Förderpreis für Kuchlers Fränkischen Hof

2 Min
Martin und Gertrud Kuchler freuen sich über den Förderpreis des Bezirks. Hier stehen sie vor der Rückseite des Fränkischen Hofes. Das ist von der Straße nicht einsehbar. Thomas Malz
Martin und Gertrud Kuchler freuen sich über den Förderpreis des Bezirks. Hier stehen sie vor der Rückseite des Fränkischen Hofes. Das ist von der Straße nicht einsehbar. Thomas Malz
 
 
 
 

Die Entscheidung, die frühere "Post" aufwändig zu sanieren, haben Dr. Gertrud und Martin Kuchler trotz der immensen Kosten nie bereut.

Dr. Gertrud Kuchler staunte nicht schlecht, als ihr im Juli eine Patientin gratulierte. Auch Ehemann Martin Kuchler konnte sich zunächst keinen Reim daraus machen. Beide hatten an diesem Tag noch keine Zeitung gelesen. Da stand geschrieben, dass die Kuchlers zu den Ausgezeichneten gehören, die den Förderpreis der Bezirks Unterfranken zur Erhaltung historischer Bausubstanz erhalten haben. Am Dienstag nahmen sie nun den mit 25 000 Euro dotierten Preis entgegen.

"Das tut gut", sagt Martin Kuchler. "Denn wenn man es streng betriebswirtschaftlich betrachtet, ist eine solche Investition in Münnerstadt problematisch." 1,2 Millionen Euro hat die Sanierung des "Fränkischen Hofes" gekostet. Fördermittel hat es vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, aus dem Entschädigungsfonds von der Bayerischen Landesstiftung und aus der Städtebauförderung gegeben. "Ohne die Zuschüsse wäre es auch nicht gegangen." Für die Kuchlers ist aber noch ein dicker Brocken übrig geblieben. "Wir freuen uns über den Preis", sagt Martin Kuchler. "Und die Bank freut sich auch." Die 25 000 Euro werden komplett zum Abbau der Schulden verwendet.

Als Vorsitzender des Vereins "Zukunft für das Heimatspielhaus" hatte Martin Kuchler wertvolle Erfahrungen gesammelt. Er war maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Verein das Heimatspielhaus gekauft und für rund 1,5 Millionen Euro saniert hat. "Ich habe dabei gelernt, dass es einfach toll ist, ein altes, denkmalgeschütztes Haus zu sanieren."

Martin Kuchlers Firma "Personal-Partner" hat ihren Sitz im Dachgeschoss des Anwesens Anger 6. Ein Stockwerk tiefer kümmert sich Ehefrau Dr. Gertrud Kuchler um ihre Patienten und im Erdgeschoss befindet sich der NKD. Bei diesem Gebäude handelt es sich um die frühere Scheune des Fränkischen Hofes. "Wir wollten das Haus kaufen, aber nur den Anger 6", erinnert sich Martin Kuchler. Der frühere Besitzer aber bestand darauf, dass nur der gesamte Komplex, also einschließlich "Fränkischer Hof" verkauft werden kann. "Das alte Haus hat ja auch seinen Reiz", sagten sich die Kuchlers. Und: "Wir wollten es ja nicht alleine machen." Also schlugen sie ein.

Die Suche nach einem Partner allerdings war äußerst schwierig. Martin Kuchler wird nie vergessen, was ein Immobilienmakler einmal zu ihm gesagt hat: "Ein denkmalgeschütztes Gebäude? Mit Gastronomie? In Münnerstadt? Das kann ich meiner Mandantschaft nicht empfehlen!" Also packten es die Kuchlers alleine an und holten sich mit Andreas Halboth einen Münnerstädter Architekten an die Seite. Während sich im Erdgeschoss fast durchlaufend eine Gaststätte befand, waren die Hotelzimmer in den Obergeschossen schon Jahrzehnte zuvor aufgegeben worden. "Wir haben in einem Zimmer noch ein Preisschild aus dem Jahr 1961 gefunden." Dementsprechend sah es auch aus. Dort sind inzwischen sechs seniorengerechte Wohnungen entstanden. Es wurde ein Fahrstuhl eingebaut, das historische Treppenhaus ist aber erhalten geblieben. "Die Wohnungen sind alle vermietet", freuen sich die Kuchlers. Und immer wieder fragen Leute nach, ob nicht eine frei wird.

Mit der Vermietung der früheren Gaststätte hat es nicht ganz so gut geklappt. "Wir haben Anzeigen geschaltet und Gastronomen direkt angesprochen - ohne Erfolg", sagt Gertrud Kuchler. Dafür eröffnete der Regioladen, an den sie cih sehr gerne erinnern. "Sie haben sich unheimlich engagiert." Aber er hat sich nicht halten können. Nun sind sie sehr froh, dass eine Boutique mit Änderungsschneiderei und eine Physiotherapiepraxis die Räume im Erdgeschoss beleben. "Toll wäre es noch, wenn sich etwas für den Gewölbekeller etwas finden würde", meint Martin Kuchler, der sich beispielsweise eine Galerie oder ein Vereinslokal vorstellen könnte.

Der ganze Einsatz hat sich gelohnt: "Wir freuen uns, wenn wir die Veit-Stoß-Straße entlang laufen und sehen den renovierten Fränkischen Hof." Die Sanierung ist aber auch eine Bürde. "Eigentlich war es zu spät", meint Gertud Kuchler. Beide könnten im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen. Glücklicherweise lieben sie ihre Berufe sehr und werden ohnehin weiter arbeiten. Aber. "Wir könnten auch nicht aufhören." Die finanziellen Belastungen durch den Kauf des Komplexes und die Sanierung des Fränkischen Hofes lassen einen Ruhestand noch nicht zu.