Auch im Kreis Bad Kissingen erpressen falsche Polizisten Geld

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Nach Enkeltrick und Schockanrufen melden sich nun angebliche Polizeibeamte per Telefon.

Vor kurzem kam es erst im östlichen Landkreis Bad Kissingen zu der Betrugsmasche: Telefonbetrüger gaben sich bei einem 49-Jährigen als Polizeibeamte aus und erbeuteten rund 20 000 Euro. Die Täter nutzten bei ihren Anrufen eine Methode, bei der die Telefonnummer der Schweinfurter Justizbehörden auf dem Display des Angerufenen angezeigt wurde.
Der Unbekannte meldete sich als "Polizeihauptkommissar Brand". Der vermeintliche Ordnungshüter gaukelte vor, dass gegen den 49-Jährigen ein Ermittlungsverfahren laufen würde. Der Anrufer setzte den Mann unter Druck und forderte ihn in den folgenden Tagen immer wieder auf, an einer Zahlstelle größere Beträge mittels "Money Gram" zu überweisen. Andernfalls würde der "Polizist" vor Gericht gegen den Landkreisbewohner aussagen.


Von Enkel bis Staatsanwalt

Nach mehreren Drohungen zahlte der 49-Jährige über den Geldüberweisungsdienst mehrere tausende Euro. Nachdem seine finanziellen Mittel erschöpft waren und sich nun auch ein vermeintlicher Staatsanwalt bei ihm meldete, bat er sogar seine Schwester um Hilfe. Diese half ihm mit weiteren Bargeldsummen aus, so dass sie und ihr Bruder insgesamt um mehr als 20 000 Euro gebracht wurden.
Die weiteren Ermittlungen hat inzwischen die Kriminalpolizei Schweinfurt übernommen. Unterfrankenweit ist auch weiterhin mit Anrufen von falschen Polizeibeamten beziehungsweise Staatsanwälten zu rechnen, die versuchen, mit der dreisten Masche Bargeld zu erbeuten.
"Ob als falscher Enkel, Staatsanwalt oder Polizist - stets ist es der Versuch zu betrügen", sagt auch Peter Rubner von der Bamberger Kriminalpolizei. Er kennt die Maschen der Kriminellen zur Genüge, seien es falsche Gewinnspielversprechen, der sogenannte Enkeltrick - bei dem sich der Anrufer als Enkel ausgibt - oder Schockanrufe. Bei letzterer Variante gibt sich die Person am Telefon als Rechtsanwalt, als Polizist oder Arzt aus und berichtet etwa von einem schweren Unfall oder der Verhaftung eines Verwandten. Zur Schadensregulierung seien Sofortzahlungen notwendig.


Masche tritt verstärkt auf

Seit einigen Monaten sind Anrufe von falschen Polizeibeamten dazu gekommen, in den vergangenen Wochen ist dieses Vorgehen verstärkt aufgetreten - in ganz Franken. "Wir hatten viele Fälle in letzter Zeit", erklärt Philipp Hümmer von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken in Würzburg. Viele Fälle, in denen sich Gauner als Polizisten ausgegeben haben.
Anders als im Fall des 49-Jährigen läuft das Vorgehen meist folgendermaßen ab: "Am Telefon gibt sich jemand als Polizist aus, warnt vor Einbrechern und bietet an, dass ein weiterer Beamter Bargeld und Wertsachen abholt, um sie in Sicherheit zu bringen. Wer hier blind vertraut und nicht kritisch hinterfragt, ist sein Hab und Gut los", heißt es in einer Mitteilung.


Software gaukelt Nummer vor

Um seriöser zu wirken, nutzen sich die Betrüger Software aus dem Internet. "Diese sorgen dafür, dass auf dem Display des Angerufenen jede beliebige Nummer angezeigt werden kann", erklärt Alexander Czech, Sprecher beim Polizeipräsidium Oberfranken in Bayreuth. So kann es sein, dass die 110 auf dem Display erscheint oder sogar die Nummer der örtlichen Dienststelle - oder der Staatsanwaltschaft. "Fällt jemand auf die Masche herein, kommen die Betrüger als Polizisten ,in Zivil‘ vorbei und nehmen Geld oder Wertgegenstände mit."
Sein Kollege Peter Rubner von der Kripo in Bamberg erläutert weiter: "Zum Glück erkennen die meisten Menschen den Betrugsversuch und informieren uns." In vielen Fällen bleibe es deswegen bei der "straflosen Vorbereitungshandlung".
Doch selbst wenn die falschen Polizisten bei den echten gemeldet wurden, ist das Nachverfolgen schwierig. "Das Phänomen ist bekannt", sagt Rubner. Sein Kollege Czech ergänzt: "Wir wissen, dass diese Leute oft bandenmäßig organisiert sind und meist im Ausland sitzen." Aus einer Art Callcenter heraus rufen laut Rubner gut Deutsch sprechende Betrüger an. Immerhin: Durch das Bekanntwerden des Enkeltricks sei die Bevölkerung mittlerweile sensibilisiert, erläutert Czech.



Trotzdem fallen immer wieder vor allem ältere Menschen auf die Betrüger herein. Diese bauen Druck auf, bombardieren die Betroffenen mit Telefonanrufen und verunsichern sie. Die verlieren am Ende oft sehr viel. Was Peter Rubner von der Kriminalpolizei in Bamberg sagt, stimmt nachdenklich. "Da sparen sich Leute 15 000 Euro zusammen, wirklich vom Mund ab, weil die Enkel etwas davon haben sollen. Und dann ist plötzlich alles weg."
Sein Kollege Philipp Hümmer von der unterfränkischen Polizei staunt über ein weiteres Phänomen. Es sind nicht unbedingt nur Senioren, die auf die Tricks der Gauner hereinfallen. Oft werden nach seinen Erfahrungen auch jüngere Menschen Opfer der Gauner. Menschen, die laut Hümmer durchaus kritisch und in der Lage sind, solche Machenschaften zu durchschauen. "Es gibt nichts, was es nicht gibt", wundert sich Hümmer.

Tipps der Polizei:

1. Polizei und Staatsanwaltschaft bitten niemals am Telefon um Geldbeträge.

2. Die Polizei ruft Sie niemals unter der Notrufnummer 110 an, umgekehrt ist es die richtige Nummer, um verdächtige Anrufe zu melden.

3. Sprechen Sie am Telefon nie über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse.

4. Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen.

5. Vergewissern Sie sich telefonisch bei Ihrer Polizeidienststelle, ob es sich bei dem Anrufer tatsächlich um einen Polizeibeamten handelt

6. Wenn Sie Opfer geworden sind: Wenden Sie sich an die Polizei und erstatten Sie Anzeige