Mitnehm-Luther aus Bad Königshofen ist viel rumgekommen

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Was meinst Du? Gefällt Dir das Foto? Weißt doch noch wo das war? scheint Pfarrer Lutz Mertten hier seinen "Pappkameraden Martin Luther" zu fragen. Schließlich ging es um die Auswahl der ganz besonderen Bildmotive und da war Luther natürlich dabei. Aber der ist keine große Hilfe, sondern schaut in die Kamera. Hanns Friedrich
Was meinst Du? Gefällt Dir das Foto? Weißt doch noch wo das war? scheint Pfarrer Lutz Mertten hier seinen "Pappkameraden Martin Luther" zu fragen.  Schließlich ging es um die Auswahl der ganz besonderen Bildmotive und da war Luther natürlich dabei. Aber der ist keine große Hilfe, sondern schaut in die Kamera. Hanns Friedrich

Pfarrer Lutz Mertten hat sich einen "Pappkameraden Martin Luther" besorgt mit dem Ziel, ihn auszuleihen und den Erlös für einen guten Zweck zu verwenden.

Wer erinnert sich nicht noch an das Jubiläumsjahr der evangelischen Kirche in Deutschland: "500 Jahre Reformation"? Zahlreiche Veranstaltungen, Gottesdienste, Vorträge und Gesangsabende gab es auch in Bad Königshofen und im Grabfeld. Immer wieder einmal sah man dabei den "Pappkameraden Martin Luther". Pfarrer Lutz Mertten hatte die Figur besorgt und für eine Gebühr, die für gute Zwecke verwendet wird, verliehen.

25 Mal war Martin Luther unterwegs, und zwar nicht nur im Grabfeld, sondern auch in Schweinfurt, sogar in Erfurt. Bei einem Fußballspiel, bei Familienfeiern, auf der Kanzel der Stadtpfarrkirche, bei Pfarrer Karl Feser, aber auch als stiller Beobachter von Konzerten oder Pfarrfesten sah man den "Pappkameraden". "Auch viele Katholiken haben ihn ausgeliehen und das finde ich besonders erfreulich," sagt Pfarrer Lutz Mertten.

Begonnen hat alles mit dem Reformationstag am 31. Oktober 2016, als der evangelische Pfarrer dazu aufgerufen hatte, die Figur Martin Luthers gegen eine Spende von 9,50 Euro auszuleihen. "Luther to go" hatte er seine Aktion getauft. "Alle reden über Luther, aber ihn einmal hautnah, in Lebensgröße zu begegnen," das habe doch was.

Warum gerade 9,50 Euro? Ganz einfach, für jede der 95 Thesen sind das zehn Cent. Der Mitnehm-Luther der evangelischen Kirchengemeinde Bad Königshofen ist zwar aus Pappe, aber die Aktion war keinesfalls von Pappe: Viele nutzten die Gelegenheit, sich mit Luther ablichten zu lassen, oder ihm einen Ehrenplatz bei Familienfeiern zu geben.

Natürlich wollten Lutz und Tina Mertten stets auch wissen, was Luther als Gast gerade so macht. Deshalb sollte, wer ihn ausgeliehen hat, Fotos machen. So entstanden welche mit Luther am Tisch, Luther beim Kegeln, Luther schaut fern oder Luther und sein Ehrenplatz. Am Ende der Aktion hatte der Pfarrer nun an die 50 verschiedene Fotos auf seinem Tisch liegen. Da steht Luther im Fußballtor, an einer Theke, liegt im Bett, fährt Traktor oder schaut Fernsehleuten beim Filmen über die Schultern.

Natürlich war er an Weihnachten im engsten Verwandtenkreis, nämlich in Großeibstadt bei Annkathrin und Andreas Voigt, sowie deren Kinder Simon und Eva. Annkathrin Voigt hat ja ein verwandtschaftliches Verhältnis zu Luther, wenn auch nicht zu ihm selbst, aber doch zu seinem Bruder Jakob. Von dieser Linie nämlich stammt die Familie von Annkathrin Vogt ab. Ihr Vater, Wolfgang Hunger (Hassfurt) wusste, dass er in der 15. Generation von Jakob Luther abstammt.

Pfarrer Lutz Mertten weiß aber auch von Nina Glückstein, einer Konfirmandin aus Serrfeld. Sie bekam von ihrem Schulkameraden, Bastian Wiesner, den "Pappkameraden Luther" zu ihrer Konfirmation. Einen Tag lang feierte er im Familienkreis und in der Kirche mit. Natürlich gab es dazu auch die entsprechenden Fotos. Ausgeliehen hatte ihn auch Sigrid Pirkl aus Bad Königshofen, und von ihr stammt, wie von vielen anderen, eine ganze Fotostory. "Unter anderem lag er in ihrem Bett," lacht Pfarrer Lutz Mertten. Luther aus Bad Königshofen war zu Gast in der Vesper-Kirche in Schweinfurt, wo er gleich für 14 Tage gebucht war. Selbst zum evangelischen Kirchentag sollte er reisen. "Da habe ich den Verantwortlichen aber gesagt, dass das doch eine weite Reise ist, und sie ,Luther' ja selbst erwerben können."

Für den evangelischen Pfarrer war es wichtig, dass "Luther" nicht nur ausgeliehen wurde, sondern vor allem, dass es durch ihn auch zu Gesprächen zum Glauben, zur Reformation, zur Situation der beiden Kirchen heute und vieles mehr kam. "Das war genau so gewollt." Kein Klamauk wurde mit der Lutherfigur betrieben und der Pappkamerad zeige kaum Gebrauchsspuren.

Was aber nun mit der Pappfigur Luther tun? Noch weiß es der evangelische Pfarrer nicht. Vielleicht wird er beim Kirchenfest in diesem Jahr versteigert, und der Erlös kommt einem sozialen Zweck zugute. Nun wurden die drei originellsten Bilder preisgekrönt. Die Sieger sind: Nina Glückstein (Serrfeld), Sigrid Pirkl (Bad Königshofen) und Familie Voigt (Großeibstadt) . Die Siegerfotos kann man auf der Internetseite der evangelischen Kirchengemeinde unter www.badkoenigshofen-evangelisch.de sehen.