Münnerstadt: Urne statt Sarg

2 Min
Ein neues Urnenfeld soll in diesem Bereich des Friedhofs entstehen.Foto: Heike Beudert
Ein neues Urnenfeld soll in diesem Bereich des Friedhofs entstehen.Foto: Heike Beudert

Zahl der Urnenbestattungen steigt. Der Stadtrat reagiert und weist ein neues Urnenfeld aus.

Die Bestattungskultur ist im Wandel, auch in Münnerstadt. Die Zahl der Erdbestattungen ist rückläufig. Die Nachfrage nach Urnengräbern steigt. Dieser Tendenz trägt der Stadtrat Rechnung. In der jüngsten Sitzung hat das Gremium beschlossen, neue Urnengräber anzulegen. Die neuen 16 Grabstellen sollen möglichst zügig zur Verfügung stehen.

Im Januar hatte es in Münnerstadt eine hohe Zahl an Sterbefällen gegeben, erläuterte Bürgermeister Michael Kastl (CSU) in der jüngsten Stadtratssitzung die Situation. Die Plätze in den Urnenfeldern wurden rar. Daraufhin hatte die Verwaltung ein Konzept vorgestellt, wo und wie zügig neue Urnengräber ausgewiesen werden könnten. Der Vorschlag war, die Gräber entlang der Friedhofsmauer in der Schützenstraße, nahe des Friedhofseingangs am Schützenhaus, auszuweisen.

Alternativvorschlag ging durch

Mehrheitlich favorisiert wurde in der Sitzung jedoch ein Alternativvorschlag der Stadtratsfraktion von "Forum aktiv". Sie hatte in einem Antrag vorgeschlagen, auf der anderen Seite des Friedhofs, in Nachbarschaft zu bereits bestehenden Urnengräbern, diese neue Fläche auszuweisen. In der Sitzung erläuterte Stadträtin Rosina Eckert (Forum aktiv) den Antrag nochmals. Die Umgestaltung betreffe einen inneren Bereich des Friedhofs, der von immer größeren Lücken durchzogen werde. Die Zwischenhecken dort seien marode. Sie sollen entfernt werden. Die Tatsache, dass dort noch einige wenige Familiengräber liegen, sah sie nicht als Problem. Diese wären dadurch wieder besser in die Friedhofslandschaft eingebunden. Die neue Urnenfläche sollte, anders als im Vorschlag der Verwaltung, nicht mit Mainkiesel verfüllt werden. "Das ist nicht mehr zeitgemäß", betonte Rosina Eckert in der Sitzung. Vielmehr plädierte sie dafür, hier den Charakter des grünen Friedhofs aufzunehmen. Die Angehörigen hätten die Möglichkeit, die kleinen Grabflächen individuell zu gestalten.

Fläche ist erweiterbar

Stadtrat Klaus Schebler (Neue Wege) sprach sich dagegen für den anderen Standort aus, weil dort keine weiteren Gräber liegen. "Der Vorschlag der Verwaltung ist der bessere", so Schebler. Er könne aber mit beiden Varianten leben. "Für die Verwaltung ist es schmerzfrei, welcher Standort gewählt wird", stellte dazu Bürgermeister Michael Kastl fest. Wichtig sei, dass die Maßnahme schnell umsetzbar ist. Und das sei in beiden Fällen möglich.

Nachdem der Antrag von Forum aktiv eine klare Mehrheit fand, werden in den nächsten Wochen werden nun 16 neue Urnenplätze geschaffen. Die dort liegenden Familiengräber werden in die Gestaltung eingebunden. Erweiterbar ist dieser Bereich langfristig auf bis zu 60 Urnengräber, so die Berechnungen.

Wie sehr die Bestattungskultur im Wandel ist, erlebt der städtische Beamte Bernd Hochrein bei seiner täglichen Arbeit. Er verwaltet das Friedhofsamt und kann die Veränderungen in der Bestattungskultur auch zahlenmäßig belegen. Vor rund 30 Jahren seien rund zehn Prozent aller Bestattungen in Münnerstadt Urnenbestattungen gewesen. Mittlerweile liege dieser Anteil bei 75 Prozent, erklärt Hochrein auf Anfrage dieser Zeitung. Der Beamte hat den Eindruck, dass diese Entwicklung sich weiter fortsetzt. Auch in den Stadtteilen steige die Nachfrage nach Urnenbestattungen.

Zahl der Urnengräber wächst stetig

Im Münnerstädter Friedhof wurden in den vergangenen Jahren Stück für Stück Möglichkeiten für unterschiedliche Urnenbestattungen geschaffen. Bereits jetzt sind weit über 200 verschiedene Urnengräber ausgewiesen. Die Zahl der freien Urnen-Grabstellen ist knapp, deshalb jetzt die Erweiterung. Es gibt eine Urnenwand mit 90 Bestattungsplätzen, ein Urnenfeld aus Mainriesel (72 Gräber), ein individuell gestaltbares Urnenfeld mit 19 Plätzen sowie einen naturnahen Bestattungsbereich für 54 Urnen.