Ein Rotorschaden verhindert weiterhin den Betrieb eines Windrades im Bürgerwindpark "Langes Schiff".
Ein von Wetter und Wind ausgebleichter Zettel warnt vor herabfallenden Geräteteilen der Windkraftanlage. "Vorsicht Lebensgefahr" ist noch zu lesen. Ansonsten ist dem Warnhinweis anzusehen, dass er eigentlich nur für kurze Dauer hängen sollte. Doch mittlerweile sind mehr als eineinhalb Jahre ins Land gezogen. Die Warnung gilt weiterhin. Sie betrifft ein Windrad im Bürgerwindpark "Langes Schiff" in
Münnerstadt. Die Rotoren sind so geschädigt, dass die Windmühle bereits im Spätwinter 2016 still gelegt wurde. Bis heute hat sich an der Situation nichts geändert.
Festgestellt wurden bei den routinemäßigen Kontrollen im Februar 2016 Risse in den Rotorblättern. Mit einem Fernglas oder sogar mit dem Teleobjektiv eines Fotoapparates sind die Risse zu erkennen, die für den Stillstand sorgen. Wie Windparkgeschäftsführer Norbert Schmäling betont, sollen die Rotorblätter in diesem Jahr endlich komplett ausgetauscht werden. Es handelt sich um eine fehlerhafte Charge in China hergestellter Flügel. Auch die weiteren vier Windräder haben Schäden. Doch können diese ungedrosselt Strom produzieren. Sie werden aber regelmäßig kontrolliert. Auch bei ihnen sollen dann Stück für Stück die schadhaften Flügel ersetzt werden.
Norbert Schmäling erklärt, dass die neuen Rotoren aus deutscher Produktion kommen werden. Den Produktionsstandort haben er und die Gesellschafter in Augenschein genommen. Die Firma hat ihren Sitz im Harz.
Transport in der Nacht
In einer Nachtaktion soll der neue Flügel für das derzeit still stehende Windrad noch in diesem Herbst angeliefert werden. Die Anfahrt ist nicht einfach. Ab der Pyramide muss der Sondertransport rückwärts bis in Höhe des Kreisbauhofes rangieren, um dann seinen weiteren Weg zum Windrad nehmen zu können. Ein Kletterkran wird die neuen Rotorblätter in Position bringen. Die alten, schadhaften Flügel werden nach Angaben des Geschäftsführers vor Ort zerlegt und zerkleinert.
Norbert Schmäling betont auf Anfrage dieser Zeitung, dass den Windpark-Gesellschaftern durch den langen Stillstand keine finanziellen Einbußen entstehen. Es stehe fest, dass eine Versicherung den Schaden übernehme, ebenso wie den Austausch. "Wir haben damals eine neue Anlage gekauft", meint Schmäling. Deshalb müsse dieser Zustand auch hergestellt werden.Bei diesen Verhandlungen habe sich bewährt, dass der Bürgerwindpark mit der Naturstrom AG einen starken Gesellschafter an der Seite hat.
Nicht alle sind beruhigt
Der Windpark-Geschäftsführer will die Investoren beruhigen, die mit Nachrangdarlehen am Bürgerwindpark beteiligt sind. Diese sehen nach Auskunft eines Darlehensgeber den langen Stillstand mit Sorge. "Ich bin nicht beruhigt", sagt der Investor, der sich schwer tut mit der Vorstellung, dass eine Versicherung einen so langwierigen Ertragsausfall tatsächlich ersetzt.