Die Wermerichshäuser präsentierten ihr Dorf der Jury des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" und hinterließen einen nachhaltigen Eindruck.
"Ich bin überzeugt, dass Wermerichshausen eine hohe Punktzahl erreichen wird." Mit diesen Worten fasste der frühere Kreisbaumeister Günter Stammwitz seinen Eindruck nach einem zweieinhalbstündigen Rundgang durch das Dorf zusammen. Ortssprecherin Ulla Müller hatte die zehnköpfige Jury unter der Leitung des Kreisfachberaters für Gartenkultur und Landschaftspflege im Landratsamt Bad Kissingen, Dieter Büttner, die Sehenswürdigkeiten des Ortes gezeigt. Und davon hat Wermerichshausen viele. Von allen Juroren hervorgehoben wurde der Gemeinschaftsgeist im Ort, durch den vieles erst möglich geworden ist.
Der Dorfwettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" startet in seine 27. Runde. Es handelt sich um einen Wettbewerb, bei dem sowohl die Ausgangssituation im Dorf als auch die erbrachten Leistungen berücksichtigt werden, heißt es in der Pressemitteilung des Landratsamtes. Er bietet den Bewohnern im ländlichen Raum die Chance, ihre Zukunft für ein lebenswertes Wohnumfeld aktiv mitzugestalten. Kaum ein anderer Wettbewerb stärke so das "Wir-Gefühl" und vermittelt Aufbruchsstimmung. Er stelle Beispielhaftes heraus und rege zur Nachahmung an. Der Erfolg beruhe auf Freiwilligkeit und der Eigenleistung engagierter Dorfbewohner. Im Landkreis Bad Kissingen haben sich zwei Gemeinden beworben. In der Kategorie A (bis 600 Einwohner) Wermerichshausen und in der Kategorie B (601 bis 3000 Einwohner) Fuchsstadt.
Bürgermeister Helmut Blank (CSU) begrüßte die Jury und einige Dorfbewohner an der Alten Schule. 243 Einwohner hat der Münnerstädter Ortsteil heute, sagte er. Ulla Müller, die erst sein neun Jahren in Wermerichshausen wohnt, bedankte sich zunächst bei Monika und Fridolin Weigand sowie bei Elisabeth Lenhardt für die Unterstützung. Vier Vereine gibt es in dem kleinen Dorf, sagte sie. "Gegenseitige Hilfsbereitschaft wird bei uns groß geschrieben", So sei es schon vorgekommen, dass die Bewohner ein Dach fertig gedeckt haben, weil der Eigentümer einen Unfall hatte oder gemeinsam das Heu eingeholt wurde, weil ein Gewitter nahte. Dass dieser Gemeinschaftssinn auch bei der Erhaltung und Sanierung von Baudenkmälern gilt, sollte sich noch beim Rundgang zeigen.
Dieter Büttner stellte die Jury und die fünf Bewertungsbereiche "Entwicklungskonzepte - wirtschaftliche Initiativen", "Soziale und kulturelle Aktivitäten", "Baugestaltung und -entwicklung", "Grüngestaltung und -entwicklung" und das "Dorf in der Landschaft" vor.
Die beeindruckende Kirche und der Friedhof nebenan waren die ersten Stationen. In der Friedhofsmauer sind verschiedene Gedenktafeln an Opfer der Kriege angebracht. Interessant auch die Kreuzwegstationen, die von verschiedenen Künstlern errichtet wurden. Gleich nebenan befindet sich das Pfarrhaus, um das die Wermerichshäuser jahrelang gekämpft haben. "Der Vatikan", wie es im Ort genannt wird, wurde in den Jahren 1600 bis 1667 errichtet, die heutige Form bekam es in den Jahren 1741 bis 1743. "1977 zog der letzte Pfarrer aus", sagte Ulla Müller. Dann war es dem Verfall preisgegeben. Das Bistum wollte es nicht sanieren. "Es war ein harter und langer Kampf, der 20 Jahre gedauert hat." Und wieder brachte sich die Dorfgemeinschaft ein. "Sämtliche vorbereitenden Arbeiten wurden in Eigenleistung unter großer Opferbereitschaft erbracht. Heute lebt die Musiker-Familie Kreuzer dort, und Mathias Kreuzer öffnete den Besuchern den Pfarrgarten. Dort hat die Familie eine kleine Bühne aufgebaut und Stühle aufgestellt. Kürzlich hat es das erste Konzert der Familie für die Einwohner gegeben. Unter dem Motto "Musik im Pfarrgarten", sollen weiter folgen, sagte Mathias Kreuzer.
Wermerichshausen war einst ein Bildhauerort mit einem eigenen Steinbruch. Aus dem grünen Sandstein sind etliche Denkmäler entstanden, zu denen auch fünf Heiligenhäuschen im Ort zählen. Besonders beeindruckend fanden es die Jurymitglieder, dass die Vereine immer wieder zusammen Feste organisieren und den Erlös daraus in einen Fond geben, aus dem die Sanierung solcher Denkmäler unterstützt wird. Beim Rundgang erfuhren die Jurymitglieder auch, dass es im Ort drei Gewerbebetriebe gibt, die zusammen etwa 30 Arbeitsplätze bieten. Diese Firmen unterstützen auch immer wieder Projekte im Ort.
So ist beispielsweise die alte Schmiede, das alte Backhaus und das alte Haus der Gemeinschaftsgefrieranlage hergerichtet worden, in dem sich heute der Versammlungsraum der Feuerwehr befindet. Immer wieder staunten die Jurymitglieder über Hoftore aus Sandstein und hübsch hergerichtete Fachwerkhäuser. Der Leerstand im Ort hält sich in Grenzen.