Geschichte hautnah erleben konnten die Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe der Freiherr-von- Lutz-Mittelschule Münnerstadt an der Gedenkstätte Point Alpha in Rasdorf.
Point Alpha, der Name eines US-Beobachtungspostens, verkörpert den Brennpunkt des Kalten Krieges. Die innerdeutsche Grenze ragt hier am weitesten in den Westen, so dass von hier aus ein Einmarsch der sowjetischen Truppen ein Leichtes gewesen wäre.
Bei einer Führung, die von unmittelbar betroffenen Anwohnern aus Ost und West geleitet wurde, konnten die Neuntklässler den Ausbau der Mauer abschreiten. Wo 1952 noch einfache Holzschranken die Grenze markierten, die etwas später durch sogenannte Spanische Reiter (ausgediente Gleise) verstärkt wurden, wurde 1963 in Berlin die Mauer und auf dem innerdeutschen Grenzstreifen eine doppelreihige Drahtseilgrenze errichtet. In den 1970er wurde der Streckmetallzaun mit Selbstschussanlagen installiert.
Wie das Leben in unmittelbarer Grenznähe war, schilderten die beiden Gästeführer sehr eindrucksvoll.
So wurden in der ehemaligen DDR Häuser, die zu nah an der Grenze standen, abgerissen und die Bewohner unter Zwang in andere Orte umgesiedelt. Orte wie Geisa, das in Sichtweite der Gedenkstätte liegt, umgab ein fünf Kilometer breiter Sperrgürtel, der nur mit einem Passierschein oder einem Visum zu besuchen war. Zudem herrschte in der Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr eine Ausgangssperre.
Bei ihrem Erkundungsgang besuchten die Schüler, die von ihren Klassenlehrerinnen Frau Reß, Frau Landgraf und Frau Erhard begleitet wurden, das ehemalige US-Camp Point Alpha. Dieser denkmalgeschützte US-Stützpunkt zeigt das Leben eines US-Soldaten während des Kalten Krieges. Neben dem Wachturm und dem Fahnenappellplatz wurde auch eine Mannschaftsstube und ein Offiziersbüro besichtigt. Waffen, Uniformen und Dokumente aus dieser Zeit vervollständigten die Ausstellungen.
Sehr beeindruckend war die Kartendarstellung des sogenannten "Fulda Gap". Dieses Modell zeigt, wie die sowjetischen und ostdeutschen Militärs durch einen Korridor bei Fulda innerhalb weniger Stunden bis nach Frankfurt am Main hätten vordringen können. Wie ernst die Lage war, zeigt ein Kriegsspiel mit dem Namen "Fulda Gap", das in der Zeit des Kalten Krieges in den USA verkauft wurde. Zum Schluss wanderte die Gruppe noch einige Meter auf dem Weg der Hoffnung. Diesen Weg, der den ehemaligen Todesstreifen an der Grenze entlang führt, zieren vierzehn monumentale Skulpturen, die die Unfreiheit und Willkür im Osten, aber auch die Hoffnung und den Glauben an eine Veränderung darstellen. Die Point-Alpha-Stiftung hat diesen Weg errichtet, der an den gewaltlosen Widerstand gegen die kommunistischen Diktaturen in Mittel- und Westeuropa erinnern soll. Als eine Erkenntnis nahmen die Schüler mit nach Hause, dass ein solcher Weg an Wichtigkeit nichts verloren hat, gerade wenn man an die aktuelle Situation in der Ukraine denkt.