Ein wilder Besuch auf der Terrasse

2 Min
Immer mehr Füchse zieht es in Ortschaften, weil dort Futter oftmals leichter zu finden ist, wie in der Natur, beispielsweise in öffentlichen Abfalllkörben. In Kleinwenkheim besucht ein Fuchs immer wieder Gärten, haben die Bürger festgestellt . Foto: Jörg Carstensen/dpa
Immer mehr Füchse zieht es in Ortschaften, weil dort Futter oftmals leichter zu finden ist, wie in der Natur, beispielsweise in öffentlichen Abfalllkörben. In Kleinwenkheim besucht ein Fuchs immer wieder Gärten, haben die Bürger festgestellt .  Foto: Jörg Carstensen/dpa
Mit seinem Smartphone hat Ralf Verholen vor einigen Wochen festgehalten, wie der Fuchs seine Terrasse besucht hat. Foto: Verholen
Mit seinem Smartphone hat Ralf Verholen vor einigen Wochen festgehalten, wie der Fuchs seine Terrasse besucht hat. Foto: Verholen
 

In Kleinwenkheim macht ein Fuchs regelmäßige Abstecher ins Dorf.

Ein zutraulicher Fuchs sorgt in Kleinwenkheimer derzeit für einige Unsicherheit, vor allem bei besorgten Eltern. Das Tier stromert in der Ortschaft umher und spaziert in Gärten. Ortsreferent Ralf Verholen kann die Sorgen seiner Mitbürger gut nachvollziehen. Denn bei den Verholens ist der Fuchs schon bis auf die Terrasse gekommen und hat neugierig ins Wohnzimmer geschaut. Erst durch Klopfen gegen die Glasscheibe habe er sich vertreiben lassen, erzählt Ralf Verholen.


Sorge um die Kinder

Auch außerhalb der Gärten hat es schon ungewollte Fuchsbegnungen geben. Die Kinder seien mit dem Hund Gassi gegangen, als der Fuchs kam. Dieser habe zwar nichts gemacht, aber man wisse ja nie, wie sich das Tier verhält, sagt Ralf Verholen. Er macht sich als Vater zweier Kinder ebenfalls Gedanken, wie man mit dem wilden Mitbürger umgehen soll.
Verholen hat die Stadt Münnerstadt, ebenso die Jadgschutzbehörde und den örtlichen Jagdpächter benachrichtigt. Problem allerdings ist: Der Fuchs hält sich in einem befriedeten Bezirk auf. Dort darf nicht geschossen werden. Das bestätigt auch der Vorsitzende des Bad Kissinger Jagdvereins, Dr. Helmut Fischer. Einzige Möglichkeit sei die Aufstellung einer Lebendfalle. Aber auch diese Methode unterliege extrem strengen Vorschriften. "Wir wissen nicht, was wir tun können", sagt Ralf Verholen. Eltern machen sich Sorgen, dass das Tier den Fuchsbandwurm in den Gärten verbreiten könnte. Auch gibt es Bedenken wegen möglicher Tollwut.Der Tiermediziner Dr. Richard Roider (Staatliches Veterinäramt Bad Kissingen) versucht, die Bedenken der Kleinwenkheimer etwas zu zerstreuen. Eine Tollwutgefahr sieht er nicht. Der letzte Tollwutfall bei einem Fuchs sei im Landkreis Bad Kissingen im Jahr 1995 registriert worden. Das Amt lasse in jedem Jahr mehrere Füchse untersuchen, die geschossen wurden, weil sie menschlichen Siedlungen dauerhaft zu nah gekommen sind. Keines der Tiere hatte diese Infektionskrankheit.


Angst vor Fuchsbandwurm

Auch die Gefahr, das Tier könne den Fuchsbandwurm übertragen, hält Roider für relativ gering. Der Parasit wird nur über den Kot des Fuchses ausgeschieden und damit weitergegeben. Solange der Fuchs nur in den Gärten spazieren gehe und dort nicht sein großes Geschäft erledige, bestehe kein Grund zu großer Sorge, meint Roider. Für Helmut Fischer dagegen ist der Fuchsbandwurm durchaus ein Thema, das eine Brisanz hat.


Nicht Anfüttern

Der Kleinwenkheimer Streuner gehört wohl zu der wachsenden Spezies der Stadtpopulation, erläutert Richard Roider. Oftmals fänden sie in den Ortschaften mehr Futter als in der Natur, gerade im Winter, wenn die Felder abgeräumt sind, so Helmut Fischer. "Ganz schlimm ist es, wenn wilde Katzen gefüttert werden", sagt Richard Roider. Tierfreunde wollen etwas Gutes tun und würden damit neue Probleme schaffen. "Füchse sind schlau", sagt der Veterinär vom Gesundheitsamt. Sie merken sich solche Futterplätze. Und sie würden dieses Wissen auch an die nächste Generation weitergeben. Dr. Helmut Fischer beobachtet, dass es allgemein mehr Füchse gibt als früher. Die Zahl der durch die Jäger erlegten Tiere sei exorbitant höher als früher, was unter anderem auch daran liegen könnte, dass die Bestände nicht mehr durch Tollwut dezimiert werden. Außerdem hatte man gute Mäusejahre.
Ralf Verholen auf jeden Fall hofft, dass der wilde Streuner wieder aus den Kleinwenkheimer Gärten verschwindet. Er bittet die Kleinwenkheimer darum, den Fuchs zu fotografieren, sollte er im Garten oder auf der Straße auftauchen. Vielleicht lasse sich dadurch ein Bewegungsmuster erstellen und werde einfacher, ihn zu verbannen - vielleicht durch eine Lebendfalle. Schnappschüsse vom Kleinwenkheimer Fuchs können an Ralf Verholen geschickt werden.