Die Münnerstädter Weihnachts-Männerwallfahrt war für die Teilnehmer wieder eine Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Die winterliche Landschaft und religiöse Impulse sowie viele Gespräche sind dabei wichtig.
von unserem Mitarbeiter Michael Kübert
Münnerstadt — 14 Männer begaben sich zusammen mit Stadtpfarrer P. Markus Reis auf ihre winterliche Wallfahrt zwischen den Jahren, um Rückbesinnung auf das vergangene Jahr zu halten und während der Wanderungen im Gespräch oder auch im stillen Dahingehen Probleme, die im vergangenen Jahr auftauchten und bewältigt werden mussten, zu besprechen oder zu verinnerlichen.
Bereits zum 12. Mal in Folge waren die "Weihnachtsmänner" auf dem Weg durch die fränkischen Fluren. Diesmal führte der Weg von Bamberg über Tretzendorf am ersten Tag weiter bis nach Gerolzhofen. Anders als in den vergangenen Jahren fuhr man von hier aus weiter mit dem Bus und der Bahn bis nach Rottershausen, um dann von hier aus nach Münnerstadt zu laufen.
Die Laufstrecke von zirka 55 Kilometern war dank guter Witterungsverhältnisse - Sonne und Schnee - sehr schön, und für die Teilnehmer nicht allzu strapaziös. "Gehen und Stolpern ( ... und aufstehen und weitergehen)" war das Thema, unter dem die Männer zwischen 40 und 60 Jahren durch die winterlich verschneite Landschaft wanderten.
Eine gute Erfahrung Michael Nöth aus Reichenbach gönnte sich diese Auszeit zum ersten Mal und spricht am Ende von "einer sehr guten Erfahrung". Er war über seinen Freund und Mitbürger Claus Schmitt auf diese Männerwallfahrt gekommen.Weil zwischen den Jahren immer sehr viel Unruhe herrsche, kam er für sich zum Schluss: "Ich muss mal den Reset-Knopf drücken". Das sei ihm bei der Wallfahrt gelungen, sagt er.
Man habe Zeit gehabt, sich auf sich selbst zu reduzieren.
Das Jahr reflektiert Auf dem Weg durch das Jahr seien die Teilnehmer, so Pater Markus, oft gestolpert über Herausforderungen, Probleme und Krankheiten, die sie dann bewältigen mussten. Darüber sollten die Männer am ersten Tag nachdenken. Und als Gedächtnishilfe bekam jeder einen Kieselstein, den er bis zum Schluss der Wallfahrt mittragen musste. In Gedanken mit dem Thema konnten die Männer einen ganzen Tag lang in wunderschöner, unbekannter Landschaft laufen, nur unterbrochen von einer Hörfunkreporterin des Bayerischen Rundfunks, die von der Wallfahrt gehört hatte und einen Beitrag für die Welle Mainfranken aufnahm. Nach der Mittagsrast in Priesendorf gelangte man dann am späten Nachmittag nach Tretzendorf, wo man schon bei Dunkelheit eintraf.
Das Abendessen gab ausreichend Gelegenheit, sich auszutauschen und mit Gesang und gemeinsamem Gebet den Tag ausklingen zu lassen.
Der nächste Tag war ein typischer grauer Wintertag, bei leichtem Schneefall gingen die Männer die längste Etappe mit 27 Kilometern. Die Höhen des Steigerwaldes, Buchen- und Eichenwälder, ein ständiges Auf und Ab im Gelände, das waren die äußerlichen Begleiter des Tages, das Nachdenken über sich selbst und seine Fehler der innere Begleiter. In Gerolzhofen erwartete die Wallfahrer eine interessante Kirchenführung, und gemeinsam sang man mit Orgelbegleitung durch den Kirchenführer Weihnachtslieder. Interessant hier auch die Parallele zu Münnerstadt, verfügte Gerolzhofen doch ebenfalls über fünf Riemenschneideraltäre, die aber im 18. Jahrhundert allesamt zerstört, bzw. nach München verkauft wurden.
Ein Stück mit Bus und Bahn Am letzten Tag der Wallfahrt betraten die Männer neue Wege, denn anders als bisher bestiegen sie einen Linienbus nach Schweinfurt und anschließend einen Zug, um die letzte Etappe der Wallfahrt anzugehen. Start war in Rottershausen, wo man zunächst die Kirche besuchte und von P. Markus den Impuls bekam, besonders an den/ die Angehörigen oder Freund zu denken, der einem die Stolpersteine aus dem Wege räumte. Der Weg führte durch die Muna über die Talkirche bis nach Münnerstadt hinein. Die Obletter-Krippe in der Pfarrkirche war das Ziel. Unter den Orgelklängen von Regionalkantor Peter Rottmann sangen die Männer "Ich steh an deiner Krippe hier ", bevor man sich zum Gottesdienst im Jugendhaus am Dicken Turm einfand. P. Markus und die Teilnehmer tauschten ihre Erfahrungen während der Wallfahrt aus.
Auch die drei "Neulinge", die in diesem Jahr das erste Mal die Weihnachtsmännerwallfahrt mitgemacht hatten, waren angetan von den drei Tagen, mit genügend Zeit zu Gespräch, aber auch ruhigen Minuten und Stunden, wenn einem nicht nach Gespräch zumute war. Und die körperlichen Strapazen waren nicht so groß, dass der eine oder andere ans Abbrechen dachte.