Kunstwerke aus Papier

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Cordula Hartung mit einem ihrer Kunstwerke Foto: Björn Hein
Cordula Hartung mit einem ihrer Kunstwerke Foto: Björn Hein

Cordula Hartung aus Meiningen stellt in den Galerieräumen des Deutschordensschlosses aus. Am Sonntag ist Vernissage.

"Arbeiten aus Papier" - mit diesen Worten ist die Ausstellung von Cordula Hartung überschrieben, die ab Sonntag, 19. Oktober, in den Galerieräumen des Deutschordensschlosses in Münnerstadt zu sehen sein wird. Hartung lebt und arbeitet in Meiningen, wo sie 1956 geboren wurde. Das Interesse für Kunst bekam sie sozusagen in die Wiege gelegt. Ihre Mutter ist gelernte Holzbildhauerin, die sich in ihrem späteren Werk aber auch für das textile Gestalten interessierte - ein Gebiet, das auch Cordula Hartung in ihrem Werk immer wieder aufgreift.

Gelernte Schriftsetzerin

Mit 17 Jahren absolvierte sie eine Ausbildung als Schriftsetzerin, damals noch mit Bleilettern im beschwerlichen Handsatz. "Die Schrift als solche hat mich schon immer fasziniert", sagt die Künstlerin. Und das sieht man ihrem Werk auch an: Allerorten begegnen einem Bilder, aus denen man Schriftzeilen herauslesen kann, allerdings hier zu Mustern verfremdet, so dass man unwillkürlich auch Anklänge an die konkrete Kunst im Werk ausmacht. Und bei dieser Ausbildung war es natürlich fast selbstverständlich, dass Hartung sich als Künstlerin auch dem Papier beziehungsweise dem textilen Gestalten annimmt, das als Trägermaterial für die "Buchstaben" dient.
Bei ihr ist aber dieses "Trägermaterial" bereits ein Kunstwerk. "Oftmals ist es ein langer Prozess, bis das Papier die Oberfläche angenommen hat, die einem vorschwebt", sagt die Künstlerin. Und gerade die Beschäftigung damit zieht den Zuschauer in den Bann, wenn er sich näher auf die Kunstwerke einlässt. Bei einem Bild beispielsweise meint man, eine lederartige Textur auszumachen. Die Erklärung: Das verwendete Japanpapier wurde so lange bearbeitet, bis eben jene gewünschte Struktur zum Vorschein kam. "Natürlich ist es faszinierend, wenn man sieht, was man aus Papier alles machen kann und wie vielseitig es doch eigentlich ist", meint Hartung.
Schon früh war Cordula Hartung von der Kunst fasziniert. Sie arbeitete nach ihrer Ausbildung unter anderem in einem Büro für architekturbezogene Kunst. Seit 1988 ist sie als freischaffende bildende Künstlerin tätig. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland hat sie bereits durchgeführt und auch an nationalen und internationalen Künstlersymposien teilgenommen. Dabei ist ihr der Austausch mit anderen sehr wichtig. "Hier kann man voneinander sehr viel lernen", sagt sie.
Ihre Faszination für die Schrift ist aber geblieben. So im Werk "Gedankensplitter", das ebenfalls im Deutschordensschloss zu sehen ist. "Hier wurde Papier mit einer Nähmaschine "beschrieben", sagt Cordula Hartung. Teilweise ist das Werk lesbar, teilweise ist das Gemeinte nur erahnbar, was einen ganz besonderen Reiz auf den Betrachter ausübt. "Ich bezeichne es auch gern als mein geheimes Tagebuch, man kann nur einen Teil entziffern, den Rest muss der Betrachter mit seinen eigenen Vorstellungen ausfüllen" , sagt die Künstlerin. Sie spielt hier bewusst mit der Neugier des Publikums, das dabei seine eigenen Vorstellungen einbringen kann.

Zwischen den Zeilen lesen

Andere Werke erinnern an Buchstaben in Blindenschrift, die sich plastisch von der Oberfläche des Papiers abheben. Man sieht, dass hier immer wieder die Schriftsetzerin durchkommt. "Man muss sozusagen ,zwischen den Zeilen‘ lesen, um dem Gemeinten auf die Spur zu kommen", so Hartung. Doch nicht nur das Künstlerische ist ihr wichtig, auch das handwerkliche Geschick scheint in ihren Werken immer wieder durch. Filigran wird das häufig verwendete ungefärbte Wachspapier bearbeitet, bis die Oberfläche den Wünschen der Künstlerin genügt. Und dass auch dreidimensionale Werke im Angebot hat, zeigen die "Clouds", künstlerisch gestaltete Wolken aus Papier, die bereits im sakralen Raum in einer Kirche zu sehen waren.
"Hier ist immer wieder faszinierend, wie das Spiel mit Licht und Schatten ist, je nachdem, wo man sie ausstellt", sagt die Künstlerin. So können Installationen je nach Ort durchaus unterschiedlich wirken, was immer wieder reizvoll ist.