Hinter dem Open Air stehen ein ganzes Dorf, monatelange Planungen, hunderte Helfer und tausende Arbeitsstunden.
Am Wochenende kehrt der Ausnahmezustand nach Rottershausen zurück. Der größte Teil des Dorfes ist dann auf den Beinen, um beim "Und ab geht die Lutzi" Open Air 2017 entweder mit anzupacken oder zu feiern. Oder Beides. "Es ist schon so, dass dort alle zusammen helfen", sagt Ortssprecher Dieter Werner. "Das Festival hat eine hohe Akzeptanz. Die Bewohner im Ort sind stolz, dass die Jugend so etwas Großes jedes Jahr stemmt."
Bandanreise mit Soundcheck
Dahinter steht eine lange, akribische Planung und Vorbereitung. Bevor am Freitag die erste Band um 19.30 Uhr auf der Bühne steht, hat die ehrenamtliche Lutzi-Crew schon einen straffen Arbeitstag hinter sich: Restarbeiten auf dem Bühnen- und Campinggelände müssen erledigt und vor allem die Anreisen der Bands koordiniert werden. "Bei den großen Bands ist der Tag genau durchgetaktet", berichtet Christian Stahl vom Organisatorenteam. Um 13 Uhr etwa wird der Freitagsheadliner "Itchy" in Rottershausen erwartet. Die Punkrocker haben dann Zeit um Presseinterviews zu geben, ihr Equipment aufzubauen, einen Soundchek zu machen und sich auf den Auftritt am späten Abend um halb zwölf Uhr vorzubereiten.
Acht Tage vorher war auf dem Areal noch nicht viel von Bühnen, Zelten, Merchandise- sowie Getränkeständen zu sehen. Die Lutzi-Crew hatte zu dem Zeitpunkt zwar bereits eine Duschanlage der Marke Eigenbau am Campinggelände installiert, der eigentliche Aufbau hat allerdings erst wenige Tage vor dem Festival begonnen.
Vor dem Pfingstwochenende treffen sich mit Martin Werner, Christian Stahl, Daniel Seufert, Robin Wilm und Matthias Wetterich fünf Jungs aus dem Kernorganisatorenteam der Lutzi, um die nächsten Schritte durchzusprechen. "Erst markieren wir das Gelände, wo was zu stehen hat. Dann wird in den nächsten Tagen entsprechend gestellt", erklärt Stahl. Da sie das Open Air inzwischen zum achten Mal auf die Beine stellen und sich auf dem Bühnengelände zuletzt keine großen Änderungen mehr ergeben haben, läuft der Aufbau mit einer gewissen Routine ab.
Das Open Air findet auf dem Gelände des FC Einigkeit Rottershausen statt. Während des Lutzi-Wochenendes wird das Vereinsheim zur Festivalschaltzentrale mit Backstagebereich und Büros. Stahl: "Hier richten wir uns häuslich ein". Draußen herrscht seit Dienstag mehr und mehr Betrieb. Bauzäune werden gestellt, Sanitäranlagen für den Zeltplatz geliefert, Bar und Bühnen werden aufgebaut und die nötige Technik angeschlossen. "Bis Freitag soll eigentlich alles stehen, trotzdem ist der Tag immer noch mit Restarbeiten gut voll", berichtet der Chef-Organisator.
Campingareal verdoppelt sich
Zehn bis 60 Freiwillige sind in der Regel zum Aufbau auf dem Gelände. Zum Ende der Woche werden es mehr, "weil sich dann die Helfer Urlaub nehmen", sagt Daniel Seufert. Wie viele Arbeitsstunden es braucht, um den Sport- in einen Festivalplatz zu verwandeln, hat die Lutzi-Crew nicht ausgewertet. 3000, schätzt Seufert, sind es mindestens. Hinzu kommt der Berg an Arbeit an den beiden Konzerttagen, an denen mehr als 100 Helfer im Einsatz sind. Weitere hunderte Arbeitsstunden werden für den Abbau benötigt sowie für die Planung, die nahezu das ganze Jahr über läuft. Das Festival als Vollzeithobby.
Dieses Jahr habe man zum ersten Mal auch viele Helfer von außerhalb, also von Leuten, die nicht in Rottershausen und der näheren Umgebung wohnen. "Wenn das Festival jedes Jahr größer wird, sind wir auf die Externen angewiesen", sagt Seufert. Das Open Air ist in den vergangenen Jahren konstant gewachsen, die Besucherzahlen haben sich immer weiter gesteigert. 2017 werden zwischen 3500 und 5000 Besuchern pro Festivaltag erwartet. Das wirkt sich auch auf den Zeltplatz aus.
"Der Campingbereich ist letztes Jahr extrem gewachsen", erzählt Stahl. Haben in der Anfangszeit gerade ein paar Dutzend Besucher in Rottershausen gezeltet, waren es 2016 rund 800. Die Kapazität der Campingfläche war damit ausgereizt. Weil viele Besucher mittlerweile längere Anreisen in Kauf nehmen und nach den Konzerten nicht mehr heimfahren, und weil das Zelten zur Open-Air-Atmosphäre dazu gehöre, wird der Campingbereich dieses Jahr nahezu verdoppelt. Von fünf Hektar Open Air Gelände werden allein vier Hektar Wiese zum Parken und Zelten gebraucht. "Das ist schon ein enormer Aufwand", sagt Stahl. Aber eben einer, der dazugehört.
Die Lutzi 2017
Info Das "Und ab geht die Lutzi"-Open Air 2017 findet am 9. und 10. Juni statt. Einlass auf das Bühnengelände ist am Freitag um 19 und am Samstag um 16 Uhr. Weitere Infos gibt es auf
hier.