Acht Jahre Haft für falschen Polizisten

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Tief vermummt erschien Zafer K., der als falscher Polizist sieben Rentnerinnen und Rentner um ihre Ersparnisse gebracht hat, zu seinem Prozess am Landgericht Weiden.
Tief vermummt erschien Zafer K., der als falscher Polizist sieben Rentnerinnen und Rentner um ihre Ersparnisse gebracht hat, zu seinem Prozess am Landgericht Weiden.
Volker Jürgens

Mit seinen Komplizen betrog der 41-Jährige aus Würzburg sieben Senioren um 208 000 Euro. Jetzt wurde er in Weiden verurteilt. Auch seine Verbindungen zum Miri-Clan spielten während des Prozesses eine Rolle.

Für acht Jahre muss der Würzburger Zafer K. ins Gefängnis. Am Mittwoch sprach das Landgericht Weiden den 41-Jährigen in einem aufsehenerregenden Prozess schuldig: K. hatte sich als Polizist ausgegeben und mit Komplizen sieben ahnungslose Rentnerinnen und Rentner - davon vier aus Unterfranken - um 208 000 Euro betrogen.

Enttäuscht zeigte sich vom Urteil eines seiner Würzburger Opfer. "Lebenslänglich" hatte die 89-jährige Witwe vorige Woche im Zeugenstand dem Angeklagten aus ihrer Heimatstadt gewünscht.

K. und seine Komplizen hatten sie und sechs weitere Rentner zunächst stundenlang mit Anrufen von Callcentern in der Türkei in Angst und Schrecken versetzt. Der Unterfranke brachte dann - getarnt als angeblich besorgter Polizist - ihre Ersparnisse in Höhe von 32 000 Euro in "Sicherheit". Erst zum Schluss verlegte K. sein Revier in die Oberpfalz - und wurde erwischt. Deshalb musste er sich dort vor Gericht verantworten.

Tausende ähnlicher Fälle

Was den Prozess brisant macht: Im Hintergrund zog nach Erkenntnissen von Ermittlern für organisierte Kriminalität der Miri-Clan mit Sitz in Bremen, Berlin und der Türkei seine Fäden. Namhafte Vertreter der 8000 Köpfe zählenden Großfamilie verdienen ihr Geld auch mit Prostitution, Schutzgelderpressung und Sozialhilfebetrug. Sie hatten Angst, dass K. über ihre "Geschäfte" während der Ermittlungen auspackt. Doch der Angeklagte schwieg weitgehend an der Seite seiner beiden Würzburger Verteidiger.

Die Anklage steht stellvertretend für viele gleichartige Fälle in Bayern: Auf die Masche mit dem falschen Polizisten sind im Jahr 2020 laut Landeskriminalamt rund 17 000 Rentnerinnen und Rentner hereingefallen. In Unterfranken waren es weit über 1000.

Während des Prozesses gab es ungewöhnlich starke Sicherheitsmaßnahmen der Polizei. Denn Zafer K. soll nicht nur ein kleiner Geldbote in sieben nachgewiesenen Fällen - unter anderem in Würzburg, Kürnach, Schonungen und Bad Mergentheim - gewesen sein. Er soll auch den Großteil der Beute an Clan-Boss Heisem Miri in die Türkei weitergeleitet haben.

Wütende Nachrichten

"Ich bin so richtig wütend auf ihn", schrieb der Clan-Boss in sichergestellten Whatsapp-Nachrichten an die Ex-Frau des Würzburgers. "Ich bin ein guter Freund deines Ex-Mannes" und "Er hat manche Sachen zugegeben, die die Bullen nicht kennen", heißt es in Nachrichten, die dem Gericht und dieser Redaktion vorliegen. Sie nährten auch den Verdacht, der Miri-Clan bezahle das Honorar für einen der Würzburger Verteidiger, um den Angeklagten zu kontrollieren.

Anwalt Jan Paulsen legt auf Nachfrage dieser Redaktion ausdrücklich Wert auf die Feststellung, dass er nicht vom Geld des Clans bezahlt werde. Paulsen hatte eine dreijährige Haftstrafe beantragt, der Staatsanwalt forderte elf Jahre.

Der zweite Anwalt aus Würzburg wurde vom Gericht zu einer Erklärung aufgefordert. Das bestätigt Gerichtsreporterin Christine Ascherl von der Zeitung "Der Neue Tag" in Weiden, die den Prozess verfolgt hat. Doch seine Erklärung fiel am vorletzten Verhandlungstag aus - zum Prozess erschien der Anwalt nicht mehr: Er liege schwer erkrankt in einer Klinik, hieß es aus seiner Kanzlei.

Manfred Schweidler /Mitarbeit: Domf