In den Ställen hat viel Technik Einzug gehalten, doch im Mittelpunkt stehen immer noch die Tiere. Das ist auch bei Harald Beck so.
Er selbst bezeichnet sich als Teilzeitlandwirt, schon nach wenigen Sätzen erkennt man jedoch den Vollblutlandwirt, der ihm praktisch mit
in die Wiege gelegt wurde: Harald Beck aus Schönderling ist "Herr" über ungefähr 60 Milchkühe und dazu noch weibliche Nachzucht. Seit 2001 ist er Landwirt, mit Prüfung und allem drum und dran. "Ich habe diesen Beruf in Schweinfurt in der Abendschule gemacht", erzählt er, sein erster Ausbildungsberuf ist Landmaschinenmechaniker. Eine optimale Kombination. So ist der 36-Jährige in der Lage, den umfangreichen Fuhrpark selbst in Schuss zu halten.
Auf dem Hof der "Blaude", wie Familie Beck in Schönderling mit Hausnamen heißt, helfen alle mit. "Weil mein Vater Herbert selbst noch aktiver Landwirt ist, kann ich nebenher noch einem anderen Beruf nachgehen", ist Harald Beck zufrieden mit seiner Situation.
Ein Rundgang durch den modernen Stall macht Freude: Die Milchkühe nehmen interessiert am Geschehen teil, Lage und Aussicht könnten für Vieh und Mensch nicht besser sein: herrlicher, unverbauter Blick zu den Schwarzen Bergen, abseits vom Dorf und doch umgeben von Nachbarn. Und immer "Tag der offenen Tür". Nur abends werden die Tore heruntergelassen, bis minus 20 Grad Celsius macht dem Vieh die Kälte nichts aus.
Strenge Auflagen Reiflich überlegt hatten die Becks, bevor sie 2006 den Stall neu errichtet haben:"Der alte Stall war zu klein, aber das Aufgeben der Landwirtschaft kam nicht in Frage", sind sich Vater und Sohn einig. Eine hochmoderne Melkanlage und ein Büro mit genau auf den Betrieb abgestimmter Technik runden das Gebäude ab. Und ein unscheinbares Gerät auf dem Schreibtisch
offenbart: Ohne Computertechnik läuft im Stall schon längst nichts mehr.
Da werden Daten eingegeben und ausgewertet, um die richtige Futtermenge zu bestimmen, den optimalen Besamungszeitpunkt zu ermitteln und die Milchqualität zu prüfen. Die Auflagen sind streng, Kontrollen ständig, stichprobenartig und in allen Bereichen. Da darf keine Kuh ohne "Ohrring" sein, jedes neugeborene Kälbchen wird registriert.
Auch die Homöopathie hat im Stall Einzug gehalten. Seit zwei Jahren werden die Tiere - wenn nötig - überwiegend mit alternativer Arznei versorgt. Jede Kuh hat ihre "Nummer im Ohr" und einen Rinderpass. In diesem "Personalausweis" stehen unter anderem Geburtsdatum, Geschlecht und wer die Mutter ist. "So kann man jederzeit nachvollziehen, aus welchem Stall die Kuh kommt", berichtet Herbert Beck, der nach circa acht bis zehn Wochen durch Abtasten eine Schwangerschaft bei den Kühen feststellen kann. Er ist seit 1981 Vollerwerbslandwirt.
Irgendwann musste er sich entscheiden, "die Schichtarbeit bei meinem vorherigen Arbeitgeber war mir neben der Landwirtschaft auf Dauer zu anstrengend".
Harald und Herbert Beck lieben die Freiheit in ihrem Beruf:
"Natürlich müssen wir früh aufstehen, aber mit guter Organisation sind wir am Abend auch gegen 19 Uhr fertig!" Und ihr eigener Herr. Im Winter bleibt etwas mehr Zeit, im Sommer sind die Landwirte mitunter sehr eingespannt und eben auch stark vom Wetter abhängig. Deshalb nutzen die Becks gerne Informationsveranstaltungen, wie dieser Tage im Gasthaus Traube in Schönderling: da hatten das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, der Rinderzuchtverband Franken sowie der Milcherzeugerring Unterfranken geladen.
Über Tierseuchenbekämpfung und den Tierschutz berichtete der Leiter des Veterenäramtes in Bad Kissingen.
Es ging um den Stand der Milchleistungsprüfungen genauso wie um Inzuchtvermeidung und Vererbungstendenz. "Wir wollen immer gut informiert sein", sagt Harald Beck, Bedenken bei Kontrollen hat er nicht: "Wir sind gut organisiert, halten alle Vorschriften ein."
An diesem Abend war auch Zeit für den Austausch mit anderen Landwirten. Besonders der Vortrag über Produktionstechnik und Wirtschaftlichkeit der Milcherzeugung hat Harald Beck gefallen. Den Referenten, Roland Wehner, Fütterungstechniker beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt, kennt er gut: "Er kommt vier Mal im Jahr zu uns auf den Hof, anstehende Fragen können wir dann vor Ort besprechen", fühlt sich Beck immer gut versorgt und informiert. Großes Thema an diesem Abend war auch das richtige Lagern der Silage. "Eine Gabel verdorbene Silage kostet 50 Cent". Diese Zahl wirke auf den erstenBlick nicht dramatisch.
Aber: "Die Menge macht's", weiß Lothar Ehehalt, Vorsitzender des Rinderzuchtverbandes Franken und selbst Landwirt. In kurzen Worten kann er Fachausdrücke auch für den Laien verständlich erklären. Eben auch ein Vollblutlandwirt.
Vor allem schlechte Rahmenbedingungen wie Wetter, unsachgemäße Lagerung von Futter oder auch Erkrankungen des Viehbestandes haben enorme Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit des landwirtschaftlichen Betriebes, eine ständige betriebswirtschaftliche Kontrolle ist unverzichtbar. Vom Bayerischen Bauernverband erhalten die Mitglieder ebenfalls regelmäßig per Fax oder E-Mail Informationen: "Für uns sind natürlich auch die Kälberpreise sehr wichtig, Angebot und Nachfrage regeln den Preis." Klingt ganz einfach.
Ein Laie kann nur erahnen, wie viel Arbeit und Mühe, wie viel betriebswirtschaftlicher Sachverstand und vor allem wie viel Liebe zum Beruf hinter all diesen Bemühungen stecken. "Geld wird in der Landwirtschaft verdient", sagt Ehehalt, "doch das ist nur möglich, wenn alle Familienmitglieder mithelfen und praktisch den Beruf zum Hobby machen - die Stunden darf man nicht immer zählen."
So wie bei "Blaude". Und wenn man ganz genau hinschaut, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die 60 Milchkühe sich freuen, wenn Harald Beck vorbeieilt, ihnen mal kurz über den Kopf streicht oder sie eine extra Portion Schrot kriegen: für ein breites Lächeln in die Kamera.