Großvaters Haus statt Neubau

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Dieses Haus in der Bäckergasse 11 in Maßbach haben Diana und Michael Schraut von Grund auf saniert. Bürgermeister Matthias Klement überreichte ihnen symbolisch einen Förderscheck.
Dieses Haus in der Bäckergasse 11 in Maßbach haben Diana und Michael Schraut von Grund auf saniert. Bürgermeister Matthias Klement überreichte ihnen symbolisch einen Förderscheck.
Dieter Britz
Ein Schmuckstück ist das Haus von Melanie und Tobias Kneuer in der Hauptstraße 65 geworden. Bürgermeister Klement überreichte den symbolischen Förderscheck.
Ein Schmuckstück ist das Haus von Melanie und Tobias Kneuer in der Hauptstraße 65 geworden. Bürgermeister Klement überreichte den symbolischen Förderscheck.
 

Gleich zwei Familien haben in Maßbach und Poppenlauer auf ein neues Haus in einer Wohnsiedlung verzichtet und lieber im Ortskern das Haus der Großeltern saniert bzw. ersetzt. Dafür gab es jetzt ein finanzielles Dankeschön.

Seit der Einführung der Geldautomaten und des Internet-Banking haben Schecks weitestgehend ausgedient. Doch noch immer übergibt Bürgermeister Matthias Klement (CSU), wenn auch nur symbolisch, gelegentlich überdimensionale Schecks, ausgestellt auf bis zu 10 000 Euro und manchmal sogar etwas mehr. "Förderprogramm Innenentwicklung Schweinfurter Oberland" steht darauf.

Die Allianz Schweinfurter Oberland, zu der auch der Markt Maßbach gehört, fördert mit diesem Programm die Sanierung von alten Häusern und die Schließung von Baulücken in ihren Mitgliedsgemeinden. Am Dienstag besuchte Matthias Klement eine Familie in Poppenlauer und eine in Maßbach, um ihnen die beantragten Fördergelder zu überreichen. Den Scheck allerdings kassierte er gleich wieder ein, in der Hoffnung, ihn bald wieder an anderer Stelle verwenden zu können. Das Geld wird den beiden Familien auf dem heute üblichen Weg aufs Bankkonto überwiesen.

Sanierung leider unmöglich

In Poppenlauer übergab der Bürgermeister den Förderscheck an Melanie und Tobias Kneuer, Tochter Klara (drei Jahre) durfte auch dabei sein. Sie haben in der Hauptstraße 65 ein über 50 Jahre altes kleines Wohnhaus abgerissen, das über ein Jahr leer gestanden hatte. An dieser Stelle entstand ein neues Haus, das mit 147 Quadratmetern etwas größer ist als das alte. "Die Bausubstanz in dem alten Haus meines Großvaters war einfach zu schlecht, der Dachstuhl war kaputt, die Balken morsch", erklärt Tobias Kneuer - "alte Häuser haben ihren Reiz und ihren Charme, aber hier ging Sanieren einfach nicht mehr". Geheizt wird hier jetzt ganz modern und umweltfreundlich mit einer Wärmepumpe.

In der Bäckergasse 11 in Maßbach haben Diana und Michael Schraut ein Schmuckstück geschaffen. Das Haus seiner Großeltern stand lange leer und das Ehepaar konnte es vor drei Jahren übernehmen. "Wir haben das Haus komplett entkernt und saniert sowie einen Anbau und einen Carport geschaffen", erzählen sie. Geheizt wird mit Solarthermie und Gas. Auf eines ist Bürgermeister Klement besonders stolz: Michael Schraut ist "Rückkehrer". Zwar steht er bei Siemens in Erlangen in Lohn und Brot, aber er profitiert sogar von der Corona-Pandemie, denn er kann weitgehend im Home-Office arbeiten. "Die Wohnlage hier im Ort ist einfach ideal", freut sich Michael Schraut.

