Mächtige Balken halten das Dach

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Museumsleiter Björn Hein (links) und Kreisheimatpfleger Christian Neugebauer (rechts) erkunden das Dachgeschoss der Zehntscheune. Hier werden am Tag des offenen Denkmals zwei Führungen angeboten werden. Foto: Christoph Hein
Museumsleiter Björn Hein (links) und Kreisheimatpfleger Christian Neugebauer (rechts) erkunden das Dachgeschoss der Zehntscheune. Hier werden am Tag des offenen Denkmals zwei Führungen angeboten werden.  Foto: Christoph Hein

Beim Tag des offenen Denkmals ist ein Blick unter das Dach der Zehntscheune möglich.

Wenn man das Dachgeschoss der Zehntscheune betritt, dann dauert es einen kurzen Augenblick, bis die Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt haben, das hier herrscht. Ist es dann so weit, so sieht man ein riesiges Dachgestühl, das in traditioneller Zimmererkunst gefertigt worden ist. Die Dimensionen, die sich hier auftun, sind wahrhaft gigantisch. Dass das Dachgeschoss eigentlich zweigeschossig ist, deutet auf die wichtige Aufgabe hin, die die Zehntscheune einstmals zu erfüllen hatte.


Fachmann gibt Auskunft

Kreisheimatpfleger Christian Neugebauer und Museumsleiter Björn Hein haben sich hier zu einer Vor-Ort-Besichtigung getroffen. Denn am Sonntag, beim "Tag des offenen Denkmals", wird die Zehntscheune eines der Baudenkmäler sein, die die Besucher sich in einer Führung anschauen können. Bis es aber so weit ist, heißt es erst einmal die Balkenkonstruktionen näher in Augenschein zu nehmen und sich die Details erklären zu lassen. Hierfür haben sich die beiden fachliche Hilfe geholt: Bei der Erkundungstour ist Zimmerermeister Christoph Hein mit von der Partie. Auch für ihn ist das Gebälk der Zehntscheune beeindruckend.


Präzise gearbeitet

"Hier kann man hervorragend die traditionelle Bauweise studieren", erklärt er fasziniert. Interessant ist, dass hier vor allem Nadelholz zum Einsatz kam, was zeige, dass man wohl schon damals die Baukosten im Auge hatte. Die Balken, die von Hand zugeschlagen wurden, sind so präzise gearbeitet, dass auch das Auge des Fachmanns kaum einen Unterschied zu dem im Sägewerk gefertigten Balken ausmachen kann. "Wenn man damals natürlich den ganzen Tag nur Balken zugeschlagen hat, hatte man den Bogen irgendwann raus. Das alles war reine Übungssache", meint der Zimmerermeister, ohne bei diesen Worten die Ehrfurcht vor den Baumeistern von damals unterdrücken zu können.


Aufwendige Arbeiten

In einem kleinen Ort in der Grafschaft von Devon in Südengland arbeitete Hein bei der Firma "Carpenter Oak", die sich darauf spezialisiert hat, Häuser im traditionellen Timber-Framing-Stil zu bauen. Hier wurden auch die traditionellen Bautechniken gepflegt, die schon beim Bau der Zehntscheune zum Einsatz kamen. "Trotzdem ist es faszinierend, einen derartig großen Dachstuhl live zu sehen", erklärt Hein.
Ähnlich aufwändig ist das Dachgeschoss im Deutschordensschloss, welches das Trio als Nächstes in Augenschein nimmt. Hier sieht man im hinteren Bereich sehr schön, dass kleinere Balken verbaut wurden - ein Zeichen dafür, dass beim Anbau wohl nicht mehr so viel Geld zur Verfügung stand wie beim Hauptbau.
Beeindruckt kehrt das Trio von seiner "Besichtigungstour" zurück, bei der man von fachlicher Seite einiges lernen konnte.


Details zur Geschichte

Doch nicht zum Selbstzweck hat man diese beiden Gebäude näher betrachtet: Beim "Tag des offenen Denkmals" am 11. September sind unter anderem diese auch der Öffentlichkeit zugänglich. Neben der reinen Besichtigung werden Christian Neugebauer und Björn Hein auch viele Details zur Geschichte der beiden Gebäude zu vermitteln wissen. "Ich finde es sehr spannend, dass dem Publikum die Möglichkeit gegeben wird, sich solche Räume anzuschauen, die normalerweise verschlossen sind", freut sich Kreisheimatpfleger Christian Neugebauer.
Museumsleiter Björn Hein hat mit diesem Konzept schon positive Erfahrungen gemacht: "Führungen, die gerade die Baugeschichte in den Fokus nehmen und die Besucher an Orte führen, die sonst nicht zu sehen sind, werden immer sehr gut angenommen." Doch neben diesen Führungen ist am Sonntag in Münnerstadt noch weit mehr geboten: Auch das Jörgentor und das Obere Tor können an diesem Tag besucht werden. "Ich finde es faszinierend, dass man hier auch Gebäude von innen sehen kann, die normalerweise verschlossen sind", erklärt Hein. Hier zeige sich, mit wie viel Geschick und Kunstfertigkeit damals gearbeitet wurde. Und die historischen Gebäude sind in Münnerstadt wirklich ein Hingucker, die in jedem Jahr zahlreiche Geschichtsinteressierte in die Stadt führen.
Diese Bauwerke muss man natürlich für nachfolgende Generationen erhalten, und so lautet das Motto des "Tags des offenen Denkmals" in diesem Jahr auch "Gemeinsam Denkmale erhalten". Das bunte Programm an diesem Tag hat sich dieses Motto auf die Fahnen geschrieben.


Mürschter Nagel

Und auch der Altstadtverein Münnerstadt greift dies auf, wenn er an diesem Tag um 19 Uhr am "Oberen Tor" den Mürschter Nagel verleiht. Dieser wird an jene überreicht, die sich um die historische Bausubstanz verdient gemacht haben, eben zur Würdigung dieses unermüdlichen Engagements. Es wird also am "Tag des offenen Denkmals" in Münnerstadt einiges geboten werden.

Programm zum Tag des Denkmals Führungen 11 Uhr und 17 Uhr: Führung Dachgeschoss Zehntscheune (Christian Neugebauer, Kreisheimatpfleger);
Führung Dachgeschoss Deutschordensschloss
(Björn Hein, Museumsleiter)
Treffpunkt: Deutschordensschloss.

Heimatspiel
14.30 Uhr Aufführung des Festspiels "Die Schutzfrau von Münnerstadt";
10 bis 18 Uhr Bewirtung im Schlosshof (Altstadtverein Münnerstadt), musikalische Untermalung: Bruno Schlegelmilch, Kaffeebar (Kultourismus im Schloss).

Hineinschauen 11 bis 18 Uhr Das Jörgentor ist geöffnet (mit Bewirtung).
10 bis 18 Uhr Das Obere Tor ist geöffnet.
19 Uhr Verleihung des Mürschter Nagels (während des Festes am Oberen Tor).
20 Uhr Nachtwächterführung mit Rainer Kirch; Treffpunkt dafür ist am Rathaus in Münnerstadt. red