Die Hobby-Schriftstellerin Gertie Martin-Schnapp aus Windheim hat nach mehreren Kurzgeschichten jetzt ihren ersten Roman verfasst.
Wo Schatten ist, da ist auch Licht. Das weiß auch Gertie Martin-Schnapp (66), die mit ihrer Familie zwei Altenheime in Windheim und Euerdorf als Inhaberin führt. In diesem Wissen hat sie ihrem ersten Roman deshalb den Titel "Das Leben ist wunderbar" gegeben.
Schon vor 30 Jahren begann Gertie Martin-Schnapp neben ihrem harten Berufsleben als Altenpflegerin mit dem Schreiben. In kritischen Lebenssituationen oder bei besonderen Alltagsproblemen kribbelt es ihr in den Fingern, und sie muss schreiben. Über Probleme nur zu sprechen, reicht ihr nicht. Vieles hat sie in den vergangenen Jahrzehnten erlebt und schon sieben Bücher mit Kurzgeschichten und Gedichten im Eigenverlag veröffentlicht. "Das ist meine Art der Problembewältigung."
Vom Schicksal einer Mutter Vor zwei Jahren wagte sie sich nun zum ersten Mal an einen Roman heran, für den sie diesmal sogar den Medu-Verlag in Dreieich begeistern konnte. Weil die Handlung "so interessant und berührend" ist, durfte sie nach einer ersten Lesung auf der Frankfurter Buchmesse kürzlich auch auf der Leipziger Buchmesse daraus vorlesen. "Der Saal war voll", freut sich die Hobby-Schriftstellerin über ihren Erfolg. "Das war nicht bei allen Autoren so."
Statt ihrer bisherigen Kurzgeschichten erzählt die Windheimerin auf 200 Seiten vom Schicksal einer Mutter, die bei einem Autounfall ums Leben kommt. In ihrem Nachlass findet der Sohn ein Tagebuch. Erst bei dessen Lektüre wird ihm bewusst, dass er seine Mutter bisher nicht wirklich kannte. Doch die Aufzeichnungen seiner Mutter geben ihm bei allem Leid auch die Kraft weiterzumachen: "Das Leben ist wunderbar".
Der Roman ist eine erdachte Geschichte, versichert die Autorin. Allerdings: "Man kann nicht gut schreiben, was man nicht selbst wahrgenommen und gefühlt hat." Sie erfindet also ihre Figuren, aber "ich lehne sie irgendwo an". Sie beschreibt keine Berufserlebnisse, "aber mein Beruf verlangt Hellhörigkeit." Mit diesem ersten Roman wie mit ihren anderen Veröffentlichungen will sie Lesern, die ähnliche Probleme haben, Mut machen. "Man muss auch loslassen, wenn es nötig ist." Das ist ihre eigene Lebensphilosophie. Und: "Man darf nicht immer auf Besseres warten, sondern muss immer das Beste aus dem Augenblick machen."
Zweiter Roman ist schon in Arbeit Der Erfolg ihres Romans verlangt nach mehr. Der Verlag drängelt schon. Auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober will er den nächsten Roman von Gertie Martin-Schnapp vorstellen. Aber das ist der Windheimerin zu schnell. Sie hat zwar schon Anfang und Schluss ihres neuen Buches aufgeschrieben. "Aber ich muss noch viel in Osteuropa recherchieren." Es wird ein Roman über osteuropäische Wanderarbeiterinnen in Deutschland. Frühestens 2015 sei mit dem Buch zu rechnen. Gertie Martin-Schnapp lässt sich nicht drängeln: "Ich schreibe, wenn es mir unter den Nägeln brennt."