Günther Kircher gründet in Bad Kissingen einen "Club der kochenden Männer". Zusammen mit anderen Hobby-Köchen will er brutzeln und fachsimpeln.
Günther Kircher steht nicht am Herd, um satt zu werden. Kochen bedeutet für ihn: Liebe. Liebe zu Lebensmitteln. Schnippeln und rühren, brodeln und brauen, abschmecken und servieren - "Kochen ist das schönste Hobby, das es gibt", sagt der 65-Jährige. Günther Kircher will sich mit Gleichgesinnten zusammentun und einen Club gründen. Geht es nach ihm, soll der in der Stadt schon bald zu einer Institution werden. Mitbringen: Leidenschaft und guter Geschmack. Mitmachen: darf nicht jeder.
Im "Club der kochenden Männer" sind - wie der Titel es verrät - eben nur diese zugelassen. In diese Bruderschaft können nur Männer eintreten. Aber auch die weibliche Feinschmecker zuhause werden profitieren, wenn die Herren den Schneebesen ins Schleudern bringen, meint Günther Kircher. Mit fehlenden Kochkünsten habe der Ausschluss freilich nichts zu tun, sagt der 65-Jährige, schüttelt heftig den Kopf und verweist auf seine bessere Hälfte, die "Vieles sehr viel besser" könne als er. Die Tradition schreibt es vor.
Club in Bad Kissingen
Anfang der 1960er-Jahre haben sich die ersten sogenannten Clubs der kochenden Männer gegründet. Inzwischen treffen sich laut Club-Website 1300 Koch-Brüder einmal pro Monat in 120 Clubs in ganz Deutschland zum Fachsimpeln und Schlemmen. Bad Kissingen soll bald als Standort dazukommen.
Seit vielen Jahren ist der gebürtige Schwabe Chef der "Ulmer Spatzen", der Köche-Club in Ulm. Weil es den selbstständigen Coach vor einiger Zeit nach Bad Kissingen verschlagen hat, soll es den Männern nun auch hier an die Koch-Schürzen gehen. Günther Kircher will sich bald jeden Monat mit motivierten Hobby-Köchen treffen und Zutaten aus dem "heimischen Warenkorb" in ein 5-Gang-Menü verwandeln. Nur: Wer hat das Zeug zum "Koch-Bruder"?
Günther Kircher wird nicht erst zum Koch, wenn er in seine weiße Jacke mit der doppelten Knopfleiste schlüpft. Er lässt sich immerzu inspirieren: Wenn er auf Reisen ist, im Netz surft oder eines seiner 100 Kochbücher wälzt. Andererseits liebt er es, sich von dem überraschen zu lassen, was der Kühlschrank gerade hergibt, erzählt er. Zu Hause kocht er täglich.
Eine Frage der Einstellung
"Wichtig ist die Lust, das Essen auch zu gestalten." Wer bloß auf ein gutes Dinner spekuliert, ist hier falsch. Sterne braucht aber niemand am Koch-Kittel: "Wir hatten auch schon Leute, die noch nie gekocht haben." Es komme auf die Einstellung an und: "Die Menschen müssen zusammenpassen. Kochen ist eine intime Sache." Schließlich werde nicht nur über Rezepte gebrütet, sondern auch schon mal so manche Privatangelegenheit beackert. Bevor jemand Mitglied wird und sich mit seinen Koch-Brüdern jeden Monat an den Töpfen trifft, soll es eine Schnupper-Phase geben. Doch auch danach wird jedes Treffen eine Überraschung sein.
Die Rezepte bleiben geheim, bis sich die Truppe um den Herd versammelt. Jedes Mal ist ein anderer der Köche verantwortlich: Menü, Wein, Einkauf, Tischdeko. Am Ende geben die Koch-Kollegen ihr Urteil ab.