Der Workshop "UNerHÖRTes" war eine Premiere für die unterfränkischen Jugendblasorchester und Bläserklassen. Sie erarbeiteten sich mit namhaften Dozenten zeitgenössische Kompositionen.
Die kürzeste Anreise für den Workshop hatten die Musikanten aus Obereschenbach. "Ich finde es toll, dass ich hier unter professionellen Bedingungen das Zusammenspiel üben darf", schwärmte die junge Celin Nickel von diesem Workshop. Mitte September erhielt Dirigent Matthias Reith die Noten. "Da konnte ich schon mal zwei Wochen lang mit meinem Orchester proben", erklärte er. Den letzten Feinschliff bekam die Eschenbacher Kapelle von Kuno Holzheimer, künstlerischer Leiter der Musikakademie.
Das Abschlusskonzert gab aber das Polizeiorchester Bayern unter Leitung von Professor Johann Mösenbichler. In der übervollen Altstadt-Klosterkirche erklangen moderne und traditionelle Kompositionen. "Von diesen Musikprofis ist viel mehr Perfektion zu erwarten als von den heimischen Orchestern", stellte Ernst Oestreicher fest.
Er ist Leiter der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen, Lehrbeauftragter für Blasorchesterleitung an der Hochschule für Musik in Würzburg und Bundesdirigent des Nordbayerischen Musikbundes.
Die Jugendlichen und Erwachsenen aus den Bläserklassen hörten bei dem Konzert nur zu. Denn die Zeit des Workshops reichte nicht, bis zur Auftrittsreife zu gelangen. "Aber es motiviert die heimischen Bläser", war Holzheimer überzeugt.
"Andererseits soll den zeitgenössischen Komponisten hier eine Plattform gestellt werden", betonte er. Die heimischen Musikanten sollen ihre Berührungsängste mit modernen Kompositionen verlieren. "Musik fängt da an, wenn ich etwas aus dem Notenlesen mache", erläutert Holzheimer. Über 300 Musiker kamen in verschiedenen Gruppen zum Workshop.
"Es hat sich gelohnt" Die Mitglieder heimischer Orchester waren nicht die einzigen Zuhörer in der voll besetzten Klosterkirche. Das Publikum schätzte das Ambiente mit musikalischem Wohlklang und hochbarocker Kirchenausstattung. "Es hat sich gelohnt, zu diesem Konzert zu kommen", freute sich Zuhörerin Elfriede Busch, die extra aus ihrem Bad Kissinger Seniorenheim anreiste.
Auf den Notenpulten lagen neben Klassikern wie zum Beispiel Anton Bruckners vierter Symphonie oder den spanischen Sevilla-Klängen von Isaak Albaniz insbesondere zeitgemäße Kompositionen. An diese "UNerHÖRTes"-Uraufführungen wagte sich die Jugend im Workshop heran. Die Professionalität des Polizeiorchesters begeisterte die Zuhörer. Sie applaudierten mit stehenden Ovationen, die Musiker revanchierten sich mit einer Zugabe.
Ziel der Initiative "UNerHÖRTes" ist die Begegnung von Musikern und Komponisten, die Dirigent Mösenbichler vorstellte. Auf den Notenpulten lagen folgende Kompositionen: Märchenskizze von Stephan Adam "Der Rattenfänger von Hameln" und Adams "Meditation", Hubert Hoches "Twoface" und "Sounds", "Filterschaukel" und "Nachtstück" von Christian F. P. Kram sowie "Lost Message"und "Curiosizy" von Rolf Rudin.
Angenehme Überraschung Wer kritisch unter den Kompositionen der Zeitgenossen Atonales erwartete, der wurde mit orchestraler Klangfülle, akzentuierter Percussion und melodischer Rhythmik oft angenehm überrascht. Blechtiefe und Holzbesinnlichkeit samt hörenswerter Orchesterbreite erfreute auch recht konservative Zuhörer.
Hubert Hoche sieht das Projekt und seinen Kontakt zu den Musikanten sehr positiv. "Ich bekam das direkte Feedback zu meinen Kompositionen von der musikalischen Basis", so der gebürtige Volkacher. Auch Stephan Adam bestätigte: "Die Basisarbeit ist notwendig." Den Orchestern fehle oft jemand, der ihnen die Kompositionen authentisch vermitteln könne.
Auch Rolf Rudin ist Stammgast in Hammelburg: "Gerade der persönliche Kontakt mit engagierten Musikern und begeisterungsfähigen Dirigenten ist mir wichtig. Wir Komponisten sind normale Menschen mit hoffentlich tollen interessanten Ideen". Alle Vorgenannten gehören dem Verein "flammabis - zeitgenössische Musik" an.