Höchste Waldbrand-Gefahr: Was ein Pilot aus Grettstadt und ein Förster aus Bad Neustadt bei der Luftbeobachtung aus einer Cessna alles sehen.
Es ist heiß an diesem Nachmittag auf dem Flugplatz Schweinfurt-Süd. Trotzdem schiebt Benjamin Schumacher eine viersitzige Cessna aus dem Hangar auf den Flugvorplatz. Zieht die fast 1000 Kilo schwere Maschine eigenhändig rund 50 Meter übers Flugfeld. Schumacher, 31 Jahre, aus Grettstadt, gehört der Flugbereitschaft Unterfranken der Luftrettungsstaffel Bayern an. Sein Luftbeobachter für diesen Flug ist Matthias Lunz, ein 32-jähriger Förster aus Bad Neustadt.
Die beiden Männer werden zwei Stunden die Waldgebiete des östlichen Unterfrankens abfliegen. Ihre Aufgabe angesichts höchster Waldbrandgefahr in Unterfranken: Rauchsäulen in oder nahe den Wäldern erkennen, Waldbrände melden und im Brandfall Feuerwehren an den Brandort lotsen. "Vorbeugende Luftbeobachtung" nennt sich das.
Unter dem Radar auf Sicht fliegen
"Ready?", fragt Schumacher. "Ready!", bestätigt Lunz. Die Maschine hoppelt und holpert über die unebene Graspiste in Richtung Osten, beschleunigt, hebt ab. Einen Fluglotsen, der dem Piloten den Start freigeben und die Flugroute überwachen könnte, sucht man auf dem Flugplatz Schweinfurt-Süd vergebens. "Wir fliegen unterm Radar, und wir fliegen auf Sicht", hat der Pilot vor dem Start bestätigt. Während des Flugs zeigt Luftbeobachter Lunz öfter mal auf Teilgebiete, die er sich genauer anschauen möchte. Die Cessna ist auf der Strecke von Schweinfurt in Richtung Unterschleichach seit ein paar Minuten unterwegs, als der Luftbeobachter eine ungewöhnliche Luftbewegung entdeckt. Hat sich dort unten ein abgemähtes Feld entzündet? Um das herauszufinden, legt Pilot Schumacher die Cessna in die Kurve und fliegt überm Suchgebiet kleine, immer enger werdende Kreise. Schon hat Lunz die Ursache identifiziert: "Eine Windhose!", ruft er. Er macht sich auf seinem Handy eine Notiz; wird das Phänomen später nicht in den Bericht aufnehmen, den er der Regierung von Unterfranken nach dem Flug schickt: "Um gefährlich zu sein, müssten Windhosen größer sein als diese hier."
Es braucht eine Ausbildung
Um Luftbeobachter für die Bezirksregierung zu werden, reicht es nicht, nur aus einem Flugzeugfenster schauen zu können. Dafür braucht es eine Ausbildung, etwa beim Schweinfurter Lufbeobachtungsausbilder Peter Wiggen. "Die Leute müssen flugtauglich sein, das ist schon mal das Erste", hat Wiggen vor dem Flug im Schatten des Schweinfurter Hangars erzählt. Er bringt im Auftrag der Regierung von Unterfranken neuen Luftbeobachtern bei, wie man kartiert und auch, wie man den Digitalfunk BOS benutzt - jenes Funknetz, über das sich Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienste verständigen.
Neue Luftbeobachter rekrutiert die Regierung von Unterfranken aus der öffentlichen Verwaltung; die Bewerber kommen aus Landratsämtern, der Regierung selbst, aus der Berufsfeuerwehr oder, wie Lunz, aus dem Forstwesen.
Wiesen kaum von abgemähten Felder zu unterscheiden
In dem kleinen Flugzeug ist es heiß. Aus knapp 1000 Metern Höhe ist gut zu sehen, was Dauerhitze und Trockenheit dem Boden angetan haben: Ehemals grüne Wiesen sind gelb und verbrannt, lassen sich farblich kaum von abgemähten Feldern unterscheiden - und das ist, erklärt Lunz, für Anfang August sehr ungewöhnlich.
Gerade rund um den Rekordhitze-Ort Kitzingen sind Wälder erkennbar geschädigt. Richtung Rhön werden die Wälder dichter, größer und dunkelgrüner:Im Mittelgebirge regnet es eben doch noch mehr als im Kitzinger Weinanbaugebiet. Über der Rhön weht der Wind auch stärker, was dazu führt, dass die kleine Cessna ab und zu mal ein paar Meter absackt.