Beim Erzähl-Café vermittelte Prinzipalin Anne Maar den Zuhörern die vielfältigen Facetten des Maßbacher Theaters, seiner Geschichte und seiner Menschen.
Einen Blick in die Geschichte und hinter die Kulissen des Theaters Schloss Maßbach gewährte dessen Direktorin Anne Maar beim Münnerstädter Erzählcafé. Ein Kontinuum, so erklärte sie, ist immer geblieben, das die früheren Zeiten mit der heutigen verbindet: Dort wird immer noch "Theater aus dem Geist der Gemeinschaft" gespielt.
Dieses Motto war den Gründern des Fränkischen Theaters Schloss Maßbach, Lena Hutter und Oskar Ballhaus, sehr wichtig.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs riefen sie, aus dem zerbombten Berlin nach Oberfranken gekommen, 1946 mit Freunden den "Coburger Kulturkreis" ins Leben, organisierten Veranstaltungen und suchten dafür Schauspieler. Recht schnell hatte man eine gute Truppe zusammen, gab man Konzerte und Lesungen und spielte in Gasthäusern und Kirchenräumen Theater - aus Ermangelung eines festen Ortes, an dem man ein "richtiges" Theater hätte etablieren können.
Erste feste Bleibe
Aufgrund einer glücklichen Fügung sollte sich das allerdings schon bald ändern. 1948 zog die Truppe in das Schloss Wetzhausen um, 1955 schließlich in das Schloss Stöckach im Landkreis Hofheim.
Aus dieser Zeit wusste Anne Maar allerhand Anekdoten zu berichten, die die Zuhörer zum Schmunzeln brachte. Sehr lebendig berichtete die Theaterdirektorin von einer bewegten Zeit, die aber auch den Weg für viele Schauspieler ebnete, die später berühmt wurden.
In Maßbach sesshaft geworden
1960 war die Zeit der Umzüge vorbei - in diesem Jahr zog der Tross in das Schloss Maßbach ein, wo sich heute noch das Theater befindet. "Vor allem hat meinem Großvater dort die Möglichkeit gefallen, eine Freilichtbühne eröffnen zu können", erklärte Anne Maar den Zuhörern.
Und diese wurde auch schon im Sommer 1961 erstmals bespielt. Die Idee, die in all den Jahren unverändert blieb, war, dass man auf dem Areal nicht nur zusammen arbeitet, sondern auch zusammen lebt. Und so ist es bis heute geblieben: Viele Schauspieler bewohnen die Räume im Schloss, andere haben sich in der Umgebung angesiedelt und hier eine Familie gegründet.
Auch wenn die Ehe von Oskar Ballhaus und Lena Hutter in die Brüche ging und beide sich andere Lebenspartner suchten - der gemeinsamen Idee des Theaters blieben sie treu und arbeiteten weiter zusammen. Nach dem Tod von Oskar Ballhaus 1972 führten Lena Hutter und ihr Ehemann Herbert Heinz das Theater weiter.
"Meine Großmutter kümmerte sich nicht nur um das Finanzielle, sie war auch eine hervorragende Schauspielerin", erklärte Maar.
Die Großmutter war schuld
Ihre Großmutter Lena Hutter hat ihr auch die Liebe zum Theater vermittelt. Dass Anne Maar einmal selbst Direktorin des Schlosses Maßbach sein würde, das hätte sie sich nicht träumen lassen. Ihr Lebensweg ging zuerst in eine andere Richtung, war aber, wie sie erklärte, auch von einer Liebe zur Kreativität begleitet. Dass für sie aber der Schauspielberuf nicht das richtige ist, merkte sie bereits, als sie in einer Amateurtheatergruppe zu spielen begann: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich die Charaktere lieber beobachte, als selbst einer von ihnen zu sein", bekannte sie freimütig - Schauspielerin war einfach nicht das Richtige für sie.
Auch wenn sie verschiedene Pläne verfolgte: Immer wieder half sie im Theater Maßbach als Regieassistentin aus. Sie begann in dieser Zeit aber auch, Drehbücher zu schreiben und zog von Berlin nach Wetzhausen. Parallel zu ihrer Arbeit als Buchautorin arbeitete sie bei ihrer Großmutter in Maßbach. Nachdem sie von ihr gefragt wurde, ob sie das Theater übernehmen will, sagte sie schließlich zu.
In die Führung hineingewachsen
Wichtig dabei war ihr, das Theater in- und auswendig zu kennen. So durchlief sie während eines Praktikums alle Abteilungen. Als ihre Großmutter schließlich bettlägerig wurde, konnte sie ihre Aufgaben übernehmen. "Ich fühlte mich aufgrund der vielen Verpflichtungen anfangs manchmal schon überfordert, aber langsam wuchs ich hinein", so Anne Maar.
Eine ihrer Aufgaben als Geschäftsführerin ist das gemeinsame Aussuchen der Stücke und der Besetzung gemeinsam mit den Regisseuren. Als Geschäftsführerin muss sie natürlich auch immer die Finanzen im Blick haben, sich um Fördermöglichkeiten bemühen und dafür sorgen, dass das Theater finanziell überlebt. Mit verschiedenen Neuerungen sorge man außerdem dafür, dass man ein zeitgemäßes Theater bleibt.
Hohe Identifikation
Eines ist allerdings trotz aller Wandlungen geblieben: die Gemeinschaft. Und auch das große Engagement der Mitarbeiter hat nicht nachgelassen, die sich ganz mit "ihrem" Theater identifizieren.
"Ich mache natürlich beim Theater weiter und habe immer noch sehr viel Spaß dabei", sagte Anne Maar. Das Publikum war vom Blick hinter die Kulissen begeistert. Bei Kaffee und Kuchen konnte man sich danach noch über den Vortrag austauschen.