Auf Hochzeiten oder Jubiläumsveranstaltungen in der Region wird häufig mit kleinen, hübsch bedruckten Gläschen aus Münnerstadt angestoßen. Sie sind ein echtes Nischenprodukt.
Die Gläschen sind keine Hightech-Ware, wie man sie sonst von Nipro Münnerstadt, einem Global Player im Bereich der pharmazeutischen Glasproduktion, kennt. Die Stamperle sind noch echte Handarbeit. Sie sind eigentlich ein reines Zufallsprodukt. Aber die Nachfrage ist so groß, dass es sich lohnt, die Produktion als Nische im Unternehmen mitlaufen zu lassen.
Karin Klein gehört zu den beiden Mitarbeiterinnen im Haus, die diese Gläser bedrucken. An diesem Tag hat sie Hilfe bekommen. Zwei Schülerinnen des Schönborn-Gymnasiums durchlaufen bei ihrem Girls' Day auch diese Abteilung im Betrieb. Hier können Julia Ziegler und Alexa Bartenstein selbst Hand anlegen und produzieren mit eigener Hand Erinnerungsstücke an ihren Girls' Day bei Nipro.
Erinnerungen - dafür werden die Schnapsgläschen hauptsächlich hergestellt, erklärt Abteilungsleiter Jochen Neumayr.
Irgendwann - das Jahr weiß er gar nicht mehr - kam jemand im Betrieb auf die Idee, aus Restglas bedruckte Schnapsgläschen zu fertigen. "Es war als Jux gedacht", erzählt Neumayr und damals auch nur für die Mitarbeiter. 15 bis 20 Jahre dürfte das her sein, schätzt Karin Hein. Doch als das Glas bei den ersten Polterabenden auftauchte, sprach sich herum, dass diese nette kleine Idee aus der Münnerstädter Glaswarenfabrik stammte.
Erste Nachfragen von außen kamen. Irgendwann hatte die Firma gar nicht mehr genug Restglas, um daraus all die gewünschten Stamperle herzustellen. Mittlerweile, so Neumayr, wird im Zweigwerk in Hohn auch Glas eigens nur für dieses Nischenprodukt produziert. In Münnerstadt werden die Gläser dann im Siebdruckverfahren mit einem Motiv nach Wahl bedruckt.
Danach durchlaufen die Sonderanfertigungen einen Brennvorgang, damit die Farbe sich mit dem Glas verbindet und die Stamperle auch als Lebensmittelglas verwendet werden können.
Bis zu 20 000 Stamperle verkauft Nipro in guten Jahren. Die häufigsten Bestellungen sind kleine Mengen bis 200 oder 300 Stück, typischerweise für Hochzeiten oder Polterabende, weiß Jochen Neumayr. Neuerdings gibt es die ersten Bestellungen für Scheidungen - das sei kein Scherz, versichert Neumayr.
Auch Campingplätze ordern die Gläschen als Souvenir für ihre Gäste; Vereine haben sie im Vereinsheim stehen; Betriebe verschenken sie als kleine Aufmerksamkeit an Kunden. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Selbst im Ausland findet man diese Handarbeit aus Münnerstadt schon.
Lieferungen gab es unter anderem für China oder Schottland."Es spricht sich herum", meint Neumayr.
Janine Reichert aus Lebenhan ist Nipro-Kundin und hat für ihre Hochzeit einige Kartons solcher Schnapsgläschen geordert. Obwohl sie erst im August heiraten wird, hat sie ihre Bestellung bereits in diesen Tagen bei Nipro abgeholt. Die Erzieherin hat über Mund-zu-Mundpropaganda von dem Angebot erfahren und findet es gut.
Bei Nipro gibt es mehrere Druckmotive für verschiedene Anlässe zur Auswahl, die in der Regel um die Namen der Jubilare, des Vereins oder Auftraggebers erweitert werden. Die Auswahl reicht von romantisch bis lustig. Wer es noch individueller möchte, der kann auch einen persönlichen Entwurf mitbringen. Alexa Bartenstein hat für ihre selbst gefertigten Gläschen vom Girls' Day ein verspieltes, rotes Tiermotiv gewählt.
Julia Ziegler hat sich für einen kräftigen Aufdruck mit lustigen Schäfchen entschieden.Während die Gläser der Mädchen den Brennvorgang durchlaufen, zeigt Jochen Neumayr den Schülerinnen auch noch, wie in der normalen Produktion Ampullen bedruckt werden. Dort ist natürlich längst die Automatisierung der Handarbeit gewichen. Das Bedrucken des empfindlichen medizinischen Glases ist an der Maschine nur einer von mehreren Arbeitsschritten.