Golf im Kloster: Eine Vision wird wahr

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Kirchlicher Segen für den Golfplatz 1998 von Weihbischof Helmut Bauer (hinten links). Vorne von links: Schwester Hedwig Sowieja, Schwester Gunda Gruber und Ideengeber und Initiator Gottfried Wieselhuber. Foto: Anton Then
Kirchlicher Segen für den Golfplatz 1998 von Weihbischof Helmut Bauer (hinten links). Vorne von links: Schwester Hedwig Sowieja, Schwester Gunda Gruber und Ideengeber und Initiator Gottfried Wieselhuber. Foto: Anton Then
Historische Aufnahme vom Rindhof. Foto: Repro Anton Then
Historische Aufnahme vom Rindhof.  Foto: Repro Anton Then
 
Anstelle einer Grundsteinlegung erfolgte die Pflanzung eines Spitzahorns. Foto: Repro Anton Then
Anstelle einer Grundsteinlegung erfolgte die Pflanzung eines Spitzahorns.  Foto: Repro Anton Then
 

Als die Erträge in der Landwirtschaft sinken, hat Gottfried Wieselhuber eine Idee. Der Bau des Golfplatzes Maria Bildhausen vor 25 Jahren war einmalig.

Ein derart großes, anspruchsvolles Projekt wie der Bau eines Golfplatzes erfordert umfangreiche Vorbereitungen und Planungen, noch dazu, wenn das Vorhaben für den Bauherren völliges Neuland ist. Die Vorgeschichte bis zur Gründung und schließlich dem Bau der Anlage bis ins Detail aufzulisten, würde den Rahmen sprengen. Anlässlich der geplanten Festwoche von 16 bis 23. Juli zum 25-jährigen Bestehen des Golfplatzes Maria Bildhausen haben wir an dieser Stelle einige Eckdaten zusammengefasst.
Ausgangspunkt für die Vision, in Maria Bildhausen einen Golfplatz zu bauen, war der Strukturwandel in der Landwirtschaft in den 1980er Jahren, verbunden mit den immer geringer werdenden Erträgen auch "dank" der fehlenden Niederschläge auf der "fränkischen Trockenplatte." Das Bewirtschaften der rund 350 Hektar großen Fläche, die die St. Josefskongregation in Maria Bildhausen besaß, nach den bisher praktizierten Methoden mit zahlreichen Ordensschwestern und behinderten Menschen als Arbeitskräfte, wurde zunehmend unrentabel. Auch die Mechanisierung war nicht mehr aufzuhalten. Der Ertrag aus der Landwirtschaft ging immer mehr zurück und damit die wichtigste Einnahmequelle des Klosters.
Die St. Josefskongregation musste eine Lösung finden, um aus den Erträgen der großen landwirtschaftlichen Fläche die Existenz des Klosters und der Einrichtung für die behinderten Menschen sichern zu können. Wichtig war dabei auch, die Betreuten in anderer Form weiter zu beschäftigen. Gottfried Wieselhuber, der damalige landwirtschaftliche Leiter von Maria Bildhausen, hatte stets Ideen für Innovationen in der Landwirtschaft. Das Ziel hieß neue Einnahmen zu generieren ohne Land zu verkaufen.
Bei einer Tagung in Hannover, bei der ein EU-Förderprogramm für Golfplätze und die Beschäftigung für behinderte Menschen vorgestellt wurde, keimte bei Wieselhuber wohl die Vision, dies auch in Maria Bildhausen umzusetzen. Schnell und zielgerichtet verfolgte er mit viel Phantasie und Weitblick seine Idee, leistete enorme Überzeugungsarbeit bei den Schwestern der St. Josefskongregation in Ursberg und Maria Bildhausen, bei politischen Mandatsträgern, Landwirten aus der Umgebung und Firmeninhabern.
Wieselhubers Vision wurde anfangs von vielen mit großer Skepsis betrachtet. Eckpunkte seiner Überlegungen waren der Bedarf an der neuen Trendsportart Golf, das große Gelände, die vorhandenen Räumlichkeiten sowie die optimale Lage am nahen Rindhof bei Maria Bildhausen.


