Bad Kissinger Stadtteilen Albertshausen und Poppenroth auf die Sprünge helfen

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Albertshausen und Poppenroth (im Hintergrund) sind Sorgenkinder der Bad Kissinger Stadtentwicklung.
Albertshausen und Poppenroth (im Hintergrund) sind Sorgenkinder der Bad Kissinger Stadtentwicklung.
Wolfgang Dünnebier

Kein Laden vor Ort und keine Busanbindung: Die beiden Bad Kissinger Stadtteile Albertshausen und Poppenroth sollen durch verschiedene Aktionen belebt werden. Erste Themenlisten für mehr Teilhabe gibt es bereits.

Vergleichsweise günstige Mieten und viel Natur ringsherum sind zwei Pluspunkte der beiden Bad Kissinger Stadtteile nahe der Rhön. Trotzdem gibt es Sorgen in Albertshausen und Poppenroth. Denn ohne Auto fällt das Leben dort schwer. Es gibt in beiden Orten keine Läden für die Grundversorgung mehr. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine akzeptable Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr gibt. Auch ansonsten droht das öffentliche Leben zu erlahmen.

"Wir müssen uns kümmern", sagte Oberbürgermeister Dirk Vogel in der jüngsten Sitzung des städtischen Sozialausschusses. Einen Zwischenbericht zu den Anstrengungen um eine gedeihliche Stadtentwicklung erstattete Philipp Pfülb von der Stadtverwaltung.

Besonders müsse man ein Auge auf die Bevölkerungsentwicklung haben. Zwar habe die Bevölkerung binnen eines Jahres um 191 zugenommen, insgesamt gebe es aber einen Rückgang.

Ausgangspunkt seiner Darlegungen war eine Bevölkerungsumfrage in Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Dabei wurden neben den Einwohnerinnen und Einwohnern gezielt auch zum Beispiel Vereinsvertreter und Unternehmer gefragt.

Kommt ein Dorfladen?

Als ein Ergebnis laufen inzwischen Vorgespräche über die Errichtung eines kleinen, automatisierten 24-Stunden-Dorfladens in Kooperation mit tegut ("Teo-Filiale"). Dazu hatte vergangenen Oktober eine Ortsbegehung mit Vertretern des Unternehmens stattgefunden. "Das muss sich auch rechnen", umriss OB Vogel eine mögliche Hürde.

Angedacht ist auch die Einführung eines Bürgerbusses nach Hammelburger Vorbild. "Ein ganz tolles Modell", schwärmte Dirk Vogel von der Organisation des Fahrbetriebes durch Ehrenamtliche.

Abgefragt wurde auch die Bereitschaft, das gesellschaftliche Leben maßgeblich mitzugestalten. "Grundsätzliches Interesse ist vorhanden", so Philipp Pfülb. Wobei in Poppenroth tendenziell laut der Bevölkerungsbefragung mehr Engagement zu erwarten sei.

Hoffnung auf digitale Vernetzung

Hoffnungen setzen die Verantwortlichen auf das Modellprojekt "Pocket Dorf" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zusammen mit dem Landkreis Bad Kissingen. Mit dem Smartphone können sich dabei Menschen vernetzen und gemeinsam verabreden. Sei es für eine kurzfristige Mitfahrgelegenheit, eine Baumschnittaktion oder für eine Vereinsaktivität.

Wichtig sei es, den Stadtteilen nicht das Gefühl zu geben, dass sie abgehängt würden. Erste Themenlisten für mehr Teilhabe gibt es laut Pfülb bereits. So gibt es Überlegungen, im Gasthaus Vogler (Albertshausen) und Zur Traube (Poppenroth) vhs-Kurse zu geben. Denkbar sei auch das Rotieren von regelmäßigen vhs-Vorträgen in den Stadtteilen. Forciert werden könnte über das "Pocket Dorf" auch der Austausch mit den örtlichen Vereinen.

Zwei paar Stiefel

Alexander Koller (DBK) wollte Aufschluss darüber, warum die Stadt angesichts der geschilderten Probleme beim Gemeindeentwicklungskonzept Arnshausen und Reiterswiesen priorisiere. Beim Gemeindeentwicklungskonzept und der Stadtteilentwicklung handele es sich um zwei paar Stiefel, so Bürgermeister Vogel. Letzteres drehe sich eher um bauliche Planungen.

Leute sollen etwas davon merken

"Es wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass die Menschen gefragt wurden", lobte Christina Scheit (SPD) zu den zurückliegenden Interviews in Albertshausen und Poppenroth. Wichtig sei es jetzt aber, dass nicht nur Gutachten und Studien herauskommen, "sondern die Leute auch etwas davon merken". Der Austausch zu den Vorhaben soll fortgesetzt werden.Wolfgang Dünnebier