Bahn-Ärger: Ehepaar nach Urlaub gestrandet in Ebenhausen

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Nach einem sonnigen Urlaub im 2000 Kilometer entfernten Andalusien sind Anneliese und Günter Rüth ausgerechnet kurz vor der Heimat mit ihrem Gepäck am Bahnhof Ebenhausen gestrandet. Foto: Ralf Ruppert
Nach einem sonnigen Urlaub im 2000 Kilometer entfernten Andalusien sind Anneliese und Günter Rüth ausgerechnet kurz vor der Heimat mit ihrem Gepäck am Bahnhof Ebenhausen gestrandet. Foto: Ralf Ruppert

Das Ehepaar Rüth hatte einen schönen Urlaub in Spanien und eine reibungslose Heimreise - bis zwölf Kilometer vor dem Zuhause. Wegen eines Kabelschadens wurden die beiden auf Busse verwiesen, warteten aber zusammen mit Schülern vergeblich.

Sonnige Tage in Andalusien liegen hinter dem Ehepaar Rüth aus Garitz. "Das war ein Geschenk zur Goldenen Hochzeit und zum Geburtstag", berichtet Günter Rüth. Der 73-Jährige ist seit 50 Jahren mit seiner Anneliese (72) verheiratet, das feierten die beiden im sonnigen Süden. "Es ist alles wunderbar gelaufen, bis wir nach Ebenhausen kamen", erzählt er von der Heimreise.
Dort war dann endgültig Schluss mit Sonnenschein: Bei Wind und Kälte warteten sie auf den angekündigten Schienenersatzverkehr, nach einer Stunde ließen sie sich durchgefroren abholen.

Schüler nahmen sich schulfrei

Das Ehepaar Rüth ist eigentlich durchaus genügsam: "Wir sind abends um 23 Uhr gelandet, der nächste Zug ging halt erst um 4.30 Uhr", erzählt Günter Rüth. "Das wussten wir ja und konnten uns drauf einstellen, wir haben uns einfach am Flughafen ausgeruht." Die Fahrt im ICE, das Umsteigen in Würzburg und Schweinfurt: "Alles reibungslos." Dann kam die Ankündigung im Zug: "Uns wurde gesagt, dass vor dem Bahnhof ein Bus abfahrbereit steht", berichtet Rüth. Alles, was sie vor dem Bahnhof antrafen, waren rund drei Dutzend Fahrgäste, die ebenfalls warteten. "Ein Geschäftsmann hatte einen wichtigen Termin in Hammelburg", sagt Rüth. Auf fünf Schüler der Bad Kissinger Realschule wartete ein wichtiger Englisch-Test, sie holten ihre Eltern zu Hilfe.

"Die Schüler haben bei uns angerufen, wir haben also immerhin gewusst, was Sache ist", berichtet Beate Gründel, Konrektorin der Realschule. Auch die Schule habe sich übers Landratsamt um eine Lösung bemüht. Einige Schüler gingen nach der Mindest-Wartezeit von einer halben Stunde einfach nach Hause, andere warteten: Kurz vor 9 Uhr sei ein Bus gekommen, die meisten Schüler aus dem Bereich Oerlenbach seien gegen 9.30 Uhr zum Unterricht gekommen.

Streckenkabel beschädigt

"Das kommt vielleicht ein bis zwei Mal im Schuljahr vor", schätzt Konrektorin Gründel. Und: "So extrem wie dieses Mal habe ich es aber noch nicht erlebt." Auch ihre Kollegin Gerhild Ahnert vom Jack-Steinberger-Gymnasium bestätigt, dass immer wieder Schüler zu spät kommen: "Das kommt schon öfter mal vor, aber bei den Bus-Verbindungen ist es noch schlimmer", nimmt sie die Bahn sogar noch in Schutz.

Weiteres Problem der Rüths: "Wer hat schon die Nummer des Taxi-Unternehmens im Handy eingespeichert?" Durchgefroren holten Günter Rüth schließlich seine Schwester aus dem Bett, die das Paar abholte, lange bevor der Ersatzbus endlich kam. Was war passiert? "Bei Kabelarbeiten am frühen Dienstagmorgen ist zwischen Ebenhausen und Bad Kissingen ein Streckenkabel beschädigt worden", sagte gestern auf Nachfrage ein Sprecher der Deutschen Bahn. Ab etwa 4.45 Uhr bis gegen 12.30 Uhr war daher kein Zugverkehr mehr möglich. "Im Laufe des Vormittags gelang es jedoch, den Schaden zu beheben." Für die Züge der Deutschen Bahn sei ab 5.45 Uhr ein Bus im Einsatz gewesen, der im Takt der Züge zwischen Ebenhausen und Bad Kissingen pendelte. Lediglich für die Regionalbahn 3821, also die Verbindung um 4.59 Uhr ab Bad Kissingen, konnte die Bahn noch keinen Bus zur Verfügung stellen.

Parallel zum Schülerverkehr

Gefahren sind die Rüths mit der Erfurter Bahn, die eigentlich bis Bad Kissingen durchfährt. "Es ist so schnell wie möglich ein Bus-Verkehr eingerichtet worden", betont Hans-Christian Hagans, Eisenbahn-Betriebsleiter bei der Erfurter Bahn. Er bittet die Kunden zwar um Verständnis, stellt aber auch klar: "Wir hatten den Schaden nicht zu verantworten." Wegen des Schüler-Verkehrs in den Morgenstunden seien leider nicht mehr als zwei Busse verfügbar gewesen, deshalb sei zwischen Elfershausen und Bad Kissingen sogar ein Taxi-Unternehmen mit dazu genommen worden.

"Wir haben hier Notfall-Pläne und Verträge mit Bus-Unternehmern, aber wir sind trotzdem vor solchen Störungen nicht gefeit", stellt Hagans klar. Schließlich halte kein Unternehmen Busse vor, weil es einmal im Jahr einen solchen Ausfall auf der Schiene gebe. Trotzdem verspricht Betriebsleiter Hagans: "Wir machen immer, was wir machen können."