Präsentation 1991

Bei verschiedenen Zusammenkünften in kleineren Kreisen wurden die einzelnen Bausteine zusammengetragen. Am 10. Juli 1991 stellte Gottfried Wieselhuber der Kongregation und interessierten Personen sein Projekt vor und weckte dabei das Interesse am Golfsport als zukünftige Möglichkeit der Freizeitgestaltung. Wenige Tage vor Weihnachten informierte er über die Finanzierungsmöglichkeiten aus Mitteln der EU über die 5 b-Förderstelle und über das Raumordnungsverfahren.
Für landwirtschaftlich benachteiligte Gebiete bot die EU damals über die 5 b-Stelle unter bestimmten Voraussetzungen, die in Maria Bildhausen gegeben waren, eine hohe Bezuschussung. Am 24. April 1992 fand eine Sitzung der Interessengemeinschaft Golfplatz Maria Bildhausen statt, bei der die Vorbereitungen für die Gründung eines Golf Clubs getroffen wurden. Mit einem Schreiben von Rechtsanwalt Dirk Brosge aus Bad Neustadt, datiert mit 10. Juni 1992, wurden interessierte Personen zu einer Versammlung eingeladen mit dem Ziel der Gründung des Golf Clubs Maria Bildhausen.
Gut einen Monat später gründeten die St. Josefskongregation und 32 golfunerfahrene Personen im Abteigebäude den Golf Club Maria Bildhausen. In einem Schreiben vom 8. Dezember 1992 informierte der erste Präsident Dirk Brosge über die Weiterführung der Planung für den Bau des Golfplatzes und über die Wirtschaftlichkeitsberechnung.


Mitgliederzahl stieg rasant

Weitere 80 Personen bekundeten ihr Interesse am Beitritt zum Club. Rasant stieg die Mitgliederzahl. Für die St. Josefskongregation und speziell das Kloster Maria Bildhausen war der 19. Mai 1994 ein historischer Tag, der Spatenstich für den Bau des Golfplatzes auf klösterlichem Grund und Boden - einmalig auf der Welt.
Die Anlage war konzipiert und genehmigt für insgesamt 27 Löcher, einen 6 Loch Kurzplatz, eine Driving Range und verschiedene Übungsflächen. Aus der Vision wurde Realität. Die offizielle Platzeröffnung erfolgte am 26. April 1996. Vom damaligen Würzburger Weihbischof Helmut Bauer erhielt der Golfplatz am 14. August 1998 den kirchlichen Segen.
Ohne die Vision von Gottfried Wieselhuber, sein konsequentes, unbeirrtes Streben und Gottvertrauen nach Umsetzung, die schnelle Realisierung durch die St. Josefskongregation, die tatkräftige Unterstützung durch Politiker, befreundete Landwirte und Unternehmer und das Mittragen durch die Behörden gäbe es den Golfplatz Maria Bildhausen nicht. Gottfried Wieselhuber starb am 24. April 2016 im Alter von 72 Jahren.



Zur Info

Gesamtfläche
Der Golfplatz Maria Bildhausen zählte mit einer Fläche von rund 180 Hektar zu den größten in Deutschland. 43 Prozent davon sind reine Spielflächen, der Rest bewirtschaftete Äcker, Biotope und Grünflächen. Nach dem Platzbau erfolgte der Bau eines Clubhauses und einer Caddie-Halle. Die Gesamtkosten für die Anlage betrugen rund elf Millionen Mark. Die Kosten für den Golfplatz in Höhe von rund 8,5 Millionen Mark wurden aus Mitteln der EU über die 5 b-Förderstelle erheblich bezuschusst. Viele Personen warteten offensichtlich auf den Golfplatz, denn im Januar 1995 zählte der Club bereits 545 Mitglieder. Das gesamte Areal wurde nicht nur für Golfer zu einer besonderen Attraktion.