Der Bayerische Heilbäderverband will zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft die Vorsorge fördern. Die Kurorte sehen das als Chance.
Bad Kissingen — "Wir brauchen dringend eine Umkehr im Gesundheitswesen. Weg vom Kurieren von Krankheiten, hin zur Prävention", sagt der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäderverbandes (BHV), Klaus Holetschek. Diese Überlegung mündete in ein "Bündnis für gesunde Mitarbeiter". Mit im Boot sind neben dem BHV der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Bayern, der Verband der bayerischen Wirtschaft und die AOK im Freistaat.
Von Beginn an mit dabei sind das Rehabilitations- und Präventionszentrum Bad Bocklet und die Hescuro-Klinik in Bad Kissingen.
"Wir haben schon zwei Musterangebote an den Heilbäderverband geschickt", sagt der Verwaltungsleiter des Bad Bockleter Klinikums, Matthias Lutsch, der hier auch für die Hescuro-Klinik spricht. Beide Kliniken haben schon lange Präventionsprogramme für Selbstzahler im Haus und arbeiten mit Unternehmen zusammen. "Wir bieten auch betriebliches Gesundheitsmanagement an", fährt Matthias Lutsch fort. Zum Beispiel in den Bereichen Burnout, Gelenke, und Gewichtsreduzierung. Die Angebote reichen vom verlängerten Wochenende bis hin zur kompletten Woche.
Vorsorge ist nötig "Das Projekt ist eine Chance für Kliniken und Kurorte," fährt Lutsch fort. Das Potential für die klassische Reha sei begrenzt, andererseits sollen die Menschen immer länger arbeiten. Da müsse man vorsorgen.
Auch die Heiligenfeld Kliniken stehen dem Projekt positiv gegenüber. Zwar habe man in der Luitpoldklinik noch kein Angebot in diesem Bereich, die Idee sei aber spannend und wichtig. "Deshalb können wir uns durchaus vorstellen, auf Nachfrage Angebote zu entwickeln, wir stehen als Gesprächspartner für das Netzwerk gerne zur Verfügung", betont Pressesprecherin Kathrin Schmitt.
Er könne nur jedem Mitgliedsbetrieb empfehlen, mitzumachen, sagt DEHOGA-Kreisvorsitzender Heinz Stempfle. Er erwartet nun Anregungen vom Hotel- und Gaststättenverband ebenso wie von den Bad Kissinger Hoteliers und der Staatsbad GmbH.
Viel Potenzial Kurdirektor Frank Oette will sich mit den Bad Kissinger Beherbergungsbetrieben und Kliniken in Verbindung setzen. "Wir haben hier viel Potenzial, das gilt es zu bündeln und zu vermarkten", sagt Oette, der darauf hinweist, dass Bad Kissingen bereits Präventionsangebote im Programm hat. Oette fordert eine klare Trennung von Wellness- und Gesundheitsangeboten. Das neue Projekt könne nur funktionieren, wenn konkret etwas für die Gesundheit des Gastes herausspringt, die Angebote nachhaltig wirken.
"Da haben die Kurorte dank ihrer medizinischen Kompetenz die Nase vorn, anders als reine Wellness-Standorte." Natürlich wollen und müssen die vier Partner des Bündnisses mit gutem Beispiel vorangehen. Das sieht auch Heinz Stempfle so. Im Gastgewerbe wirke sich das Wohlbefinden der Mitarbeiter unmittelbar auf das Wohlgefühl der Gäste aus.
Das Bündnis Vertrag Der Bayerische Heilbäderverband, die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, die AOK Bayern und der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband haben eine Vereinbarung über ein "Bündnis für gesunde Mitarbeiter" unterzeichnet. Die Schirmherrschaft hat Gesundheitsministerin Melanie Huml übernommen.
Beispiel Mit dieser Vereinbarung wollen die Partnerverbände einen Anreiz für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur eigenverantwortlichen Gesundheitsvorsorge schaffen. Das könnte so aussehen, dass der Arbeitnehmer passende Angebote, zum Beispiel eine Präventionswoche für den Rücken, bekommt. Die Krankenkasse zahlt einen Zuschuss, der Arbeitgeber kann einen Teil des Aufenthalts mitfinanzieren, und der Arbeitnehmer bringt dafür Urlaubstage ein.
Dauer Gedacht ist bei dieser Art der Gesundheitsvorsorge nicht an mindestens dreiwöchige Aufenthalte wie bei einer klassischen Reha. Die angedachten Zeiträume liegen zwischen einem Wochenende und einer Woche.
Teuer Laut Bayerischem Heilbäderverband entsteht in Deutschland jährlich ein Ausfall von mehr als 50 Millionen Euro durch Krankheitstage der Mitarbeiter.