Barrierefreiheit geht jeden an

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Etwas zu tief sind die Absätze am Stenayer Platz, stellt Helmut Beck fest. Doch dieser Mängel wird durch die Breite der Rinnen ausgeglichen. Ganz unproblematisch sind diese dennoch nicht, vor allem für Sehbehinderte. Zusammen mit Beck überprüften Burkhard Schodorf, Thomas Seuberling, Helmut Blank, Antje Rink und Regina Seit , wie gut die Barrierefreiheit in der Altstadt ist. Foto: Heike Beudert
Etwas zu tief sind die Absätze am Stenayer Platz, stellt Helmut Beck fest. Doch dieser Mängel wird durch die Breite der Rinnen ausgeglichen. Ganz unproblematisch sind diese dennoch nicht, vor allem für Sehbehinderte. Zusammen mit Beck überprüften Burkhard Schodorf, Thomas Seuberling, Helmut Blank, Antje Rink und Regina Seit , wie gut die Barrierefreiheit in der Altstadt ist. Foto: Heike Beudert

Der VdK und der Landkreis begutachteten in Münnerstadt, wo der Ort in Sachen Barrierefreiheit steht.

In Sachen Barrierefreiheit gebe es in Münnerstadt gute Beispiele, aber auch Verbesserungsmöglichkeiten. Das war das Fazit einer Begehung des VdK in Zusammenarbeit mit dem Landkreis in Münnerstadt. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus Münnerstadt werden in eine Checkliste einfließen, die künftig Landkreis-Gemeinden eine Hilfestellung geben in Fragen der Barrierefreiheit geben soll, erläutert die Projektmanagerin "Demographie", Antje Rink.
Der VdK hat derzeit eine Aktion "Barrierefreiheit und Inklusion", der Landkreis arbeitet an einem Demographie-Projekt. Die Situation in den Kommunen ist hierbei besonders interessant.
Die Ortsbesichtigung hat noch nicht richtig begonnen, da hat Helmut Beck, der stellvertretende VdK-Kreisvorsitzende, bereits ein erstes Problem am Rathaus erkannt. Der Behindertenparkplatz am Rathaus sei zwar lobenswert, aber leider zu schmal. Das gleiche Problem am Anger. Auch hier hat der Stellplatz hat nicht die richtige Größe und ist zudem falsch positioniert. "Es sind oft Kleinigkeiten, die man beheben kann und die nicht viel kosten", betont Beck, der beim VdK auch Berater für Barrierefreiheit ist.


Pflaster ist schwierig

Die Münnerstädter VdK-Ortsvorsitzende Regina Seit weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig das Kopfsteinpflaster der Altstadt mit Krücken zu begehen ist. Lobende Worte gab es deshalb für den neuen Rollatorweg, der vom Stenayer Platz zum Juliusspital führt. Der städtische Seniorenreferent Burkard Schodorf zeigte in der Reulbachgasse den Versuch, eine vorhandene Pflasterung gangbarer zu machen. Dort wurden die Fugen mit Epoxidharz ausgespritzt. Das Ergebnis sei deutlich besser als zuvor.


Barrieren für Sehbehinderte

Ein Kritkpunkt waren die tiefen Rinnen am Stenayer Platz. Sie könnten eine Stolperfalle vor allem für Sehbehinderte sein, stellten die Teilnehmer der Besichtigung fest. Aber auch mit dem Rollstuhl seien sie nicht gut befahrbar, weiß Thomas Seuberling aus Erfahrung.
Thomas Seuberling ist auf den Rollstuhl angewiesen und stößt immer wieder auf Probleme in der Stadt. Einkaufen kann er mit seinem Elektro-Rolli nur im Münnerstädter Lebesmittelmarkt in der Au. Der Markt selbst ist barrierefrei; der Weg dorthin leider nicht komplett. Schwierigkeiten macht Seuberling ein hoher Bordstein an der Kreuzung Meininger Straße.
Gar kein Weiterkommen gibt es für ihn an der Absperrung am Jörgentor. Was eigentlich der Sicherheit dient, ist für ihn ein unüberwindbares Hindernis. Schwierig ist es auch für ihn, den Bahnsteg 2 in Münnerstadt zu erreichen. Die Unterführung ist nicht barrierefrei. Er muss einen weitenUmweg fahren.


Wichtig auch für Familien

Antje Rinks Focus richtet sich bei der Barrierefreiheit nicht nur auf Gehbehinderte. Ihr ist wichtig, dass sich auch Hör- und Sehgeschädigte gut und sicher in der Stadt bewegen könne, ebenso wie Familien mit Kindern. Am Stenayer Platz ließe sich die Situation für alle Betroffenen noch verbessern, glaubten die Teilnehmer der Begehung. Man könnte den Bereich in eine Spielstraße umwidmen, kam der Vorschlag. Dann hätten Fußgänger immer die Priorität. Antje Rink hält das für eine gute Idee, weil die Alte Aula auch häufig für Familienfeste gebucht wird. Bürgermeister Helmut Blank zeigte sich dieser Idee gegenüber aufgeschlossen.


Barrierefreie Tangenten

Lob gab es für den geplanten Aufzug am Verwaltungsgebäude am Stenayer Platz. "Dann kann ich endlich in die Stadtbücherei", meinte Thomas Seuberling. Verbesserungsbedarf gibt es nach Meinung der Gruppe noch im Bereich der Geschäftswelt. Apotheken, aber auch Ärzte seien in Münnerstadt nur über Treppen erreichbar.
"So eine Stadt ist eine Herausforderung", meint dazu Antje Rink, die ja selbst Münnerstädterin ist. Man müsse Wege suchen, Lösungen zu finden. Die Barrierefreiheit ist für sie ein Komfort, der wichtig ist.


Weiteres Treffen geplant

Deshalb ist diese Begehung auch nicht die letzte in Münnerstadt gewesen. Am Ende verblieb man, sich nach den Sommerferien wieder zusammenzusetzen. Es geht auch darum, nach Möglichkeiten zu suchen, barrierefreie Fußwegtangenten zwischen den Pflasterstreifen zu schaffen, die alle wichtigen Bereiche der Innenstadt miteinander verbinden. Bürgermeister Helmut Blank betonte, dass diese in Ansätzen vorhanden seien, die Stadt aber finanziell nicht in der Lage sei, diese Verbindungen zu bauen. Man will zudem darüber reden, wie mittelfristig Gewerbetreibende in dieses Projekt integriert werden können.