Mit dem Geld der Aktion Weihnachtshilfe der Saale-Zeitung kann Sozialberaterin Gabriele Morath Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Ihre Fälle im Landkreis werden extremer.
Kühlschrank aus. Herd aus. Licht aus. Kein warmes Wasser. Kein normaler Alltag. Erst wer ihn nicht mehr hat, spürt die Abhängigkeit - Strom. Bis die Alleinerziehende Hilfe bei Gabriele Morath gesucht hat, war der Strom in ihrer Wohnung schon seit mehreren Monaten abgeschaltet.
Zum Duschen ging sie mit ihren drei Kindern ab und zu ins Schwimmbad oder zu Bekannten. Kochen konnten sie mal hier mal da und bei Freunden. Erst als es Herbst wurde und die Familie ohne Heizung in ihrer Wohnung fror, wurde es zu viel.
Fälle werden aufwendiger
Die Mutter ging zur Caritas und bat die Sozialberaterin um Unterstützung. Mit Spendengeldern der Aktion Weihnachtshilfe der
Saale-Zeitung konnte Gabriele Morath der Familie unter die Arme greifen. Kein Einzelfall.
"Das vergangene Jahr war heftig", sagt Gabriele Morath. Die Menge ihrer Klienten ist in etwa gleich geblieben, aber die Fälle werden aufwendiger, erzählt sie.
Existenzen sind bedroht
"Die Menschen sind in Notlagen, die die Existenz bedrohen." Der klassische Absturz: Der Verdiener in der Familie verliert seinen Job oder kann nicht mehr arbeiten. Ein Jahr lang geht es mit Arbeitslosengeld gut, dann folgt Hartz IV. Die Wohnung ist mit einem Mal zu teuer; hier wird mal 50 Euro überzogen, dort werden 20 Euro geliehen, und plötzlich steht die Familie vor einem Schuldenberg.
Keine Wunschzettel
"Es gibt enorm viele Menschen im Landkreis, die resignieren", sagt Gabriele Morath. Briefe werden nicht mehr geöffnet. Die Mahnungen stapeln sich. "Ich habe doch immer gearbeitet", hört sie oft von ihren Klienten. Doch das schützt sie nicht, aus dem Raster zu fallen. Jeder kann in diese Notlage rutschen.
Gabriele Morath bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Aus ihrer Unterstützung muss etwas entstehen, erklärt sie. Bargeld abgreifen und ab, das ist bei ihr nicht drin. Leuten mit Wunschzetteln erteilt sie eine Abfuhr. "Der ein oder andere geht ohne Unterstützung - natürlich verärgert." Die Spenden sind bei den Menschen an der richtigen Adresse, die wirklich etwas ändern wollen, sagt sie. Durch ihre Fragestellung, ihre Erfahrung und ihr Gespür bekommt sie heraus, wer dazu bereit ist und wer nicht. Menschen, die zu der Sozialberaterin kommen, müssen ihre Papiere dabei haben: Rechnungen, Mahnungen, Anweisungen. "Ich muss nachvollziehen können, wie und warum sie in diese Situation gekommen sind." Dann macht sie einen Plan - keine Vorschrift, aber einen Lösungsansatz.
"Es gibt Menschen, die brauchen die Rückenstärkung. Ich glaube es macht viel aus, wenn man ihnen Mut zuspricht."
Akuthilfe vor Ort
So wie einer Dame, die kurz davor stand, dass ihr der Strom abgeschaltet wird. "Die Frau wollte nur Sicherheit", sagt Gabriele Morath. Sie arbeiteten eine Strategie aus: An welchen Ecken kann man sparen, was ist in den nächsten Wochen nicht drin? "Drei Monate müssen Sie durchhalten, dann haben Sie wieder Luft", hat die Sozialberaterin zu ihrer Klientin gesagt. Die hat es geschafft. Ohne dass Gabriele Morath in den Spendentopf greifen musste. Eine Ausnahme. Meist warten die Leute, bis es nicht mehr geht. Dann ist sie froh, dass sie mit dem Geld der Weihnachtshilfe Menschen aus dem Landkreis Akuthilfe bieten kann.
Spenden
Sparkasse Bad Kissingen
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BIC: BYLADEM1KIS