Furcht vor einer Kettenreaktion

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Die städtische Scheune hat eine Notsicherung erhalten. Foto: Heike Beudert
Die städtische Scheune hat eine Notsicherung erhalten. Foto: Heike Beudert
Vom Stadtmauerweg aus ist gut zu erkennen, dass die Scheunen in der Grube direkt auf die Stadtmauer aufgesetzt wurden. Foto: Heike Beudert
Vom Stadtmauerweg aus ist gut zu erkennen, dass die Scheunen in der Grube direkt auf die Stadtmauer aufgesetzt wurden.  Foto: Heike Beudert
 
Anton Henneberger zeigt auf die Jahreszahl 1950 in seiner Scheune. Nach dem Krieg wurden die Scheunen in der Grube neu errichtet. Foto: Heike Beudert
Anton Henneberger zeigt auf die Jahreszahl 1950 in seiner Scheune. Nach dem Krieg wurden die Scheunen in der Grube neu errichtet.  Foto: Heike Beudert
 

Die Stadtmauerscheunen in der Grube sind nicht mehr in bestem baulichen Zustand. Die Stadt Münnerstadt ist dort ein Eigentümer.

Eine Notsicherung hat die Stadt bei einer ihrer Stadtmauer-Scheunen in der Grube vornehmen müssen. Das Gebäude aus der Nachkriegszeit drohte zur Seite wegzukippen. Jetzt ist die Scheune von Innen und von Außen so gesichert, dass ihre Standfestigkeit gewährleistet ist.
"Die statische Absicherung war deutlich umfangreicher als gedacht", teilte Bürgermeister Helmut Blank in der Sitzung des Bauausschusses mit. Bereits seit 2013 ist das Problem bekannt. Damals hatte man sich erstmals nichtöffentlich mit dem Zustand der gesamten Scheunenreihe befasst. Es handelt sich dabei um landwirtschaftliche Nebengebäude, die eng an eng direkt auf die Stadtmauer aufgesetzt werden durften. Ein Nachbar hatte vor drei Jahren festgestellt, dass sich das städtische Gebäude bedrohlich zur Seite neigt. Ein Gutachten bestätigte den optischen Eindruck und kommt zum Ergebnis, dass alle untersuchten Scheunen statische Probleme aufweisen. Weil die städtische Scheune auf einer Seite freistehend ist, musste hier nun gehandelt werden.


Scheunen stützten sich

Ein Abriss statt einer Notsicherung kam laut Helmut Blank zum aktuellen Zeitpunkt nicht in Frage. Die Stadt fürchtet eine Kettenreaktion, wenn aus dem Gebäude-Ensemble eine Scheune herausgenommen wird. Denn diese stützen sich nach Ansicht Blanks gegenseitig. "Wenn wir eine Scheune abbrechen, müssen wir für die Standsicherheit der anderen Scheunen sorgen", sagt Blank. Auch die Kosten dafür müsse die Stadt tragen.
Deshalb sei jetzt eine vorübergehende Lösung gewählt worden. Denn es gibt städtische Bestrebungen, das gesamte Areal zu erwerben und komplett für eine Wohnbebauung zu nutzen. Mittlerweile sind mehrere Nebengebäude - vor allem auf der gegenüberliegenden Seite der Scheunenreihe - in städtischer Hand. Aktuell führt die Stadt nach Angaben Blanks wieder Verkaufsgespräche. Blank: Ein Baugebiet in der Grube - "das wäre für uns ein Traum".,
Während der Bürgermeister von einem Wohnprojekt in der Grube träumt, dämpft Anton Henneberger diese Hoffnungen. Er gehört zu den Scheunenbesitzern, die derzeit nicht verkaufen möchten. Das statische Gutachten, das auch Henneberger vorliegt, habe die Eigentümer verunsichert. Das Bauamt, so Anton Henneberger, habe gleich am Anfang mitgeteilt, dass was auf die Scheunenbesitzer zukomme. Henneberger geht aber davon aus, dass es die städtische Scheune war, die nach außen gedrückt und damit alle anderen Scheunen mitgezogen hat. Die eigene Scheune, denkt er, ist in ihrem derzeitigen Zustand stabil.
Grundsätzlich wäre es auch denkbar, den mittleren Grubenteil um die noch in Privatbesitz befindlichen Scheunen herum zu einem Wohngebiet zu erschließen. Der Bürgermeister möchte aber lieber erst Nägel mit Köpfen machen, wenn das gesamte Gebiet in einer Hand ist. Er setze weiter auf das Gespräch mit den Anliegern.
Ideen für eine Wohnbauerschließung der mittleren Grube gibt es schon lange. Vor rund 30 Jahren hatte die Stadt bereits Entwürfe erstellen lassen. Aktuell hat sich der Münnerstädter Architekt Andreas Halboth Gedanken gemacht, wie in der Grube eine moderne Bebauung entstehen könnte. "Anfragen sind da", betont er. Er hält das Gebiet für attraktiv. Wohnklötze würden dort nicht entstehen, da man sich immer der Stadtmauer anpassen müsse. Halboth könnte sich für die Grube gut ein Bauherrenmodell vorstellen, bei dem eine Bauherrengruppe gemeinsam ein innerstädtisches Wohnen mit Eigentumswohnungen verwirklicht.