Eindringliche Einstimmung auf die Weihnachtszeit

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Lesung: die Autorin Agnes Hidveghy (Mitte) mit den Musikern Radka Ludova-Remmler und Fridolin Remmler (beide rechts) sowie (links) Buch-Illustratorin Margit Aumüller und Galerist Thomas Pfarr. Foto: Dieter Britz
Lesung: die Autorin Agnes Hidveghy (Mitte) mit den Musikern Radka Ludova-Remmler und Fridolin Remmler (beide rechts) sowie (links) Buch-Illustratorin Margit Aumüller und Galerist Thomas Pfarr.  Foto: Dieter Britz

Es sollte ein wirklich besinnlicher Abend im Heimatspielhaus werden: Die aus Ungarn stammende und heute in der Schweiz lebende Agnes Hidveghy las aus ihrem Buch "Stille Nacht, Heilige Nacht, der innere Weg nach Bethlehem".

Die musikalische Gestaltung übernahmen die Sängerin Radka Ludova-Remmler und Fridolin Remmler (Harmonium). Initiatoren dieser gelungenen Einstimmung auf die Weihnachtszeit waren der Verein "Zukunft für das Heimatspielhaus" und die Galerie Pfarr. Die große Zahl der Gäste bewies wieder mal, dass in Münnerstadt großes Interesse an solchen kulturellen Veranstaltung besteht.

Flucht nach Österreich

Agnes Hidveghy, 1935 in Budapest geboren, erlebte den Ungarn-Aufstand im Jahr 1956 hautnah mit. Seinerzeit schlugen russische Truppen die ungarische Freiheitsbewegung nieder. In ihrem Buch beschreibt sie, wie sie im Dezember dieses Jahres mit ihrem Mann und ihrer sieben Monate alten Tochter in einer mehrtägigen Aktion in den Westen flüchtete und am 24. Dezember in Österreich ankam.
Die Autorin versteht es, die Flucht so plastisch und eindringlich zu beschreiben, dass die Zuhörer nicht nur von außen Betrachter des Geschehens sind. Sie fühlen und bangen förmlich mit, sie verstehen die Ängste der Flüchtlinge, sie zittern, leiden mit in der Kälte, im Schneetreiben und in der Dunkelheit. Nun, die Flucht gelingt. Und ausgerechnet am Heiligen Abend kommen alle über die Grenze nach Österreich, landen in einem Gasthof und in einem Strohlager, gewisse Parallelen sind unüberhörbar.
Über ihr weiteres Leben in der Schweiz sagte sie in Münnerstadt nichts, aber ihre Internet-Seite gibt darüber Auskunft. Sie absolvierte ein Fachlehrer-Diplom für Mathematik und Physik und studierte Astrologie als kosmologisches Modell. Studien in jüdischer Mystik sowie des tibetanischen und des Zen-Buddhismus folgten. "Seit über 40 Jahren gilt ihr Interesse der inneren Orientierung der Menschen und dem Auftrag, diese innewohnende Orientierung im Menschen zu wecken", heißt es da.
Agnes Hidveghy interpretierte auch die Weihnachtsgeschichte auf ihre ganz persönliche Art. Und der eine oder andere Zuhörer hatte vielleicht etwas Schwierigkeiten, ihr zu folgen, wenn sie feststellte: "Das Licht zieht sich in seinen unsichtbaren Ursprung zurück." Bleibt die Frage, wie Agnes Hidveghy nach Münnerstadt kommt. Galerist Thomas Pfarr kennt Margit Aumüller, die das Buch illustriert hat. Über diese Schiene kam die Lesung im Heimatspielhaus zustande. "Sie ist eine faszinierende Persönlichkeit, die viel zu sagen hat", stellte einer der Besucher fest, und er hat sicherlich recht. Nicht zu vergessen: Auch Radka Ludova-Remmler und Fridolin Remmler hatten großen Anteil am Gelingen dieses Abends. Mit Liedern wie "Maria durch ein Dornwald ging" stimmten sie die Besucher weihnachtlich.