Der Bürgermeister rechnet damit, dass er dieses Jahr insgesamt etwa drei bis vier Förderschecks ausgeben kann. Wie viele es in den letzten Jahren insgesamt waren, weiß er nicht, "20 bis 30 werden es sicher gewesen sein". Das Förderprogramm Innenentwicklung gilt in allen Gemeinden der Allianz Schweinfurter Oberland (Markt Maßbach, Markt Stadtlauringen, Rannungen, Schonungen, Thundorf und Üchtelhausen). Allerdings sind die Bedingungen von Gemeinde zu Gemeinde leicht unterschiedlich. Ziel des Programms ist es, in den Ortskernen etwas gegen Baulücken und leerstehende Häuser, die teilweise zu Ruinen verkommen sind, zu tun. Es soll erreicht werden, dass wieder mehr junge Menschen in den Ortskernen leben, statt in den Neubaugebieten in Randlage.

Voraussetzung für die Förderung

In Maßbach selbst sehen die Bedingungen, dass Bürgermeister Klement mit einem Förderscheck vorbeikommt, so aus: Das alte Haus oder die Baulücke müssen im genau abgegrenzten Fördergebiet (zu erfragen bei der Gemeinde) liegen. Das Haus muss über 50 Jahre alt und mindestens ein Jahr unbewohnt sein. Als Förderung von der Gemeinde gibt es zehn Prozent der förderfähigen Investitionssumme, maximal jedoch 10 000 Euro. Für jedes Kind in der Familie gibt es weitere 2,5 Prozent der Investitionssumme, hier gibt es keine Obergrenze. Dieser Zuschuss ist eine freiwillige Leistung des Marktes Maßbach ohne Rechtsanspruch. Wenn die Gemeindekasse leer ist, besteht auch kein Anspruch auf Förderung. Besonders wichtig: Mit den Baumaßnahmen darf erst nach Bewilligung durch den Markt Maßbach oder nach Zustimmung zur vorzeitigen Baufreigabe begonnen werden. Außerdem wird der Zuschuss erst ausbezahlt, wenn der Antragsteller das Gebäude selbst nutzt oder die Nutzung (zum Beispiel Vermietung) nachweist sowie die Rechnungen vorgelegt hat. Informationen über das Förderprogramm für Investitionen zur Innenentwicklung gibt es auf der Homepage der Gemeinde Maßbach (www.massbach.de) unter dem Punkt Wohnen/Bauen und auf der Homepage der Allianz Schweinfurter Oberland (www.schweinfurter-oberland.de; unter Wohnen/Leben).

KOMMENTAR von Dieter Britz dazu :

Es wäre mehr möglich

Jeder Euro Förderung zur Sanierung alter Häuser und zur Schließung von Baulücken in Innenstädten oder Dörfern ist gut angelegt. Jedes Haus, das nach mehr oder weniger langem Leerstand zu neuem Leben erweckt werden kann, führt dazu, dass keines in einem Neubaugebiet am Stadt- oder Dorfrand gebaut werden muss. Auch jede geschlossene Baulücke im Innern macht einen Neubau am Stadt- oder Dorfrand unnötig.

Das Förderprogramm der Allianz Schweinfurter Oberland wird gerne in Anspruch genommen. Die Zahlen machen deutlich, dass es durchaus ein Erfolgsmodell ist.

Ein Rundgang durch unsere Städte und Dörfer zeigt trotzdem, dass es leerstehende und manchmal halbverfallene Häuser und Baulücken zuhauf gibt. Vor allem, wenn man durch Nebenstraßen oder Gassen streift, sieht man zumindest auf den zweiten Blick, dass in manchen Häusern schon lange niemand mehr wohnt und sich niemand darum kümmert. Bleibt nur die Frage: Wo sind denn die Eigentümer?

Sie zahlen (hoffentlich) nach wie vor Grundsteuer an die Gemeinde, und zwar in ganz normaler Höhe. Ein erhöhter Steuersatz, genannt Grundsteuer C, könnte die Möglichkeit bieten, auf die Eigentümer solcher Grundstücke mehr oder weniger sanften Druck auszuüben und sie zum Verkauf oder zur Nutzung zu überreden.

Der Bundestag hat schon 2020 die Möglichkeit geschaffen, dass die Kommunen für unbebaute Grundstücke ab 2025 die Grundsteuer C kassieren. Dazu wäre allerdings zusätzlich ein Landesgesetz nötig, das von der Regierungsmehrheit im Landtag abgelehnt wurde. Maßbachs CSU-Bürgermeister Matthias Klement und mit ihm parteiübergreifend viele seiner Kolleginnen und Kollegen sind für diese Steuer, doch ihre Stimme dringt nicht bis nach oben durch.