinen vermeintlich autofahrenden, elfjährigen Sohn. In der Schlusseinstellung tritt Wehner seinem besseren Gewissen gegenüber.
Diese Wendung bringt dem Filmemacher die geforderte Einstellung mit dem "Zwilling" und letztlich eine Botschaft: Der Verzicht auf Zigaretten macht das Leben unkomplizierter und gesünder. "Wenn es mit einem Preis nichts wird, dann hatte ich wenigstens eine Stunde Spaß", sah der Künstler der Abstimmung gelassen entgegen.
Zweite CD in Arbeit
Wehner hat noch mehr vor. "Die Musik ist mein Leben", sagt er. Die Filmerei ist dabei zusätzlich herausgesprungen. Nach zwei Bandscheibenvorfällen hat der gebürtige Hofheimer vom Gas- und Wasserinstallateur zum Mediengestalter umgesattelt. Die Liebe brachte ihn nach Morlesau. Mit drei kleinen Videokameras dreht er Imagefilme, Familienfeiern und was sich sonst anbietet. Für seine Hardrock-Band Brain Damage hat er 2014 die erste CD aufgenommen. Bis auf das Schlagzeug spielte er alle Instrumente selbst und hat das Ergebnis in seinem Tonstudio abgemischt. Vom Fachmagazin Rock Hard ist es zum Demoband des Monats gewählt worden.
Für die zweite CD wird mit Musikerkollegen in Sennfeld geprobt. Sie soll am 27. Mai im Stadtbahnhof Schweinfurt vorgestellt werden.
Nicht ganz ausgeschlossen, dass Wehner auf diese Weise an seine Plattenerfolge in den 1980er Jahren mit der Gruppe Vendetta anknüpft. Eine Berliner Firma brachte von zwei Trash-Scheiben weltweit je 30 000 Platten an das hardrockende Publikum. "Heute wäre man damit auf Platz eins der Verkaufszahlen", spielt Wehner schmunzelnd auf den schwierigen Musikmarkt im Zeitalter der Digitalisierung an.
Viel Idealismus braucht es auch bei anderen Bandprojekten und beim Betreuen von Tonaufnahmen junger Bands im Namen der Interessengemeinschaft Rock.
Wer sich an der Abstimmung beteiligten möchte, kann unter
99fire-films.de seine Favoriten ganz nach oben klicken.
dübi