Männerwallfahrt: Eine Zeit des Nachdenkens

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Werner Schulze-Frenking aus Berlin, P. Markus Reis, Wilhelm Hock aus Sulzbach waren drei der 15 Teilnehmer an der Weihnachts-Männerwallfahrt. Fotos: Michael Kübert
Werner Schulze-Frenking aus Berlin, P. Markus Reis, Wilhelm Hock aus Sulzbach waren drei der 15 Teilnehmer an der Weihnachts-Männerwallfahrt. Fotos: Michael Kübert
Drei Tage wanderte diese Männergruppe und nutzte die Tour für Besinnung und Gebet.
Drei Tage wanderte diese Männergruppe und nutzte die Tour für Besinnung und Gebet.
 

Zum zehnten Mal nutzten Männer die letzten Tage des Jahres für eine Weihnachts-Männerwallfahrt. Der Münnerstädter Stadtpfarrer Pater Markus Reis hatte diese Veranstaltung vor neun Jahren ins Leben gerufen.

Die Zeit nach Weihnachten bietet immer wieder Gelegenheit, vom Alltag abzuschalten, auf das vergangene Jahr zurückzuschauen und auf das neue Jahr vorauszuschauen. Zeit für 15 Männer, sich unter der Leitung von Stadtpfarrer P. Markus Reis bereits zum 10. Mal auf die "Weihnachts-Männerwallfahrt" zu begeben. Bei der dreitägigen Tour führte der Weg dieses Mal von Karlstadt nach Münnerstadt. "Sehen, was sich verändert hat" war das Thema, unter dem die Männer zwischen 40 und 60 Jahren bei guter Witterung von der Stadt am Main bis zum Jugendhaus Am Dicken Turm wanderten.

Im zehnten Jahr schon fast zur Routine geworden, traf man sich in Karlstadt am Main. Die erste Etappe führte über den Stationsberg nach Stetten, dann weiter über Thüngen, Binsfeld und Reuchelheim bis nach Arnstein. Die Teilnehmer waren unter anderem aus Berlin, Sulzbach am Main, Wangen im Allgäu, Würzburg und Nijmwegen in Holland angereist und hatten somit Einblick in eine Landschaft, die für sie recht unbekannt war. Die Fragestellung, die P. Markus den Männern mit auf den Weg gegeben hatte, war, ihr Augenmerk auf die Veränderung der Landschaft in den letzten Jahren zu legen.

Photovoltaikanlagen, Biokraftwerke und Windräder waren die augenscheinlichsten Veränderungen, die auffielen. In Arnstein, dem ersten Etappenziel angelangt besuchten die Wallfahrer die Kirche, bevor man sich im Gasthaus traf, um den vergangenen Tag zu reflektieren.

Am zweiten Tag- und das war mit 28 Kilometern das längste Teilstück, ging es über Altbessingen und Wülfershausen nach Greßthal, wo eine kräftigende Gulaschsuppe auf die Männer wartete. Danach wanderten sie weiter über die offene Landschaft bis nach Ebenhausen. Der Weg bot den Wallfahrern eine gute Gelegenheit, über die eigenen Veränderungen in den vergangenen Jahren nachzudenken. Da traten dann die Schmerzen im Knie, die gelaufene Blase etwas in den Hintergrund, berufliche und familiäre Veränderungen, positive und negative Erlebnisse wurden ins Gedächtnis gerufen.

Es blieb auch jedem Einzelnen genügend Zeit, im stillen Gebet Gott für die vergangenen Jahre zu danken und seinen begleitenden Beistand für die Zukunft zu erbitten. Am frühen Abend erreichte man dann das Gasthaus in Ebenhausen.


Reflexion des Alltags

Die dritte Etappe führte am letzten Tag über Oerlenbach, Eltingshausen und der Schwarzen Pfütze bis ins "Lange Schiff", wo ein guter Freund der Wallfahrer, der aus gesundheitlichen Gründen in diesem Jahr nicht mitgehen konnte, einen warmen Imbiss bereithielt. Über den Nüdlinger Wallfahrtsweg und die Bildeiche erreichte man das Jugendhaus in Münnerstadt, das Ziel der Wallfahrt. Nach Kaffee und Kuchen feierten die "Weihnachtsmänner" gemeinsam Gottesdienst, bei dem noch einmal das Thema der Wallfahrt "Sehen, was sich verändert hat" reflektiert wurde.

P. Markus, der Initiator der Wallfahrt, sieht in der Wallfahrt schon eine Veränderung. Ursprünglich vor zehn Jahren als Wiederaufleben von Wanderungen seiner Jugendgruppe in Sulzbach gedacht, hat er den Eindruck, dass sich alle Teilnehmer nicht aus sportlichen Gründen daran beteiligen, sondern die Wallfahrt bewusst als eine Zeit des Nachdenkens, des Reflektierens nutzen. "Bemerkenswert ist, dass sehr viel Persönliches unter den Männern ausgetauscht wird, dass bei der Reflexion am Abend sehr offen über Probleme geredet wird. Ich habe den Eindruck, dass für die Teilnehmer der Glaube tief verwurzelt ist, obwohl manch einer bei Schicksalsschlägen Gottes Güte anzweifelt", so Wallfahrer Michael Kübert.


Vieles ist im Wandel

Das Thema " Veränderung" der diesjährigen Wallfahrt sehr gut gewählt, fanden die Teilnehmer. "Es ist immer wieder spannend zu erfahren, was sich innerhalb eines Jahres bei dem einen oder anderen Wallfahrer geändert hat, wie es ihm ergangen ist," stellte Pater Markus fest. Bibel- und Schriftstellen halfen den Männern, auch aus einem anderen Blickwinkel die eigene Veränderung zu sehen, Einschnitte im Leben zu akzeptieren und die neue Lebenssituation anzunehmen.

Auch für P. Markus war der Neuanfang in Münnerstadt vor zehn Jahren ein Einschnitt, der jede Menge Veränderung in sein Leben brachte. Und genau so wie er spüren die Männer, dass diese Veränderungen im Leben nicht allein durch irdische Einflüsse zustande kamen, sondern dass Gott dabei als Lenker und Leiter irgendwie mitgemischt haben muss. Und so sieht er auch die Zukunft der Wallfahrt. Er lasse sich nicht zwingen, auch im nächsten Jahr wieder dieses Unternehmen zu planen und durchzuführen, doch die Meinungen und Hoffnungen der teilnehmenden Männern bestärkt ihn, auch 2013 wieder die Weihnachts-Männerwallfahrt durchzuführen, vielleicht mit neuen Teilnehmern, von einem anderen Ort aus nach Münnerstadt zu wandern. Geplant wurde bereits beim Abschied im Jugendhaus.