Die Absolventen der Theo-Remmertz-Akademie nehmen ihre Urkunden entgegen. Die Branche muss sich vor der Digitalisierung nicht fürchten.
Autos mit KG-Kennzeichen waren am Freitag die große Ausnahme auf dem Parkplatz des Schönborn-Gymnasiums. Zur Freisprechungsfeier der Handwerkskammer für Unterfranken und des Bundesverbandes Deutscher Bestatter für 145 Bestatterinnen und Bestatter in der Aula der Schule waren die meisten Gäste aus Berlin, Kiel, Düsseldorf, Landau/Pfalz, Oberhausen, Gotha gekommen.
Ein Teil von ihnen hatte bereits im Januar/Februar die Prüfung bestanden. Mit von der Partie waren auch viele Eltern, Freunde und Vertreter der Ausbildungsfirmen. Christian Streidt (Illertissen), der Präsident des Bundesverbandes deutscher Bestatter, betonte "wir geben Ihnen mit der Freisprechungsfeier die Bestätigung, dass Sie eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben". Darauf lasse sich ein Berufsleben erfolgreich aufbauen und weiterentwickeln.
Er kritisierte, dass zahlreiche Eltern für ihre Kinder das Heil mehr und mehr in einer akademischen Ausbildung suchen würden. Die Verschränkung von Theorie und Praxis, die Ausbildung in der Schule und im Betrieb seien ein Erfolgsmodell, das Deutschland stark gemacht habe. Auch in Zukunft sei die heimische Wirtschaft auf qualifizierte Fachleute mit praktischem Wissen angewiesen. Er betonte "wir sollten aufhören, Fachkräftemangel primär als Akademikermangel zu verstehen und jungen Menschen zu suggerieren, dass erst mit dem Studium die volle berufliche Verwirklichung möglich ist".
Digitalisierung für Bestatter keine Bedrohung
In anderen Berufen sei die Angst groß, dass sie von der Digitalisierung "geschluckt" würden - "unser Beruf hat Zukunft". Er hob auch hervor, dass der Bundesverband der Bestatter fordert, die Meisterpflicht einzuführen. Für Walter Heußlein, den Präsidenten der Handwerkskammer Unterfranken, ist diese Freisprechungsfeier für die 145 Absolventen aus allen Bundesländern ein wichtiger Meilenstein in ihrem Berufsleben.
Dass sie aus allen Bundesländern kommen, zeige, wie wichtig die Theo-Remmertz-Akademie in Münnerstadt für diesen Berufszweig sei. Dieser erfordere Einfühlungsvermögen, Fachwissen im medizinischen, psychologischen und kaufmännischen Bereich, handwerkliches Geschick, soziale Kompetenz und die Fähigkeit, gut zuzuhören. Gerade der Umgang mit der Trauer von Angehörigen verlange ein hohes Maß an Professionalität und könne nur durch eine fundierte Aus- und Weiterbildung gewährleistet werden.
Auch Walter Heußlein plädierte für die Meisterpflicht, denn "die Qualifikation zu Meister vereint Fachwissen in Theorie und Praxis mit dem Rüstzeug, dass es braucht, um als selbstständiger Unternehmer nachhaltig erfolgreich zu sein." Für Heußlein ist Münnerstadt die "deutsche Hauptstadt im Bestattungswesen". Er hatte kürzlich das Münnerstädter Heimatspiel besucht und dabei auch Rosina Eckert, die Leiterin des Bundesausbildungszentrums der Bestatter, in der Hauptrolle der Susanna Dietz auf der Bühne gesehen. Messerscharf schloss er daraus "in Münnerstadt geht überhaupt nichts ohne Frau Eckert", die im Übrigen auch bei der Freisprechungsfeier im Hintergrund die Fäden zog.
Bürgermeister Helmut Blank (CSU) gratulierte den neuen Bestatterinnen und Bestattern und betonte "eine Ausbildung ist gut, man wird sich immer um Sie reißen". Das Bestatter-Zentrum sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt, vor allem auch wegen der Übernachtungen. Er freute sich, denn "die Absolventen tragen den Namen der Stadt hinaus nach ganz Deutschland". Stephan Neuser, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Bestatter, dankte dem Bürgermeister für die gute Zusammenarbeit in den letzten zwölf Jahren mit einem Geschenk.