Die Stadt Münnerstadt geht neue Wege

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Im Jahr 2014 sind beim Herrichten des Areals Stenayer Platz mit Klostergasse Mauern eines Vorgängerbaus der Klosterkirche entdeckt worden. Mit Hilfe des "Archäologischen Spessartprojekts" könnten nun gezielt Ausgrabungen durchgeführt werden. Es wären aber auch die Ausweisung vom Kulturwegen möglich. Archiv/Thomas Malz
Im Jahr 2014 sind beim Herrichten des Areals Stenayer Platz mit Klostergasse Mauern eines Vorgängerbaus der Klosterkirche entdeckt worden. Mit Hilfe des "Archäologischen Spessartprojekts" könnten nun gezielt Ausgrabungen durchgeführt werden. Es wären aber auch die Ausweisung vom Kulturwegen möglich. Archiv/Thomas Malz

Der Stadtrat hat sich für die Durchführung einer Auftaktveranstaltung im Rahmen des Spessartprojektes entschieden. Dann sind die Bürger gefragt.

Der Name täuscht. Zwar hat das "Archäologische Spessartprojekt" seinen Ursprung in der benachbarten Kulturlandschaft, inzwischen ist es aber ein Unterfränkisches Institut für Kulturlandschaftsforschung an der Universität Würzburg (ASP), wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken und ist keineswegs auf den Spessart beschränkt. Zwei Schwerpunkte umfasst das Projekt: die Ausweisung von Kulturwegen und archäologische Ausgrabungen unter Einbeziehung der Bevölkerung. Grundlage ist immer eine völlig offene Auftaktveranstaltung, bei der die Ideen der Einwohner gesammelt werden. Eine solche wird die Stadtverwaltung zeitnah organisieren. So lautet der Wusch des Stadtrats.

Die Fraktionen Forum aktiv, freie Wähler, SPD und Stadtrat Leo Pfennig (CSU) hatten schon vor geraumer Zeit auf dieses Projekt hingewiesen. Im März letzten Jahres beschloss der Stadtrat mehrheitlich, einen Antrag auf Aufnahme in das Projekt zu stellen. Bei einem Vorgespräch wurde entschieden, dass zunächst ein Mitarbeiter den Stadtrat umfassend über die Projektmöglichkeiten informiert. Das hat Dr. Gerrit Himmelsbach bei der jüngsten Sitzung getan.

Dass er aus dem hessisch sprechenden Teil Unterfrankens kommt, war unüberhörbar. Und damit war er auch schon mittendrin in seinen "Kulturwegen". Auf einem nämlich ist genau am "Apeläquator" ein Schild aufgestellt, auf dem die Grenze erklärt wird. "Dinge, die man nicht sieht, die aber interessant sind", werden aufgezeigt. Seit 19 Jahren arbeite er nun schon in dem Projekt", erläuterte Gerrit Himmelsbach, und es funktioniere immer noch. "Bei uns können alle mitmachen."

"Kulturwege sollen Dinge sichtbar machen, an denen man sonst vorübergeht", erläuterte er. Das Projekt wolle die Landschaft mit wissenschaftlichen Mitteln erschließen. "Das Ehrenamt spielt dabei eine Riesenrolle." 105 Routen gibt es inzwischen, hinzu kommen drei archäologische Ausgrabungen pro Jahr. Dabei werden die Leute vor Ort eingebunden. Einen Weg zu errichten, dauere etwa ein bis zwei Jahre. Gerrit Himmelsbach zeigte die Vorgehensweise auf und warf gleich ein: "Man muss sich auf wenige Themen konzentrieren, sonst wird es nichts". Er zählte mehrere gelungene Beispiele auf. "Bei den Kulturwegen gucken wir nicht weg", meinte er und zeigte ein Foto von Windkraftanlagen. Es sei besser auf den Tafeln zu erklären, warum die Dinge so sind wie sie sind. Das gelte beispielsweise auch bei Hochhäusern.

Ganz wichtig sei bei dem Projekt der Nachhaltigkeitsgedanke. "Wir arbeiten mit den örtlichen Wandervereinen zusammen." Auch auf die Kosten ging Gerrit Himmelsbach ein. 16 000 Euro kostet ein Wanderweg, das beinhaltet sechs große Tafeln und 6000 Prospekte. Drei bis vier Treffen der Verantwortlichen gebe es im Jahr. Das sei überschaubar. Am Anfang stehe die Eröffnungsveranstaltung. Alles hänge von den Menschen vor Ort ab: "Wenn sich niemand meldet, brauchen wir gar nicht anfangen. Der Fachmann wies darauf hin, dass das Archäologische Spessartprojekt schon mehrere Auszeichnungen bekommen habe. "Darunter den Deutschen Denkmalschutzpreis, den bekommt nicht jeder."

Fabian Nöth (Freie Wähler) hätte sich mehr Informationen über die archäologischen Ausgrabungen gewünscht. Es gebe ja bereits 60 Kilometer Wanderwege in Münnerstadt. Drei Ausgrabungen pro Jahr werden organisiert, sagte Gerrit Himmelsbach. Das sei aber das Gebiet eines seiner Kollegen. Michael Kastl (CSU) erinnerte daran, dass bei den Kulturwegen der Schwerpunkt auf der Nachhaltigkeit liege. Die Frage von Bürgermeister Helmut Blank (CSU), ob man vorhandene Wege, wie beispielsweise die Extratour des Hochrhöners "Michelsberg" auch als Kulturweg ausweise könnte, bejahte Gerrit Himmelsbach ausdrücklich.

Leo Pfennig regte für die Auftaktveranstaltung an, dass man archäologische Ausgrabungen aufnehmen könnte. Der Michelsberg, die Grube, der Burgberg mit der Zehntscheune und die Lache seien geeignete Projekte. Bezüglich der Kulturwege warf er den Steinbruch Wermerichshausen als Anregung in die Runde. "Wir sollten es wagen, eine Auftaktveranstaltung zu machen", sagte er. Helmut Blank stimmte dem zu und nannte unter anderem die Deutschordensritter als mögliches Thema. Fabian Nöth erinnerte daran, dass ein Weg schnell ausgewiesen sei. Das Problem sei die Pflege. Nach zwei Jahre wachse alles wieder zu. Deshalb müsste die Tendenz eher dahin gehen, die Wanderwege aus der städtischen Hand zu geben.

Rita Schmitt (Forum aktiv) betonte schließlich, dass sie begeistert von dem vorgestellten Projekt sei. Sie bat darum, eine Auftaktveranstaltung durchzuführen. So nahm es der Stadtrat zur Kenntnis, die Verwaltung kümmert sich um die Organisation.