Architekt und Statiker sind sich einig: Die Fakten sprechen eindeutig für einen Abbruch des Hallenbades. Die Ausschreibungen laufen.
Voraussichtlich im Oktober soll mit dem Abbruch des Münnerstädter Hallenbades begonnen werden. Das sei momentan das Ziel, erläuterte der Architekt Dag Schröder in einem Pressegespräch im Rathaus. Mindestens sechs Monate setzen er und der Statiker Peter Wolf für die Abbrucharbeiten an. Die seien sehr aufwendig, weil viele Teile des Hallenbades getrennt als Sondermüll entsorgt werden müssten.
In einem Pressegespräch verwies Bürgermeister Helmut Blank darauf, dass es zum Abbruchantrag keinerlei Einwände vom Landratsamt gegeben habe. Auch der Förderantrag sei ohne Anmerkungen von der Regierung genehmigt worden. Das zeige, wie genau gearbeitet werde. "Man darf keine Fehler machen aufgrund der politischen Vehemenz dieses Abbruchs", erklärte Dag Schröder.
Damals waren die Stoffe erlaubt
Dass der Abbruch des Hallenbades aufgrund der vorliegenden baulichen Untersuchungen die richtige Lösung ist, dies betonten Dag Schröder und Peter Wolf. "Im Hallenbad ist die ganze Giftküche der 1970er Jahre", so Wolf. Damals seien diese Baumaterialien erlaubt gewesen. Heute wisse man mehr um deren Schädlichkeit.
Dag Schröder verwies im Gespräch auf toxische Stoffe und Materialien, die im gesamten Bad nachgewiesen worden seien. So wurde Asbest mehrfach verbaut. Giftiger Sondermüll sei aber selbst der Kleber hinter den Fliesen. Die Fachleute stützen sich dabei auf ein ein Gutachten aus der zweiten Jahreshälfte 2015 - eine sogenannte orientierende Untersuchung der Bausubstanz auf Schadstoffe.
Unterlagen einsehbar
Helmut Blank betonte, die Schadstoffuntersuchungen könnten eingesehen werden. Seines Wissens nach hätten sich die Schwimmbadbefürworter aber mit diesen Unterlagen nicht näher befasst. Sämtliche betriebswirtschaftlichen Berechnungen für einen Hallenbadbetrieb nach einer Sanierung seien erstellt worden, ehe es diese Erkenntnisse gab, so Blank.
Peter Wolf ist selbst Mitglied im Bürgerbadverein, durchaus eine zwiespältige Angelegenheit, gesteht er. Seitdem das neue Gutachten die toxische Belastung darlegt, hat Wolf seine Meinung bezüglich einer Sanierbarkeit aber revidiert. "Wenn von Anfang an nur ein Bruchteil von dem bekannt gewesen wäre, was heute bekannt ist, dann hätte es die Idee der Hallenbadsanierung gar nicht gegeben", erklärte Wolf.
Zwar hätte das Hallenbad bei einem Weiterbetrieb über den Verein anfangs wohl noch Bestandschutz gehabt, so Wolf. Aber die Probleme wären unweigerlich sichtbar geworden. Spätestens dann wären auch die massiven Auflagen von den Behörden auf den Verein zugekommen. Das hätte der Verein finanziell nicht geschafft, glaubt Wolf mit seinem heutigen Wissen um die baulichen Mängel am und im Gebäude.
Beton bröckelt
Beide Fachleute sagen nach dem Gutachten: "Die Schäden sind nicht mehr reparabel." Dag Schröder weist daraufhin, dass zudem beim Beton eine Carbonatisierung eingesetzt hat; das bedeutet, dass die Betonhülle dem Stahlgerüst darunter nicht mehr ausreichend Schutz gewährt, ergänzt Wolf. Die Stahlträger rosten. Diese Schäden seien bereits sichtbar, so Schröder.
Bodenplatte und Betonfundament sollen nach dem Abbruch erhalten bleiben. Ob es tatsächlich gelingt, hängt davon ab, was Befunduntersuchungen in der Abrissphase ergeben. Die Stadt hat die Auflage, dass auch diese Betonteile noch auf Schadstoffe untersucht werden.
Bürgermeister fühlt sich bestätigt
Bürgermeister Helmut Blank fühlt sich durch die Faktenlage in seiner Linie bestätigt. "Ich bin froh, dass sie beibehalten wurde." Der Druck sei sehr groß gewesen. "Ich fühle mich aber durch die Gutachten bestätigt." Blank spricht von einer Entscheidung zum Wohle der Bürger.
Tief sitzen bei Architekt Dag Schröder immer noch die Angriffe aus dem Münnerstädter Stadtrat vor einigen Monaten, als der Vorwurf aufkam, es handle sich um Gefälligkeitsstellungnahmen.
Noch einmal betont er, dass sämtliche Entscheidungen aufgrund der neutralen, wissenschaftlich fundierten Faktenlage getroffen worden seien.
Gegen ein Aufschieben
Auch den Zeitpunkt des Abbruchs halten die Fachleute für geboten. Das Hallenbad weiterhin als Ruine stehen zu lassen, sei aus Sicherheitsgründen nicht mehr vertretbar, so Schröder und Wolf einmütig. Schröder verwies auf die Schäden an der Außenverkleidung. Die Asbestplatten seien beschädigt. Damit könnten lungengängige Stoffe in die Luft kommen.
Schröder erinnerte zudem daran, dass es jetzt einen Zuschuss in Höhe von 80 Prozent auf die Abbruchkosten aus dem Programm des "Stadtumbau West" gebe.