Michael Herbert gibt den Vorsitz ab und widmet sich der Gartenarbeit.
Michael Herbert, der Vorsitzende des Schützenvereins, gibt nach 26 Jahren den Vorsitz ab. "Irgendwann wird es Zeit, dass die Jungen mit neuen Ideen und Gedanken nachkommen." Für sie und den Verein steht der 54-Jährige weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Nicht mehr im Vorstand dabei ist auch Roswitha Kraft, die laut Michael Herbert "20 Jahre als Kassiererin maßgeblich im Vorstand mitgearbeitet hat".
Seit seinem 15. Lebensjahr hat Michael Herbert regelmäßig geschossen, sein ehemaliger Nachbar hatte ihn zu einem Probeschießen mitgenommen. Zwei Jahre später folgten die ersten Siege, einige Zeit schoss Michael Herbert in der ersten Mannschaft. Schichtarbeit machte es dem Oberkommissar immer schwieriger, die nötige Zeit für das Schießen im Verein aufbringen zu können. Tausende Stunden waren da zusammengekommen. Ein Training pro Woche, dazu kommen Wettkämpfe und Sondertraining. Von 1980 bis 1987 trainierte Herbert noch die Jugendlichen.
Seit 1987 war Michael Herbert Vorsitzender des Schützenvereins. Er stellt "den Spaß an der Freude" ganz oben an. "Das Verhältnis im Verein ist bombig", sagt der Mottener. Immer stehen Helfer zur Verfügung, es gibt keine Grüppchenbildung. Alle haben die gleichen Interessen, auch bei kleinen Querelen bleibt die Gemeinschaft wichtig.
Damals war der Vorstand nur mit Männern besetzt. Dennoch gab es viele Frauen mit guten Ideen, die im Hintergrund viel mitgeholfen haben, beispielsweise mit der Bewirtung bei Festen. Mit der Zeit holte man viele weibliche Mitglieder für Posten wie Kassiererin oder Schriftführerin. "Nach ein paar Jahren hatten wir einen männlich-weiblich gemischten Vorstand", erinnert sich Michael Herbert. "Das war ein guter Schritt, man ergänzt sich."
Ehefrau ist noch aktiv Da, wo sonst nie Funken fliegen, zwischen Luftpistolen und Kleinkaliber, funkte es auf einmal zwischen Michael Herbert und Marion Schreiber gewaltig. Beim Jugendtraining hatten sie sich kennen gelernt und 1987 geheiratet. Seine Frau Marion ist jetzt noch in der ersten Mannschaft, die beiden Töchter "haben es auch mal probiert, war aber nicht ihr Faible", sagt Michael Herbert. Das Problem für den Schützensport ist, dass man ihn erst ab zwölf Jahren ausüben kann. Eigentlich pflegen die Jugendlichen zu diesem Zeitpunkt schon andere Hobbys. Dazu kommt Schule oder Ausbildung, was auch dem Mottener Schützenverein Nachwuchsmangel beschert. Es sei kein Sport, den man sofort auf höchstem Niveau ausüben könne, sagt Herbert. Zwei Jahre müsse man erst mal dranbleiben.
Der Sport finde beim Schießen zu 80 Prozent im Kopf statt, sagt Michael Herbert. Der Schütze befinde sich in einem "ständigen Ringen mit sich selbst". Viel Training sei nötig, damit er während eines ein-bis zweistündigen Wettkampfes ruhig stehen, den Körper beherrschen und die Konzentration hoch halten könne.
Premiere Drangeblieben sind Michael und Marion Herbert. 2011 wurden sie Schützenkönig und Schützenkönigin, zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins stand ein Ehepaar an der Spitze der Königsfamilie. Die "Regentschaft" dauerte ein Jahr, also bis ins Jubiläumsjahr 2012 des Mottener Schützenvereins.
Es war beim darauf folgenden Königsschießen 2012 ebenfalls von feierlicher Bedeutung, dass es mit den Zimmerstutzen ausgetragen wurde. Drei dieser Traditionswaffen waren zur Vereinsgründung 1912 angeschafft worden. "Während der Weltkriege waren die aber so gut versteckt, dass zwei aus den Kriegswirren erhalten blieben", freut sich Michael Herbert über die kleinen, aber schweren Schmuckstücke.
Als Wermutstropfen empfindet es der Mottener, dass der Schießsport nach Vorfällen wie in Winnenden extrem verurteilt wurde. Es folgten härtere Waffengesetze, die jedoch unstimmig und ungenau gewesen seien, sagt Michael Herbert. Es gab damals erhöhte Anforderungen für den Waffenerwerb und die Waffenaufbewahrung, doch habe man das davor ja auch schon so gehandhabt.
"In Motten waren wir schon immer dahinter her", betont Michael Herbert. Die Waffen werden weggesperrt, entweder im Schützenhaus oder bei ihm, der auch für vereinzelte Vereinswaffen als Verantwortlicher eingetragen ist. "Man kann schlecht in die Leute reinschauen, aber man merkt, wenn sich jemand verändert." Im Mottener Schützenverein gebe es keine Probleme und keine Angst davor, "weil man sich kennt", sagt Michael Herbert.
Reichlich Auszeichnungen Dutzende sportliche Abzeichen zieren die Wand in seinem Arbeitszimmer, dazu kommen mehrere Urkunden für die ehrenamtliche Tätigkeit. Neben der Goldenen Vereinsnadel des Deutschen Schützenbundes hängen das Große hessische Ehrenzeichen in Gold des hessischen Schützenverbandes, der Sportlerehrenbrief des Landkreises Bad Kissingen und das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten, damals noch Edmund Stoiber. Vor sieben Jahren wurde Michael Herbert zum stellvertretenden Kreisschützenmeister gewählt.
Nach seinem Rücktritt als Vorsitzender kann Michael Herbert sich nun verstärkt seinem anderen Hobby widem, der Gärtnerei. Es gebe zwischen Gemüsebeet und Obstbäumen "ständig was zu tun", aber am Teich finde sich ein Plätzchen zum Entspannen.
Wahlen und Zahlen Geschäftsführender Vorstand: Vorsitzender: Philipp Rosenberg; stellvertretender Vorsitzender: Eva Schleicher; Kassierer: Manuel Mehler; Schriftführer: Carsten Möller; Abteilungsleiter Pistole: Berthold Hach; Abteilungsleiter Gewehr: Carolin Hasenauer
Erweiterter Vorstand: Jugendwart: Carolin Hasenauer;
Waffen- und Gerätewart: Norbert Schleicher
Gesamtvorstand: stellvertretender Kassiererin: Anja Schleicher; stellvertretender Schriftführer: Patrick Fehn; stellvertretender Abteilungsleiter Pistole: Josef Schleicher; stellvertretender Abteilungsleiter Gewehr: Martin Fischer; stellvertretender Jugendwart: Martin Fischer
Kassenprüfer : Marlen Jung und Marion Herbert
Der Mitgliederstand am 31. Dezember 2012 betrug 155. Für 45 Mitglieder wurde ein Wettkampfpass ausgestellt. Kassiererin Roswitha Kraft berichtete, dass der Verein trotz neuerlicher Investitionen finanziell auf gesunden Füßen stehe. Bei der Kassenprüfung gab es keine Beanstandungen. Ein Antrag auf Satzungsänderung wurde einstimmig angenommen: Bislang waren nur Mitglieder über 21 wählbar, künftig ab dem vollendeten 18. Lebensjahr.