Nach einer Sage waren die Bewohner des unterfränkischen Dorfes Weisensee wohl nicht sehr gläubig: Deshalb ist der Ort verschwunden.
Zwischen Thundorf und Theinfeld, unweit vom Dürrnberg, liegt die Flurgemarkung "Weisensee". Dort gab es vor 400 bis 500 Jahren an einem kleinen See einen Ort gleichen Namens. Es geht die Sage, dass dieses Dorf auf eine denkwürdige Weise untergegangen sei.
Es war am Morgen des Ostersonntags. In der Sakristei der Dorfkirche stand der greise Pfarrer mit kummervollem Gesicht, denn seine Pfarrkinder bereiteten ihm schwere Sorgen. Überall feierte man die Auferstehung des Herrn, nur im Gotteshaus von Weisensee ließ sich keine Menschenseele blicken, obwohl er doch noch tags zuvor von Haus zu Haus gegangen war und die ihm Anvertrauten auf den Knien angebettelt hatte, sie möchten doch wenigstens am Ostersonntag zum Gottesdienst kommen.
Sage aus Unterfranken: Was passierte mit Weisensee?
Nicht einmal der Küster war gekommen, um die Glocken zu läuten. Statt in die Kirche zu gehen, machten sich die Haßbergbauern lieber auf den Weg in die Dorfwirtschaft. Traurig stand der Pfarrer an der Wand gelehnt, als plötzlich die Glocken zu läuten begannen. Er blickte erstaunt auf und sah auf der Schwelle der Sakristei einen Jüngling in weißem Gewand stehen. Dieser ergriff das Messbuch und schritt voran zum Altar. Mit gewaltigen Klängen ließ die Orgel das Lied "Großer Gott wir loben dich" feierlich erschallen.