Die neuen Festsetzungen für das Bad Kissinger Wasserschutzgebiet werden erduldet. Einige Betroffenen sind weiterhin skeptisch.
Friedrich Alefelds Bauernhof nahe der Talkirche ist nur 100 Meter von der engeren Schutzzone des Wasserschutzgebietes entfernt. Frank Hennebergers Betrieb am Münnerstädter Schindberg liegt neuerdings in der Wasserschutzzone WIIIA. Beide sind direkt Betroffene von der Neufestsetzung der Wasserschutzgebietsgrenzen für die Bad Kissinger Trinkwasserversorgung im Münnerstädter Tal.
In Münnerstadt rutschte das Gewerbegebiet "Im Roth" am Schindberg in die Zone 3A. Zwar haben die dort ansässigen Unternehmen alle Bestandsschutz, sie müssen jedoch bei künftigen Baumaßnahmen mit strengeren Auflagen als bisher rechnen. Trotzdem sieht Frank Henneberger, der dort einen Betrieb führt, die Situation momentan eher gelassen.
"Bislang hat sich nichts geändert", sagt er.
Für die Landwirtschaft sind die Einschränkungen nach Ansicht von Frank Pilhofer (Wasserwirtschaftsamt) relativ gering, da die geforderte Bewirtschaftung zumindest in den weiteren Schutzzonen heute schon gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft sei. Landwirte mit Ackerflächen in der engeren Schutzzone hätten zudem mit den Stadtwerken Verträge über Ausgleichszahlungen ausgehandelt.
Probleme bei Mistlagerung Allerdings gibt es auch Bauern, die bislang durch dieses Raster fallen. Franz Wolf aus Rannungen gehört zu ihnen. Er betreibt neben dem Ackerbau auch Viehwirtschaft. Er hat Probleme, seitdem die neue Wasserschutzverordnung gültig ist. Bis zum 1. Januar war es ihm möglich, seinen Mist offen auf einem Gelände zwischenzulagern. Jetzt darf er das nur noch an Stellen mit einer festen Bodenplatte.
Die gibt es noch nicht. "Die Festplatte mit Jauchegrube kostet mich 30 000 Euro", hat Wolf errechnet - viel Geld für den Landwirt, der nur zehn Hektar seiner bewirtschafteten 120 Hektar nicht im Wasserschutzgebiet hat. Wolf hofft, dass ihm die Stadt Bad Kissingen finanziell entgegenkommt. Mit ihm haben drei weitere Landwirte in Rannungen das gleiche Problem.
Der Talhof von Friedrich Alefeld liegt nur 100 Meter von der engeren Schutzzone entfernt. Der Poppenläurer Landwirt ist nicht glücklich über die Situation. Er hat das Gefühl, bei allen baulichen Entscheidungen abhängig zu sein von den Fachbehörden. Am meisten ärgert sich Alefeld allerdings über den Bauernverband. Der habe den Verbotskatalog für das Wasserschutzgebiet genehmigt, ohne dass die Landwirte vorher gefragt oder informiert worden seien.
In den Kommunen - so scheint es - werden die neuen Grenzen jetzt akzeptiert.
"Die neuen Grenzen werden wir bemerken, wenn wir uns baulich und gewerblich erweitern wollen", meint Münnerstadts Bürgermeister Helmut Blank. Sein Blick richtet sich jetzt in die Zukunft. Zum Ende des Jahrzehnts werde die Wasserentnahme durch die Stadt Bad Kissingen neu geregelt. Blanks Ziel ist eine Halbierung der erlaubten Fördermenge.
In der Gemeinde Rannungen hat man sich mit den neuen Grenzen abgefunden - wenn auch zähneknirschend. Die Gemeinde ist eingekreist vom Wasserschutzgebiet - das ist nichts Neues. Doch jetzt spürt sie finanzielle Auswirkungen. Eine Kanaluntersuchung muss die Gemeinde künftig alle fünf statt wie üblich alle zehn Jahre durchführen. Eine Entschädigung dafür gibt es nicht, erklärt Bürgermeister Fridolin Zehner.
Auch die Nutzung moderner Technologien sei jetzt eingeschränkt; so ist die Nutzung von Erdwärme verboten.
Nüdlingens Bürgermeister Günter Kiesel sieht die neuen Grenzen aus zwei Blickwinkeln. Er weiß um die Probleme, die die Auflagen mit sich bringen. Im Gegensatz zur Gemeinde Rannungen sei Nüdlingen aber nur relativ gering betroffen. Kiesel glaubt, dass sich Kompromisse finden lassen. In Nüdlingen ist das schon geschehen. So können geplante Windräder trotz Wasserschutzzone gebaut werden. Den Trinkwasserschutz hält Kiesel für sehr wichtig. "Wir wollen ja, dass nix passiert." Als Nüdlinger ist ihm dieser Schutz besonders wichtig.
Denn die Gemeinde erhält noch immer einen - wenn auch kleinen - Teil ihres Trinkwassers von den Stadtwerken Bad Kissingen und damit aus dem Münnerstädter Talgrund.
Für die Stadtwerke Bad Kis singen hat sich der Arbeitsalltag durch die neue Schutzgebietsverordnung nicht verändert. Die Genehmigung sei nur der Abschluss eines jahrelangen Prozesses, meint Joachim Mäutner von den Stadtwerken. Er glaubt, dass Wege gefunden wurden, dass alle mit diesen neuen Festsetzungen leben können.