Das Lustspiel "Oscar" feierte am Fränkischen Theater Maßbach Premiere. Das Ensemble unter der Regie von Susanne Pfeiffer überzeugt mit Tempo und Wahnwitz.
Als Sommerkomödie hat sich das Fränkische Theater "Oscar, ein Missverständnis in drei Akten" von Claude Magnier aus dem Jahr 1959 vorgenommen. Nun könnte der Zuschauer von einer Posse der 60er Jahre befürchten, dass Witz, Komik und Tempo heute verstaubt und fad daherkommen. Die Befürchtungen sind allerdings unbegründet, wenn sich die Maßbacher so einen viel gespielten Klassiker vornehmen.
Die französische Komödie "Oscar" könnte durchaus in Absurdistan spielen, so toll treibt es der Autor mit den Irrungen der menschlichen Seele, so verzwickt ist der Handlungsfaden. Wer außer Magnier bringt es fertig, in einem Stück Liebe, kleine und große Gaunereien, Fremdenlegion, Nordpol und Hollywood zusammenzubringen.
Regisseurin Susanne Pfeiffer, ist erst geboren, als "Oscar" in Frankreich schon Triumphe feiert.
Pfeiffer ist nicht der Versuchung erlegen, das Stück in die heutige Zeit zu verlegen, Gags, Spielort und Kostüme auf modern zu trimmen. Sie konstruiert keine Anklänge an die Finanzkrise und nimmt nicht die Moral der Wirtschaftsbosse aufs Korn. Das hätte nahe gelegen bei einem Seifenfabrikanten, der mit Millionensummen und Koffern mit Juwelen jongliert.
Ein Tollhaus auf der Bühne Pfeiffer hat auch nicht versucht, die fast schon klassische Filmversion mit Louis de Funès zu kopieren. Nein, die Regisseurin beließ es beim zeittypischen Hausmädchen und der Stenotypistin, beim Bräutigam und der Verlobten.
Auch bei den Kostümen (Christina Halbfas) und dem Bühnenbild (Peter Picciani) feierten die 60er Jahre fröhlich Rennaissance.
Regieassistentin Felicitas Beine, die Dramaturgen Sebastian Worch und Christoph Thein sowie Bastian von Truchseß (Licht) vervollständigten das Team hinter den Kulissen. Mit viel Detailtreue und szenischer Genauigkeit haben sie die Bühne in das gewollte Tollhaus verwandelt und eine Seifenopfer mit bunt schillernden Luftblasen sommerlich heiter auf die Bretter gebracht.
Albert Barnier (Marc Marchand) ist Seifenfabrikant. Zu nachtschlafender Zeit wird er von seinem Angestellten Leroi (Elmar Börger) aus dem Bett geholt. Nicht etwa, weil die Firma brennt, nein: Leroi will eine Gehaltserhöhung. Aber nicht nur das, er eröffnet dem Chef auch, dass er die Tochter Colette (Silvia Steger) heiraten will. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, gesteht er eine millionenschwere Unterschlagung und erpresst wenig später den ahnungslosen Barnier mit viel Detailwissen um hinterzogene Steuern.
Flucht zur Fremdenlegion Das aber ist erst der vergleichsweise beschauliche Anfang. Die Tochter gesteht ihre heimliche Liebe. Jedoch nicht zu Leroi, sondern zum Chauffeur Oscar. Den wiederum hat Barnier gefeuert, worauf Oscar verzweifelt zur Fremdenlegion geflüchtet ist. Tränen hier, Wutausbrüche da. Kein Ausweg? Von wegen.
Jugend- und andere Sünden Nun betätigen sich die Barniers Gattin (Simone Rosa Ott) und Bernadette, das Dienstmädchen (Angela Koschel-de la Croix) abwechselnd als Ehevermittler. Nicole (Katharina Försch) taucht auf. Die hat sich als Tochter des reichen Fabrikanten ausgegeben und sorgt für neue Turbulenzen. Philippe, der Masseur des Hauses (Carsten Stier) nimmt es mit den Gesetzen nicht so genau. Er trimmt die Eheleute und bringt auch sonst Schwung in die Bude.
Irgendwie scheint jeder den Falschen zu lieben, aber alle haben die Millionen im Auge, die es als Mitgift geben soll. Zu guter Letzt tritt noch Charlotte (Inka Weinand) auf den Plan, eine Jugendsünde des Seifenherstellers.
Nur eine bleibt in dem ganzen Verwirrspiel gelassen. Die Perle Bernadette hat die Faxen dicke und packt ihre Koffer. Es sollte nicht der einzige bleiben, der gepackt, vertauscht, zurückgebracht und voller Spannung geöffnet wird. Was um Himmels Willen ist drin? Geld? Juwelen? Oder doch nur Damenwäsche? Und wo bleibt eigentlich Oscar?
Heiteres Theatervergnügen im idyllischen Schlossgarten.
Lust an rasanter Verrücktheit "Oscar" ist ein turbulentes Lustspiel, flott inszeniert mit bemerkenswerter Gesamtleistung aller Beteiligten. Rasante Szenen, wie sie so liebenswert typisch fast nur im Freilichttheater möglich sind, begeistern.
Es stockt einem der Atem, wenn Silvia Steger wie ein Irrwisch im Babydoll aus dem Schloss die Freitreppe hinauf und hinunterfegt. Marc Marchand verzweifelt in kleinkarierten Hosen so eindrucksvoll an der Raffinesse der Frauen, dass die Zuschauer mit ihm die Türen zuschlagen möchten, durch die die Sippschaft hinein und wieder hinausrennt.
Jeden einzelnen ihrer kleinen Auftritte gestaltet Angela Koschel-de la Croix als Bernadette zunehmend nachhaltiger, bestimmender, überzeugender. Gekreische, überwiegend weiblicher Fans, wenn Carsten Stier als Masseur seine Muskeln spielen lässt.
Ganz subtile Schauspielkunst legt Elmar Börger als durchtriebener Bräutigam an den Tag. Den Eindruck des Biedermanns mit Buchhaltermentalität, zugeknöpftem Sakko, Rundbrille und Fliege zieht er gnadenlos durchs ganze Stück. Da kommt kein Lächeln an der falschen Stelle.
Dass bei all dem Gerenne, den stürmischen Umarmungen und dem Haare raufen, der Scheitel bis zum Schlussapplaus sitzt, mache Elmar Börger mal einer nach. Das Trampeln und rhythmische Klatschen zum Ende beweist: "Oscar" ist ein herrliches Sommervergnügen à la Maßbach.
Aufführung: Die Komödie "Oscar" von Claude Magnier steht bis 6. September auf dem Spielplan des Fränkischen Theaters in Maßbach. Premiere war am Freitag, 8. August. Das Stück wird 20 Mal auf der Freilichtbühne aufgeführt.