Die Kantorei Bad Kissingen und das Residenzorchester Meiningen führten eine Messe von Michael Haydn auf.
Bad Kissingen — Wer von Haydn spricht, denkt als Erstes an den großen Joseph Haydn. Sein fünf Jahre jüngerer Bruder Michael Haydn (1737 - 1806) gerät dadurch meist ins Hintertreffen. Dabei war auch er ein Großer der Klassik. Michael Haydns Bedeutung lag vor allem in seinem kirchenmusikalischen Schaffen begründet.
Bereits zu Lebzeiten wurde seine Kirchenmusik sogar über die seines letztlich viel berühmteren Bruders Joseph gestellt, weil er einerseits deutlicher der Tradition verhaftet blieb, andererseits aber dennoch seinen eigenen Kompositionsstil entwickelte.
Zum Kissinger Sommer Michael Haydns "Missa in honorem Sanctae Ursulae", auch "Chiemsee-Messe" MH 546, für Soli, Chor und Orchester, stand jetzt im Rahmen des Kissinger
Sommers bei einem Festgottesdienst in der katholischen Herz-Jesu-Kirche im musikalischen Mittelpunkt. Die Ausführenden waren als Solisten: Brigitte Ascherl (Sopran), Katrin Edelmann (Alt), Gerhard Göbel (Tenor) und Michael Albert (Bass). Es sang die katholische Kantorei Bad Kissingen, es spielte das Residenzorchester Meiningen. Die Gesamtleitung hatte Stadtkantor Burkhard Ascherl.
Michael Haydn, ein guter Freund Mozarts, komponierte seine Chiemsee-Messe im Jahr 1793 für die auf einer Insel im See beheimatete Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth anlässlich des Ordensgelübdes von Ursula Oswald am 19. August 1793. Ursula Oswald, die den Klosternamen Sebastiana annahm, war musikalisch sehr begabt und vermutlich eine Schülerin von Michael Haydn.
Die sehr feierlich und warm gestaltete Musik kommt ohne große Ausschläge nach Moll aus und bezieht ihre beträchtliche Wirkung gänzlich aus einem weichen, lyrischen Grundton. Die "Ursula-Messe" oder "Chiemsee-Messe" bietet eine meisterliche Lösung für das Problem der Messkomposition, liturgische Gebrauchstüchtigkeit und musikalische Schönheit miteinander zu verbinden.
Brillant von Chor, Orchester und Solisten umgesetzt, begeisterte die Messe auf Anhieb die Zuhörer in der fast bis auf den letzten Platz besetzten Stadtpfarrkirche. Dabei zeigten alle Mitwirkenden herausragende Leistungen und ließen den Festgottesdienst zu einem phänomenalen Klangerlebnis werden.
Dekan Thomas Keßler, der auch den Gottesdienst zelebrierte, nahm die Gelegenheit wahr die gereinigte und neu intonierte (gestimmte) Schuke-Orgel zu segnen.
Nach der Kirchenrenovierung von 2003 war eine akustische Veränderung eingetreten und es war jetzt dringend an der Zeit, die Orgel zu reinigen und den Veränderungen anzupassen. Nach zwei Monaten Restaurierung konnte die Orgel neu erklingen. 64 000 Euro waren dafür notwendig. Dekan Keßler dankte daher allen Spendern, durch deren Hilfe die Erneuerung der Klangqualität erst möglich geworden war.