Die Fußwallfahrt durch die Münnerstädter Pfarrei führte die Teilnehmer in diesem Jahr auf die fünf Friedhöfe.
Bei der Fußwallfahrt der Pfarrei waren in diesem Jahr die Friedhöfe Etappenziele. Die Teilnehmer erfuhren dabei einiges zur Historie der Gottesäcker, und es gab durchaus nachdenkliche Anmerkungen zum Wandel der Friedhofskultur in den vergangenen Jahren. Für den ehemaligen Kreisheimatpfleger Bertram Becker sind Friedhöfe ein Spiegelbild ihrer Gemeinde.
Die Tour startete am Münnerstädter Friedhof, der bereits seit 1554 existiert. Fast versteckt steht hier das Grabdenkmal für die mehr als 40 Soldaten, die bei der Schlacht um Bad Kissingen im Preußisch-Bayerischen Krieg ihr Leben verloren hatten und in Münnerstadt bestattet wurden. Münnerstadt war Lazarettstadt. Deshalb gab es auch hier Gefallene zu bestatten.
Stadtpfarrer Pater Markus Reis führte die Teilnehmer an die Gruft des Augustinerordens.
Die dort in den 1960er Jahre errichtete Skulptur des Auferstandenen sei lange Zeit diskutiert worden, wusste Pater Markus. "Moderne Kunst ist ein besonderes Thema im Friedhof" , weiß er.
Gegen Friedwald am Michelsberg
Bertram Becker (Burghausen) gab Erläuterungen zum Friedhof in Burghausen und berichtete über den aufgelassenen Friedhof an der Kirchenruine auf dem Michelsberg. Es gebe in jüngster Zeit die Überlegung, ob das Gelände geeignet wäre, so Becker. Die meisten Wallfahrer waren an diesem Tag Beckers Meinung, dass die Michelskirchruine kein Friedwald werden sollte. P. Markus Reis fand, man solle die Friedhöfe im Dorf lassen.
Früher war der Bereich um die Michelskirche der gemeinsame Gottesacker für Reichenbach und Burghausen. Im 19. Jahrhundert wurde er aufgelassen, nachdem das Gotteshaus schon mehrere Jahre vorher Opfer eines Blitzeinschlags geworden war.
Entscheidend sei wohl gewesen, dass der Friedhof nur sehr beschwerlich zu erreichen war.
1830 fand die erste Beerdigung auf dem neuen Reichenbacher Friedhof statt, wusste Claus Schmitt in Reichenbach zu berichten. In dieser Zeit bekam auch Burghausen seinen Friedhof. Bertram Becker erzählte, dass es in Burghausen noch in den 1960er Jahren üblich war, dass die Schüler der Volksschule vor Allerheiligen den Friedhof pflegten. Er selbst hat als junger Dorfschullehrer 1963 einen solchen Arbeitseinsatz organisiert. Seine heutige terrassenförmige Anlage bekam der Friedhof einige Jahre später nach einer ersten Umgestaltung.
Dass solche Umgestaltungen sehr sensible Themen sind, berichteten Hermann Brust (Althausen) und Otto Rabl (Brünn). Hermann Brust erzählte, dass er als Ortssprecher von Haus zu Haus gegangen sei, um die Maßnahme mit den Grabbesitzern abzusprechen.
Beide betonten aber auch den Zusammenhalt in der Bevölkerung bei Friedhofsangelegenheiten. Beide Leichenhallen seien in Eigenleistung errichtet worden.
Deutlich wurde bei den Führungen, dass sich die Friedhofskultur im Wandel befindet. Urnenbestattungen werden immer mehr nachgefragt, weil die Grabpflege schwierig wird, wenn die Angehörigen nicht mehr im Ort leben. Das verändert das Bild im Friedhof. "Damit geht auch ein Stück Kultur verloren", meinte Claus Schmitt, der den Pilgern in Reichenbach den Friedhof kurz vorstellte.
In jedem Friedhof beteten die Teilnehmer und sangen ein österliches Lied. Teilnehmer zwischen einem und 80 Jahren begleiteten die Tour - manche nur wenige Kilometer, andere die gesamte Strecke. Am Ende fand in der Talkirche ein Gottesdienst statt, den Pater Markus Reis zelebrierte. Er erinnerte an den 300. Weihetag des kleinen Gotteshauses. Für Pater Markus Reis ist die Fußwallfahrt durch die Pfarrei eine Gelegenheit, beim gemeinsamen Wandern sich kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen. In jedem Jahr steht die Wallfahrt unter einem anderen Thema.