Noch mehr Schwung für die "Drehscheibe"

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Fachgespräch: Die Ärztin und Politikerin Melanie Huml und der Neurologe Professor Bernd Griewing sind von den Vorteilen von Cardio Angel überzeugt. Die schnelle Übermittlung wichtiger Daten kann bei Herzinfarkten Leben retten. Foto: Bartl
Fachgespräch: Die Ärztin und Politikerin Melanie Huml und der Neurologe Professor Bernd Griewing sind von den Vorteilen von Cardio Angel überzeugt. Die schnelle Übermittlung wichtiger Daten kann bei Herzinfarkten Leben retten.  Foto: Bartl
Über die Förderung freuen sich (von links) Sebastian Dresbach, Landrat Thomas Bold. Melanie Huml und Bernd Griewing.
Über die Förderung freuen sich (von links) Sebastian Dresbach, Landrat Thomas Bold. Melanie Huml und Bernd Griewing.
 

Das Zentrum für Telemedizin hat vor gut einem Jahr in Bad Kissingen den Betrieb aufgenommen. Jetzt überreichte Bayerns Gesundheitsstaatssekretärin Melanie Huml (CSU) den Förderbescheid für 2013.

Das Zentrum für Telemedizin (ZTM) versteht sich als "Drehscheibe für telemedizinische Innovationen und Dienstleistungen" (Selbstdarstellung). Jetzt sorgte der Freistaat für neuen Schwung: Melanie Huml überreichte im Gründerzentrum den Förderbescheid für 2013. Er lautet über 500 197 Euro. ZTM-Geschäftsführer Sebastian Dresbach nannte die Summe "erfreulich".

Nach seinen Angaben hat das ZTM in diesem Jahr eine Menge vor. So sei der Ausbau medizinischer Dienstleistungen geplant. Mit Telekonsil/-radiologie kann ein behandelnder Arzt entfernte Spezialisten hinzuziehen. Der Stroke/Cardio Manager begleitet Schlaganfall- und Infarktpatienten von der stationären bis zur ambulanten Behandlung.
Das alles gibt es nicht zum Nulltarif. Melanie Huml begründete die Förderung: Die Telemedizin habe großes Potenzial und sei in vielen Bereichen nutzbar.
Sie könne zwar das Arzt-Patienten-Verhältnis nicht ersetzen, wohl aber unterstützen. Wichtig sei, dass Informationen und Spezialwissen schnell transportiert werden. Das gelte gerade in einem Flächenkreis.

Schulungen beginnen bald

Melanie Huml lobte das im ersten ZTM-Jahr Erreichte. Vor Ort etabliere sich etwas. Die Staatsregierung habe großes Vertrauen, dass sich im Standort Bad Kissingen etwas entwickele. Sie sagte weitere Unterstützung zu. Dann müsse das ZTM finanziell auf eigenen Füßen stehen. Das Geld sei hier gut angelegt. Deshalb habe die Staatsregierung seit 1995 für innovative Einzelprojekte und Telemedizin-Netzwerke in Bayern mehr als elf Millionen Euro investiert.

Vorsitzender des ZTM ist Professor Bernd Griewing, der Ärztliche Direktor der Neurologischen Klinik in Bad Neustadt. Er freute sich, dass dem "netten Team" vom ZTM im ersten Geschäftsjahr ein sehr guter Einstieg gelungen sei. Geplant sei unter anderem eine Zusammenarbeit bei der Behandlung von Polytraumata mit Spezialisten an der Universität Würzburg. In Zusammenarbeit mit der Hochschule und der IHK seien für Telemedizin-Schulungen Zertifikate in Arbeit. Diese Kurse sollen noch in diesem Jahr beginnen. Die Ausweitung auf weitere Themenfelder sei möglich. Auch würden die ZTM-Räumlichkeiten samt Showroom erweitert.

Laut Griewing gibt es auch ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Thorax-Zentrum in Münnerstadt. Es geht hier um einen Erfahrungsaustausch mit Einrichtungen der Seniorenpflege. Schließlich sei der erste Bad Kissinger Tag für Telemedizin in Vorbereitung, sagte Griewing. Das alles stehe unter dem Motto, dass es keine technischen Innovationen ohne gleichzeitige soziale Innovationen geben dürfe.

Landrat Thomas Bold (CSU) sagte, es werde offenkundig, dass das ZTM in Bad Kissingen Bestand habe. Es passe in die Stadt und in die Gesundheitsregion. Gemeinsam müsse man sich Gedanken machen, wie die medizinische Versorgung der Zukunft aussehe. Dazu brauche man neue Techniken, das ZTM habe große Entwicklungsmöglichkeiten, ist sich Bold sicher.

Historie Bei seiner Sitzung am 7. Juli 2010 hat Bayerns Kabinett beschlossen, in Bad Kissingen ein ZTM einrichten zu lassen. Der Trägerverein unter dem Vorsitz von Professor Dr. Bernd Griewing (Bad Neustadt) wurde am 19. Oktober 2010 gegründet. Griewings Stellvertreter ist Professor Dr. Dr. Peter Deeg (Bad Kissingen). Neben dem sechsköpfigen Vorstand gibt es einen Beirat mit Vertretern aus Politik, Medizin, Industrie, Krankenkassen, Forschung und Rentenversicherung.

Status
Fast 50 Mitglieder sind dem Verein inzwischen beigetreten. Das ZTM ist im Rhön-Saale-Gründerzentrum (RSG), Sieboldstraße 7, angesiedelt. Es hat seine Arbeit vor einem Jahr aufgenommen. Die Räume werden noch ausgebaut.

Kosten Das Projekt ZTM wird vom Freistaat vier Jahre lang finanziell gefördert. Es wird in dieser Zeit voraussichtlich 2,7 Millionen Euro kosten. Davon übernimmt Bayern einen großen Teil. 2012 wurden knapp 250 000 Euro überwiesen.